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Wer ist verantwortlich für das Unglück in Meron, bei dem 45 Menschen starben?

JERUSALEM, 31.08.2022 (MS) – Die Untersuchungskommission zur Katastrophe von Meron vor einem Jahr hat am Dienstag Mahnschreiben an mehrere hochrangige Beamte verschickt, die an der Entscheidungsfindung während der Tragödie beteiligt waren, bei der 45 Menschen am Grab von Rabbi Shimon Bar Yochai in Meron ums Leben kamen.

Beim Lag-baOmer-Fest auf dem Har Meron im Norden Israels ereignete sich am Abend des 29. April 2021 bis zum frühen Morgen des Folgetags eine Massenpanik mit mindestens 45 Toten und 150 Verletzten, die meisten davon schwer. Es war die zivile Katastrophe mit den meisten Toten in der Geschichte des Staates Israel.

Wer ist verantwortlich?

Die Kommission hat die Aufgabe, die Gründe für das Unglück zu finden und Verantwortliche zu benennen. Die Mahnbriefe wurden an Beamte versandt, die während des Unglücks entscheidende Positionen hielten. Zu den Empfängern der Briefe gehören der ehemalige Premierminister Benjamin Netanjahu, die ehemaligen Minister Amir Ohana und Rabbi Yaakov Avitan, der Polizeipräsident Kobi Shabtai, der scheidende stellvertretende Polizeipräsident des nördlichen Bezirks, Shimon Lavi, und der stellvertretende Polizeipräsident Morris Hen, Leiter der Sicherheitsabteilung.

Dass diese ranghohen Politiker und Funktionäre direkt mit den Ereignissen in Meron zu tun hatten, ist unwahrscheinlich. Die Kommission muss noch weiter nach den Personen suchen, die vor Ort an den Entscheidungen beteiligt waren, die zu der Massenpanik führten. Dazu gehören vor allem die Organisatoren der jährlichen Feierlichkeiten in Meron, die möglicherweise Sicherheitsvorschriften missachtet hatten.

So hieß es in dem Mahnbrief auch: „Während der Arbeit des Komitees haben wir viele Versäumnisse der Beamten aufgedeckt, die sich über Jahre hinweg mit dieser Veranstaltung beschäftigt haben.“

Politische Spiele

Die Likud-Partei Netanjahus fürchtet, dass es sich bei den Mahnbriefen um eine politische Kampagne handelt. Die Partei erklärte: „Wir teilen den großen Schmerz der Familien. Seit der Gründung des Staates hat kein staatlicher Untersuchungsausschuss während einer Wahlperiode Mahnschreiben an Wahlkandidaten verschickt. Es ist bedauerlich, dass der auf Initiative der Bennet-Lapid-Regierung eingesetzte Untersuchungsausschuss dies getan hat.“

Nur zwei Monate vor den nächsten Wahlen für die Knesset wird in Israel so gut wie alles politisiert, auch die Aufklärung der Meron-Tragödie. Die Kommission hingegen, die den Premierminister für ein Sicherheitsversagen bei einem Volksfest verantwortlich macht, hat noch viel Arbeit vor sich. Sie muss noch viel tiefer graben, um zu den wahren Verantwortlichen zu gelangen.

Titelbild: Für die Verstorbenen des Meron-Unglücks wurde ein Gebet gesprochen. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

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