zurück zu Aktuelles

Wut in Amman: Israel hat angeblich jordanischen Botschafter daran gehindert, die Al-Aqsa-Moschee zu betreten

JERUSALEM, 18.01.2023 (NH) – Eine diplomatische Krise folgt der nächsten und bringt die jordanisch-israelischen Beziehungen zum Kochen. Zuletzt erhitzte der 13-minütige Besuch des israelischen Politikers Itamar Ben-Gvir die Gemüter im jordanischen Königreich. Jetzt habe die israelische Polizei dem jordanischen Gesandten Rasan al-Majali den Zutritt zur Al-Aqsa-Moschee verweigert. Israel behauptet jedoch, es drehe sich bei dem sensiblen Vorfall um fehlerhafte Korrespondenz. Der gestrige Besuch des Botschafters auf dem Tempelberg sei nicht angemeldet worden und die Grenzpolizei habe den Diplomaten nicht erkannt.

Amman tobt über Reihe von Tempelberg-Vorfällen

Jordanien lud nach dem Vorfall sofort den israelischen Botschafter in Amman vor und verurteilte Israel aufs Schärfste. In einer Erklärung des jordanischen Außenministeriums am Dienstag habe der israelische Diplomat “ein hart formuliertes Protestschreiben erhalten, mit dem Auftrag, das Formular umgehend an die israelische Regierung weiterzugeben.” Das Schreiben soll der “Besatzungsmacht” ins Gedächtnis rufen, dass ausschließlich die von Jordanien geführte Jerusalemer Waqf-Abteilung die heiligen Stätten in Jerusalem überwache. “Das gelte speziell für die Al-Aqsa-Moschee”.

Jordanien bezichtigt Israels neue “ultranationalistische” Regierung wiederholt des Versuches, den historischen Status quo auf dem Tempelberg zu ändern. Vor allem der Besuch des als Hardliner angesehenen Knessetmitglieds Itamar Ben-Gvir vor zwei Wochen führte zu weltweiten Kontroversen. Zwar hatte sich der israelische Minister für nationale Sicherheit an die strikten Besuchszeiten für Juden auf dem Tempelberg gehalten, dennoch führte der Spaziergang des Abgeordneten zu einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.

Besuch hätte nur Routine-Koordination benötigt

Mit dem vorhergegangenen Rückenwind der UN bricht nun erneut Hysterie um den Vorfall des jordanischen Diplomaten aus. Doch was steckt wirklich hinter dem internationalen Aufruhr?
Die Jerusalemer Polizei berichtet, es handle sich bei dem hochexplosiven Vorfall um fehlerhafte Korrespondenz. Rasan al-Majali habe seinen Besuch vorher nicht mit den Polizeibeamten abgestimmt. Der Botschafter sei mit dem Direktor des jordanischen Waqf und seinen Begleitern deshalb am Löwentor angehalten worden. Ein israelischer Polizist, der den Diplomaten nicht erkannte, hielt die Besucher dazu an, sich einige Minuten zu gedulden, um seinen Kommandanten über den unerwarteten Gruppenbesuch zu informieren. Während die israelischen Beamten auf weitere Anweisung ihrer Vorgesetzten warteten, sah der jordanische Botschafter keinen Grund auszuharren und verließ mit seinen Kumpanen aus Protest das Gelände.

Diplomat verlässt aus Protest das Gelände

Die israelische Polizei versicherte wiederholt, es habe sich bei der “Koordination” des Besuchs um einen routinemäßigen Ablauf gedreht, der nur einige kurze Minuten gedauert hätte. In der Dementier-Erklärung unterstreicht die Jerusalemer Polizei, dem Botschafter sei der Zutritt nicht verweigert worden, sondern er sei derjenige gewesen, der beschloss, das Gelände aus eigener Initiative zu verlassen. Die israelische Polizei bedauert “die falschen Veröffentlichungen zu diesem Fall.”

Zweieinhalb Stunden nach dem Tumult und einer öffentlichen Maßregelung des israelischen Botschafters in Amman kehrte Rasan al-Majali auf den Tempelberg zurück und betete in der Al-Aqsa-Moschee.

Titelbild: Polizeiwachen vor dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt. Foto: Jamal Awad / Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land