
Archäologen entdecken mysteriösen Handabdruck in 1.000 Jahre altem Jerusalemer Verteidigungsgraben
JERUSALEM, 26.01.2023 (NH) – Die israelische Altertumsbehörde hat bei Ausgrabungen in der Sultan Suleiman Straße im Zentrum Jerusalems Fragmente eines riesigen Wassergrabens entdeckt. Die massive 1.000 Jahre alte Mauer soll Teil des Verteidigungssystems der alten Stadtmauern rund um die Heilige Stadt gewesen sein. Ersten Berichten der israelischen Altertumsbehörde zufolge, habe der riesige Felskanal Feinde daran gehindert, in die Stadt einzudringen. Ein mysteriöser Handabdruck, der in eine Stelle der Felsmauern gehauen wurde, verblüfft die israelischen Archäologen und stellt sie vor ein historisches Rätsel.
Massiver Schutzgraben umgibt Jerusalemer Stadtmauern
Die Ausgrabungen, die im Rahmen eines Infrastruktur- und Entwicklungsprojekts von der „Moriah Development Corporation“ durchgeführt werden, legten Teile eines tiefen Grabens frei. Es wird geschätzt, dass der Schutzwall, der die gesamte Stadt umgibt, im 10. Jahrhundert n. Chr. gegraben wurde. „Der Graben ist mindestens 10 Meter breit und zwei bis sieben Meter tief“, berichtet Zubair Adawi, Ausgrabungsdirektor der israelischen Altertumsbehörde, der den Graben unterhalb der Hauptstraße entdeckte. „Die Bürger wissen nicht, dass diese stark befahrene Hauptstraße direkt über einem immensen Graben gebaut ist. Es ist ein riesiger Felskanal“, erklärt Adawi. Anders als Wassergräben, die viele Burgen und Befestigungsanlagen in Europa umgaben, war der Felskanal um die Heilige Stadt trocken. Dennoch hätte die imposante Tiefe und Breite, auch ohne Wassermassen, die herannahenden feindlichen Armeen verlangsamt. „Die Verteidigung war so stark, dass die Kreuzfahrerarmee, die im Juni 1099 in Jerusalem eintraf, etwa fünf Wochen brauchte, um den Graben zu überqueren, während jüdische und muslimische Verteidiger zurückschlugen“, erläutert Amit Re’em, Jerusalems Regionaldirektor der Altertumsbehörde.

Während die Funktion des historischen Schutzgrabens den Forschern klar ist, haben die Archäologen das Geheimnis des Handabrucks noch nicht gelüftet. „Symbolisiert der Abduck etwas? Weist er auf ein bestimmtes Element in der Nähe hin? Oder ist es nur ein Streich? Die Zeit wird es zeigen“, erklären die Archäologen zuversichtlich.
Archäologische Funde visualisieren dramatische Kriegsereignisse
Die weltbekannten Jerusalemer Steinmauern rund um die Altstadt wurden im 16. Jahrhundert von dem türkisch-osmanischen Sultan Süleyman I. erbaut. Der jetzt freigelegte Graben soll jedoch viel massiver sein.
In vergangenen Epochen von Ritterschlachten und Kavallerie, die mit Schwertern und Pfeilen angriffen, waren die Befestigungen Jerusalems beeindruckend und komplex. Sie bestanden aus Mauern und Elementen und konnten große Armeen aufhalten, die versuchten, die Stadt zu stürmten“, berichtet Re’em. „Armeen, die im Mittelalter versuchten, die Stadt einzunehmen, mussten den tiefen Verteidigungsgraben und zwei zusätzliche dicke Befestigungsmauern dahinter überqueren, während die Verteidiger der Stadt von den Mauern Feuer und Schwefel auf die Angreifer regnen ließen.“

Israels Altertumsbehörde entschlüsselt fast täglich vergangene Militärgeschichten in und um die Heilige Stadt. Laut Eli Escuzido, Direktor der israelischen Altertumsbehörde, träumten und kämpften viele Menschen für Jerusalem. Die Verteidigungsgräben und Stadtmauern seien ein stilles Zeugnis vergangener Epochen. „Die archäologischen Funde ermöglichen es uns, die dramatischen Ereignisse und Umwälzungen der Stadt zu visualisieren. Man kann sich den Tumult vorstellen und fast den Kampfrauch riechen. Wir werden uns sehr anstrengen, um die Funde der Öffentlichkeit baldmöglichst zugänglich zu machen“, versichert Escuzido.
Titelbild: An einer Stelle entlang des Verteidigungsgrabens wurde ein Handabdruck in den Stein gemeißelt. Um die Symbolik des mysteriösen Handabdrucks rätseln die israelischen Forscher derzeit noch. Foto: Yuli Schwartz / Israel Antiquities Authority