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Drusische Soldaten üben Rache an Palästinensern – die Militärpolizei ermittelt

JERUSALEM, 30.11.2022 (NH) – Drei drusische Soldaten stehen im Verdacht, einen improvisierten Sprengsatz auf ein palästinensisches Haus geworfen zu haben. Die Attacke soll Sonntagnacht in der Nähe von Bethlehem stattgefunden haben. Die Soldaten der israelischen Panzerkorps-Einheit werden bezichtigt, den Anschlag in IDF-Uniformen begangen zu haben. Grund für die Tat soll Vergeltung für die Entführung und den Mord von Tiran Fero vergangene Woche sein. Die Militärpolizei leitete die Untersuchungen ein. Die mutmaßlichen Täter wurden jedoch noch nicht festgenommen.

Scheich verurteilt die Angriffe

Das geistige Oberhaupt der drusischen Gemeinschaft in Israel, Scheich Mofaq Tarif, verurteilte den Vorfall auf das Schärfste: „Ich toleriere keinen Gewaltakt jeglicher Art.“ In den Augen des Scheichs gebe es keine Rechtfertigung oder Legitimität von kriminellen Aktivitäten gegen Mitmenschen oder deren Eigentum. „Das ist nicht der Weg und Geist der israelischen Wehrdienstleistenden und schon gar nicht der drusischer Soldaten.“ Scheich Mofaq Tarif bittet jedoch darum, die Soldaten noch nicht zu richten, sondern abzuwarten, bis alle Untersuchungen gegen die drei Angeklagten abgeschlossen sind. „Ich vertraue den Ermittlungsbeamten und den Armee-Kommandeuren“, so der Scheich.

Die israelische Polizei ermittelt derzeit einen weiteren Angriff und die mutmaßliche Entführung von drei Palästinensern in der drusischen Gemeinde Yarka im Norden des Landes. Demnach sollen Mitglieder der drusischen Gemeinschaft die Palästinenser geschlagen und gewaltsam in ein Auto gezerrt haben. Die israelische Polizei fand die verletzten Opfer wenig später an der Stelle, an der sie angeblich entführt worden waren. Berichten und Videos auf sozialen Netzwerken zufolge hätten die Palästinenser als Druckmittel bei den Verhandlungen um die sterblichen Überreste des jungen Drusen zum Einsatz kommen sollen. Die Polizei leitete eine Untersuchung des gewalttätigen Vorfalls ein. Verhaftungen wurden bisher noch nicht gemeldet.

Die Familie und Freunde trauern um den Verlust von Tiran Fero. Tiran wurde von palästinensischen Bewaffneten aus einem Krankenhaus in Jenin entführt. Zwei Tage später wurde sein Leichnam nach Israel zurückgebracht. Der unmenschliche Akt erhitzte die Gemüter der loyalen Drusen. Foto: Shir Torem / Flash90

Drusen antworten mit Gegengewalt

Die Entführung des drusischen 12. Klässlers letzte Woche aus dem örtlichen Krankenhaus in Jenin brachte die Gemüter der drusischen Gemeinschaft zum Überkochen. Zwischen Demonstrationen und Autobahnblockaden mischten sich auch Morddrohungen, sollte der Leichnam von Tiran Fero nicht nach Israel zurückgebracht werden. Als Antwort auf die unmenschliche Entführung veröffentlichten drusische Bewaffnete aus Daliyat al-Carmel, dem Heimatdorf Tirans, eine Videobotschaft. Dort stellten sie den radikalen Entführern in Jenin ein Ultimatum: „Gibt den Körper zurück, bevor heute Nacht die Probleme beginnen. Wenn wir den Leichnam unseres Sohnes und Bruders Tiran nicht zurückbekommen, werden wir niemandem vergeben und niemanden verschonen. Sieht, ihr wurdet gewarnt“, so in der Botschaft an die Terroristen.

Kein Leichnam, sondern Mord

Tiran war vergangenen Dienstag in einen Autounfall im sogenannten Westjordanland verwickelt. Er wurde in das Ibn-Sina-Krankenhaus in Jenin evakuiert und notoperiert. 20 bewaffnete Terroristen stürmten die Krankenhausstation und trennten den Jungen vor den Augen seiner machtlosen Eltern von den lebenserhaltenden Maschinen. Nach Aussagen seiner Familie habe ein palästinensischer Arzt das Beatmungsgerät abgestellt. Tiran hätte noch Puls gehabt, als die Bewaffneten den Jungen in ein Auto warfen und verschwanden.

Titelbild: Die drei drusischen Soldaten werden sich nun vor einem israelischen Militärgericht für den Übergriff in der Nähe von Betlehem verantworten müssen. Foto: Nati Shohat / Flash90

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