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Iranischer Schriftsteller wird nach Interview im israelischen Fernsehen und Friedenswunsch zum Tode verurteilt

JERUSALEM, 02.01.2023 (NH) – Seit mehr als 100 Tagen demonstrieren Tausende Iraner für ihre Freiheit. Der laute Schrei gegen das islamische Regime wird von den Behörden blutig niedergeschmettert. Auch auf den Wunsch nach Frieden mit den zionistischen Nachbarn steht die Todesstrafe. Jetzt wurde der Schriftsteller und Illustrator Mehdi Bahman nach einem Interview im israelischen Fernsehen von einem Teheraner Gerichtshof zum Tode verurteilt.

Nach Friedenswunsch verhaftet

Aus welchem Anklagegrund das iranische Revolutionsgericht Mehdi Bahman zum Tode verurteilte, ist bis dato unklar. Oppositionsnahe Quellen berichten, er sei der “Kollaboration mit dem Ausland” und “Spionage” angeklagt und verurteilt worden. Nach Angaben eines unabhängigen Komitees wurde dem Angeklagten während des Verfahrens jeder Rechtsbeistand verweigert.

Der bekannte Schriftsteller wurde bereits am 19. Oktober vergangenen Jahres festgenommen. Behman hatte nicht nur an den landesweiten Protesten teilgenommen, sondern sich auch im israelischen Fernsehen auf Kanal 13 kritisch gegenüber der iranischen Regierung geäußert. Des Weiteren appellierte Mehdi Bahman für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Iran und Israel. In diesem Zuge hatte sich Bahman zuvor an eine Israelin gewandt, um eines seiner Bücher ins Hebräische übersetzen zu lassen.

Proteste eskalieren in tödliche Gewalt

Nach dem Tod der 22-Jährigen Mahsa Amini durch die “Moralpolizei” im vergangenen September brachen im Iran landesweit heftige Proteste gegen die amtierende Regierung aus. Amini wurde wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die radikale Kleiderordnung verhaftet und von iranischen Sicherheitskräften lebensgefährlich verletzt. Sie erlag wenig später ihren schweren Verletzungen.

Die Demonstranten fordern seitdem den Sturz des islamischen Regimes. Die Vereinten Nationen berichten vergangenen Monat, bei den Unruhen seien mehr als 14.000 Menschen verhaftet worden. Weitere 500 Demonstranten wurden von Irans oberstem Sicherheitsorgan getötet, darunter 69 Kinder – 100 Weiteren droht die Todesstrafe. Zwei von ihnen wurden nach einem grausamen Schauprozess bereits öffentlich hingerichtet.

Mit immenser Gewalt und harten Strafen versucht der Iran weiterhin, gegen die Demonstranten und Aktivisten vorzugehen. So wurde die Aktivistin Atefeh Naami im November tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Familie der Toten beschuldigt die iranischen Sicherheitskräfte, die junge Frau ermordet und einen Freitod inszeniert zu haben.

Mehdi Bahman sprach sich für den Frieden mit Israel im israelischen Fernsehen aus. Nun wurde der Künstler, der von seinem Umfeld als “Mensch mit edlem Charakter” geschätzt wird, zum Tode verurteilt. Foto: privat/Facebook

Schriftsteller wünscht religiöse Koexistenz

Mehdi Bahman versucht mit seinen Kunstwerken, religiöses Zusammenleben zu fördern. So hatte er gemeinsam mit dem schiitischen Geistlichen Abdolhamid Masoumi Teherani Kunstwerke mit Symbolen verschiedener Religionen erschaffen. Innerhalb des Irans hatten die beiden ihre Werke später an die Leiter der verschiedenen religiösen Strömungen verschenkt. Die Geschenke gingen unter anderem an die christlichen, muslimischen und jüdischen Geistlichen im Iran.

Berichten zufolge wurde auch Teherani, der sich im israelischen Fernsehsender Kanal 12 ebenfalls für eine religiöse Koexistenz aussprach, festgenommen. Über das Schicksal des schiitischen Geistlichen ist bis jetzt nichts bekannt.

Titelbild: Israelische Demonstranten drücken ihre Unterstützung für das iranische Volk aus und protestieren in Jerusalem gegen die Ermordung von Mahsa Jina Amini und das iranische Regime. Foto: Olivier Fitoussi /Flash90

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