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Der „Ismael-Papyrus“ – Rückführung eines äußerst seltenen Dokuments aus der Zeit des Ersten Tempels nach Israel

JERUSALEM, 08.09.2022 (LS) – Das äußerst seltene Dokument besteht aus vier zerrissenen Zeilen, die mit den Worten “ An Ismael senden….“ beginnen, wobei der Text darauf hindeutet, dass es sich um ein Fragment eines Briefes mit Anweisungen an den Empfänger handelt. Anhand der Schrift wird der „Ismael-Papyrus“ auf das siebte bis sechste Jahrhundert v. Chr. datiert.

Damit gesellt sich dieser Papyrus zu zwei weiteren Dokumenten aus dieser Zeit in der Sammlung der Israelischen Altertumsbehörde. Alle drei Papyri stammen aus der Judäischen Wüste, wo das trockene Klima die Erhaltung der Papyri ermöglicht.

Detektivarbeit führt die Forscher nach Amerika

Die Geschichte begann, als Dr. Ada Yardeni, Wissenschaftlerin für althebräische Schrift, im Juni 2018 verstarb und Prof. Shmuel Ahituv gebeten wurde, die Veröffentlichung eines Dokuments, an dem sie arbeitete, zu vollenden. Ahituv war überrascht, als er das Foto eines seltenen und bis dahin unbekannten Dokuments aus der Zeit des Ersten Tempels zusammen mit Yardenis vorläufiger Entzifferung fand.

Daraufhin kontaktierte Ahituv die Abteilung für Diebstahlprävention der Israelischen Altertumsbehörde, um den Verbleib des Originaldokuments ausfindig zu machen. Zusammen fanden sie heraus, dass der aktuelle Besitzer in Montana, USA lebt. Er erklärte, dass der Papyrus seiner Mutter geschenkt wurde, als sie 1965 Jerusalem besuchte. Seine Mutter hängte das gerahmte Schriftrollenfragment an die Wand.

Das seltene Dokument wird im Konservierungslabor der Israelischen Altertumsbehörde behandelt. Foto: Shai Halevi, Israelische Altertumsbehörde

Um den Eigentümer davon zu überzeugen, das empfindliche Dokument nach Israel zu bringen, wo es unter klimatisierten Bedingungen konserviert werden sollte, wurde er eingeladen, das Konservierungslabor der Abteilung für Schriftrollen der Israelischen Altertumsbehörde in der Judäischen Wüste in Jerusalem zu besuchen. Nach dem Besuch war der Eigentümer davon überzeugt, dass hier die besten Bedingungen für die Erhaltung und Erforschung des seltenen Dokuments herrschten. Er übergab das Fundstück der israelischen Altertumsbehörde.

Wer war Ismael?

Professor Shmuel Ahituv erklärt die Geschichte des Namens: „Der Name Ismael, der in dem Dokument erwähnt wird, war in der biblischen Zeit ein gebräuchlicher Name und bedeutet ‚Gott wird hören‘. Er taucht in der Bibel erstmals als Name des Sohnes von Abraham und Hagar auf und ist später der Personenname mehrerer Personen in der Bibel, darunter Yishmael ben Netanyahu, der den Statthalter Gedaliah ben Ahikam ermordete. Er erscheint auch als Name von Beamten auf paläographischen Funden wie Bullae (Stempelsiegel aus Ton), die zur Versiegelung von königlichen Dokumenten in der Verwaltung des Königreichs Juda verwendet wurden, z. B. auf der Bulla mit der Aufschrift „An Ismael, Sohn des Königs“. Das vorliegende Dokument bescheinigt wahrscheinlich eine Sendung an oder von Ismael.“

Titelbild: Der Brief „an Ismael“ in althebräischer Schrift. Foto: Shai Halevi, Israelische Altertumsbehörde

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