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Historisch: Israels Armee beginnt mit der Einberufung von Frauen zu Elite-Kampfeinheiten

JERUSALEM, 01.11.2022 (NH) – Das israelische Militär, kurz IDF, ist eine der wenigen Armeen der Welt, in der die Wehrpflicht auch für Frauen gilt. In den ersten Jahren dienten die jungen Soldatinnen hauptsächlich in militärischen Nebenrollen. Doch im Laufe der Jahrzehnte erzielte Israel immense Fortschritte bei der Integration von Frauen in der IDF. Immer mehr Positionen wurden den jungen Frauen eröffnet. Das weibliche Geschlecht war nun nicht nur in Positionen wie Piloten und Marineoffizieren anzutreffen. Auch der Militärdienst in einer von Männern dominierten Kampfeinheit wurde dem weiblichen Geschlecht zugänglich gemacht. So machen weibliche Soldaten fast 17 Prozent der Kampfbataillone der Armee aus. Bis heute jedoch wurden keine Frauen Sturmstaffeln oder speziellen Elitekampfeinheiten zugeteilt. Das soll sich ab jetzt ändern.

Frauen in Kampfrollen

Es gleicht einem historischen Schritt der IDF und einem Sieg des weiblichen Geschlechts: Zum ersten Mal ab diesem Monat werden junge Frauen in das Elitebataillon “669” der israelischen Luftwaffe eingezogen. Bei der 669-Einheit handelt es sich um eine der vier Spezialeinheiten der israelischen Armee.

Ein Dienst in der Elite-Such- und Rettungsbrigade wurde Frauen noch bis Anfang des Jahres verwehrt. Doch der Stabschef der israelischen Streitkräfte, Lt.-General Aviv Kochavi, setzte sich für die Chancengleichheit der Frauen in Kampfpositionen ein.

Zwar durften junge Soldatinnen der 669-Einheit bereits seit 2016 als Sanitäterinnen oder in anderen Dienstbereichen beitreten – eine Militärkarriere in einer Kampfposition blieb den Damen jedoch unzugänglich. Weiterhin geschlossen bleiben Eliteeinheiten wie die bekannte “Sayeret Matkal”, die “Shayetet 13” – eine Sonderkommandoeinheit der israelischen Marine und die “Shaldag”-Spezialeinheit der Luftwaffe. Die Kommandobrigaden agieren auch über die Landesgrenzen Israels hinweg und operieren auf feindlichem Gebiet.

Kritische Musterung und intensives Training

Bevor sich die jungen Kämpferinnen jedoch ihren lang ersehnten Traum erfüllen und in der Elite-669-Einheit dienen, müssen sie sich verschiedenen körperlichen sowie auch geistigen Untersuchungen unterziehen. Die ersten Musterungen für die 669-Einheit finden nur einmal im Jahr statt. Die Mindestanforderungen für den körperlichen und seelischen Gesundheitszustand der jungen Kampf-Anwärterinnen wurde vom Chefarzt, dem Chefinfanterie- und Fallschirmjägeroffizier und dem siebten Flügel der Spezialeinheiten der Luftwaffe festgelegt.

Soldatinnen bei der Ausbildung im Negev. Foto: Fokus Jerusalem

So müssen die Frauen, die sich der 669-Einheit anschließen möchten, mindestens 78 Kilogram wiegen und eine Körpergröße von über 1,66 Meter vorweisen. Die körperlichen Anforderungen gehen auf die Notwendigkeit zurück, schwere Lasten von bis zu 40 Kilogram tragen zu können.

Die Rekrutinnen müssen auch während ihrer 20-monatigen Ausbildung die Anforderungen weiterhin erfüllen. Nur so könne die Sondereinheit sicherstellen, dass die erforderliche Truppenqualität weiterhin aufrechterhalten wird.

Im Durchschnitt bewerben sich mehr als 1.200 Kadetten für die 669. Jedoch nur ein kleiner Bruchteil schließt den Kurs ab. Das Militärtraining gilt als besonders intensiv, da die jungen Kämpfer nicht nur an Land und in der See, sondern auch in der Luft ausgebildet werden. Anwärterinnen, die zwar die Anforderungen der ersten Musterung bestehen, aber im Kurs selbst abfallen, haben die Möglichkeit, sich für andere Kampfeinheiten zu bewerben.

Geschlechterintegration in der Kritik

Die Frage, alle Kampfpositionen für weibliche Soldaten zu eröffnen, spaltet seit Monaten die israelische Gesellschaft. Während viele das Recht der Frauen auf Chancengleichheit in der IDF unterstützen, werden ablehnende Stimmen innerhalb des israelischen Militärs lauter. Die Kritiker der Geschlechterintegration sehen in dem Model der Chancengleichheit ein “gefährliches soziales Experiment mit möglichen Auswirkungen auf die nationale Sicherheit.” Des Weiteren wird behauptet, die Anforderungen an weibliche Kampftruppen seien heruntergesetzt worden, da Frauen häufiger unter sogenannten “Stressverletzungen” leiden als ihre männlichen Kollegen.

Die IDF erklärte jedoch, die geplanten Pilotprogramme zu starten. Das Kriterium “die richtige Person am richtigen Ort” sei in diesem Fall ausschlaggebend.

Titelbild: Nun werden auch Frauen für die Elitekampfeinheit 669 rekrutiert. Kritiker geben zu bedenken, die Chancengleichheit könne gefährliche Auswirkungen auf die Sicherheit des Landes haben. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

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