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Ex-Hisbollah-Mitglied wurde mit Sexvideos zur Mossad-Spionage erpresst

JERUSALEM, 05.01.2022 (NH) – Der israelische Mossad ist einer der berüchtigsten Geheimdienste der Welt. Um kaum eine andere Organisation kursieren so viele spannende wie kuriose Legenden wie über die „tapferen“ Spione des Mossad. Die tollkühnen Agenten machten sich weltweit einen Namen mit gewagten Operationen, waghalsigen Sabotageakten und detailliert geplanten Attentaten. Zur Beschaffung von existenzsichernden Informationen scheint der Zweck alle Mittel zu heiligen. Nun soll der berühmt-berüchtigte Geheimdienst als überzeugendes Druckmittel zu pikanten Sexvideos gegriffen haben.

Mitglied wegen schlechten Benehmens versetzt

Die libanesische Zeitung Al-Akhbar berichtete am Mittwoch über die Verhaftung eines ehemaligen Hisbollah-Mitglieds. Dem Angeklagten werde Spionage für den „zionistischen Feind“ vorgeworfen. In dem Bericht, der mit der Terrororganisation verbundenen Zeitung heißt es, der israelische Geheimdienst habe den Verdächtigen zur Zusammenarbeit gezwungen. Doch wie konnte der israelische Auslandsgeheimdienst den Hisbollahkämpfer von einer Zusammenarbeit überzeugen? Angeblich greifen die Agenten und Agentinnen des Mossad als neue Art der Überredungskunst auf Sexvideos zurück.

Der inhaftierte Libanese, der als Mohsen S. identifiziert wurde, war 2010 der Hisbollah beigetreten und kämpfte für die Terrororganisation in Syrien. Wenig später wurde er wegen auffälligen „Verhaltensproblemen“ aus der Terrorbewegung ausgeschlossen und nach Afrika versetzt. Dort arbeitete Mohsen für eine Sicherheitsfirma, die mit der Hisbollah verbunden ist.

Hisbollah-Mitglied mit Video überzeugt

Al-Akhbar berichtet, Mohsen S. habe im Juni 2021 in einem Café in Sierra Leone eine junge Frau kennenlernte, die angab, Belgierin zu sein. In den darauffolgenden Tagen verabredete sich der Libanese mit der jungen „Belgierin“ und die beiden hatten angeblich Geschlechtsverkehr. Kurz darauf verschwand die Dame und ignorierte die Anrufe ihres Verehrers.

Zur Überraschung des Ex-Hisbollah-Mitglieds erhielt er nach dem Verschwinden seiner Sex-Partnerin ein pikantes Video, dass die gemeinsamen Stunden der beiden dokumentiert. Statt einer reizenden Frauenstimme erhielt Mohsen S. wenig später scheinbar einen Anruf von einem mutmaßlichem Mossadagenten, der um dessen Hilfestellung bat. Sollte der Assistenz-Wunsch abgelehnt werden, würden die belastenden Videoschnitte an die Familie und Freunde des Libanesen geschickt.

Das Druckmittel überzeugte Mohsen und er wurde nach Liberia gebracht. Dort soll er angeblich von vier israelische Offizieren über die Hisbollah, ihre Trainingsstützpunkte und die militärischen Fähigkeiten der Organisation verhört worden sein. Des Weiteren interessierte sich der Mossad auch für die Waffen, die er benutzt hatte und die Personen, an deren Seite er in Syrien gekämpft hatte.

David Barnea – der amtierende Direktor des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Hat unter seiner Regie eine solche Informationsbeschaffung stattgefunden? Foto: Avshalom Sassoni/Flash90

Mutmaßlicher Spion fliegt auf

Dem Bericht der libanesische Al-Akhbar zufolge sollte Mohsen S. im Anschluss in den Libanon zurückzukehren und sich wieder der Terrororganisation anschließen. Er soll zudem eine Ausbildung unterlaufen haben, die ihn dazu trainiert habe, die Standorte der Waffen- und Munitionsdepots der Hisbollah aufzudecken und zu dokumentieren. Trotz wiederholter Versuche schaffte es Mohsen nicht, wieder in der Organisation aufgenommen zu werden. Nach seiner Verhaftung im vergangenen September gab er zu, zahlreiche Aufgaben für den Mossad ausgeführt und technische Geräte erhalten zu haben, um verschlüsselte Informationen an die Israelis weiterzugeben.
Al-Akhbar behauptete zudem, es lägen „sehr sensible“ Informationen vor, die untermauern, dass dem israelischen Geheimdienst eine Reihe von „bemerkenswerten“ Operationen im Libanon und in Syrien geglückt seien.

Weitere Verhaftungen

Der Libanon hat in den vergangenen drei Jahren insgesamt 185 Personen verhaftet. Sie werden verdächtigt, mit Israel zusammengearbeitet zu haben. Von 185 Angeklagten wurden bisher 25 verurteilt. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass so viele Menschen unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Israel inhaftiert wurden. Der Libanon steht seit 2019 inmitten einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Situation brachte den Zusammenbruch der nationalen Währung und veranlasste die nationalen Banken, alle Anlagen einzufrieren. Ein Großteil der libanesischen Bevölkerung stürzte in Armut. Seit diesem wirtschaftlichen Zusammenbruch versucht die Zivilbevölkerung verzweifelt, an Bargeld zu kommen. Ob der berüchtigte Auslandsgeheimdienst Israels die Situation seiner Nachbarn zu seinen Gunsten nutzt, bleibt offen.


Titelbild: Hisbollahflaggen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit der Wirtschaftskrise sollen viele Libanesen aus Geldgründen mit dem feindlichen Nachbarn zusammenarbeiten. Foto: Ayal Margolin / Flash90

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