Gegen die Vorschriften: Dutzende Juden beten auf dem Tempelberg – Ben-Gvir: “Meine Politik”
JERUSALEM, 14.08.2024 (NH) – Anlässlich des Fastentages Tischa Be’Av sind tausende Juden auf den Tempelberg gestiegen. Unter den Besuchern war auch der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir. Singend und tanzend schwenkten die jüdischen Tempelberg-Besucher israelische Fahnen und hielten Gebetszeremonien ab – entgegen dem Status quo, der jüdische Gebete auf dem Gelände verbietet. Elf Gläubige wurden von der Polizei festgenommen. Die Bilder, die den Minister neben sich verneigenden und betenden jüdischen Besuchern zeigten, sorgten nicht nur in der arabischen Welt, sondern auch im israelischen Parlament für Furore. Die Palästinensische Autonomiebehörde forderte von Washington, gegen die “Al-Aqsa-Provokationen” vorzugehen. Das palästinensische Volkswiderstandskomitee rief seine Anhänger sogar dazu auf, “der jüdischen Aggression entgegenzutreten”.
Ben-Gvir will jüdisches Gebet durchsetzen
Der als Hardliner geltende israelische Minister Itamar Ben-Gvir hat mit dem Besuch auf dem Tempelberg erneut eine internationale Krise ausgelöst. Begleitet wurde er von seinem Kollegen, dem Minister für Negev und Galiläa, Yitzhak Wasserlauf. Obwohl Ben-Gvir erklärte, dass sein Besuch ‘nur’ dem Gedenken an die Zerstörung des Tempels diene, behauptete er auch, dass es “seine Politik ist, das jüdische Gebet auf dem Tempelberg durchzusetzen”. Während der Status quo Juden verbietet, auf der Plattform zu beten, hat die Polizei unter Ben-Gvir das stille Gebet in den vergangenen Jahren zunehmend toleriert.
Der Vorsitzende der Partei Degel Ha’Thora, Moshe Gafni, kritisierte das Verhalten des Ministers. “Die Verletzung der Heiligkeit des Tempelbergs und des Status quo interessiert Minister Ben-Gvir nicht, er stellt sich gegen die Oberrabbiner aller Generationen”, sagte Gafni. Der Parteivorsitzende drohte nun, die Fortsetzung der Koalitionspartnerschaft zu überdenken. Verteidigungsminister Yoav Gallant bezeichnete Ben-Gvir gar als “Pyromanen in der Regierung, der versucht, den Nahen Osten in Brand zu setzen”.
Internationale Empörung
Wütende Reaktionen gab es auch in Jordanien und Ägypten: “Die Extremisten in der israelischen Regierung verstoßen gegen das Völkerrecht”. Quellen in Israel warnen nun vor den gefährlichen Folgen des gestrigen Vorfalls, insbesondere angesichts der Bedrohungen durch den Iran und die Hisbollah. Doch die weltweite Kritik lässt den Sicherheitsminister kalt: “Vor den Sukkot-Feiertagen hat mich ein hoher Sicherheitsbeamter gebeten, nicht auf den Tempelberg zu gehen, weil das ‘die Gegend aufwühlen’ könnte. Eine Woche später fand das Massaker vom 7. Oktober statt”, so Ben-Gvir. Dem Minister zufolge “brauchen Hamas und Hisbollah keine Entschuldigung, um Juden zu massakrieren”. Erst vergangene Woche veröffentlichte die Hamas ein neues Video, in dem zum Mord an dem israelischen Minister aufgerufen wird. Bereits vor einem halben Jahr hatte die libanesische Organisation “Galilee Forces” Morddrohungen an Ben-Gvir geschickt.
In einer offiziellen Erklärung des Ministerbüros hieß es: “Die Politik des Ministers für Nationale Sicherheit ist es, Juden überall Religionsfreiheit zu gewähren, auch auf dem Tempelberg. Der Tempelberg ist souveränes Territorium der Hauptstadt des Staates Israel. Es gibt kein Gesetz, das die rassistische Diskriminierung von Juden auf dem Tempelberg oder anderswo in Israel erlaubt.”
Titelbild: Itamar Ben-Gvir postete ein Foto seines Besuchs auf Facebook: “Wir geben nicht auf. Die Souveränität wird mit aller Kraft demonstriert, vor allem an dem Ort, der für uns am heiligsten und wichtigsten ist.” Foto: Itamar Ben-Gvir Facebook-Account