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Netanjahu kündigt die Gründung einer neuen israelischen Grenzstadt in der Nähe von Gaza an

JERUSALEM, 06.02.2023 (NH) – Immer mehr Israelis verlassen die Großstädte und suchen Rückzug in ländlicheren Regionen. Dabei sind die Beweggründe zur Stadtflucht nicht nur finanzieller, sondern auch nationalistischer und ideologischer Natur. Seit der schweren Militäroffensive „Zuk Eitan“ im Sommer 2014 stieg die Nachfrage an Wohnraum in dem Grenzgebiet um Gaza überraschenderweise dramatisch. Der nationale Rat für Planung und Bau hat jetzt die Gründung einer neuen Gemeindesiedlung in der Nähe des Gazastreifens genehmigt. Das neue kommunale Wohnviertel, das vorübergehend auf den Namen „Hanoun“ getauft wurde, soll im Sdot Negev-Regionalrat errichtet werden und etwa 500 junge Familien beherbergen. Der Knesset-Beschluss, die Gemeinden in der Region zu stärken, sei jedoch auch eine Antwort auf die jüngsten palästinensischen Sicherheitsbedrohungen.

Genehmigungsprozess abgeschlossen

Bei der gestrigen wöchentlichen Kabinettssitzung der Knesset wurde über die Gründung der neuen Stadt Hanoun entschieden. Die ursprünglichen Pläne für die Grenzstadt bekamen unter Netanjahu erstmals im Jahr 2020 grünes Licht. Jetzt werden die Pläne in die Tat umgesetzt, indem der Beschluss budgetiert wurde.

Der israelische Premierminister untermauerte den erfolgreichen Genehmigungsprozess mit der Erklärung, dass eine neue Stadt der terroristischen Hamasregierung in Gaza „Israels Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit“ zeige. „Wir sind stolz darauf, das Land Israel auszubauen, und wir sind stolz darauf, die Siedlungen in allen Gebieten zu stärken“, so Netanjahu. Der Bau von Hanoun fördere zudem Entwicklung der israelischen Peripherie, insbesondere die Negev- und Gazagrenzregion.

Herzlich Willkommen in Hanoun

Der vorläufige Name der Stadt wird „Hanoun“ lauten, nach dem Namen des nahe gelegenen „Wadi Hanoun“. Der Name könne jedoch geändert werden, bevor die Gemeinde fertiggestellt wird. Die Vision der gemeinschaftlichen Siedlung umfasst religiöse wie auch säkulare Bewohner. Hanoun soll den Familien eine Lösung bieten, die in der Grenzregion um Gaza leben, sich aber nicht einem landwirtschaftlichen Moschaw oder Kibbuz anschließen möchten. Die neue Stadt soll östlich des Kibbuz Sa’ad errichtet werden, der nur 3,6 Kilometer vom Gazastreifen entfernt liegt, und etwa 500 Einfamilienhäuser umfassen.

Leiter des Sdot Negev Regionalrates, Tamir Idan, zeigt sich über den Beschluss erfreut: „Unsere Feinde sind damit beschäftigt, Raketen abzufeuern und Terror-Ballons steigen zu lassen. Wir bauen und besiedeln, erziehen und kümmern uns um unsere zukünftige Generation.“.

Zeev Elkin, der Minister für Bau- und Wohnungsbau, begrüsst die Entscheidung des israelischen Nationalrates: „Es gibt heutzutage eine enorme nationale Bedeutung bei dem Bau einer neuen Stadt, insbesondere in den Grenzgemeinden um Gaza.“ Elkin verspricht, den Bau neuer Wohnsiedlungen in ganz Israel weiter voranzutreiben. „Seit meinem Amtsantritt als Minister für Bau und Wohnungsbau haben wir die Golanhöhen, das Jordantal, Judäa und Samaria gestärkt. Heute stärken wir auch die Gaza-Region“, so der Minister.

Netivot legt Einspruch ein

Zwischen die Euphorie über den Ausbau des Heiligen Landes mischen sich kritische Stimmen. Das Finanzministerium hatte zuvor darauf gezielt, die Stadt Netivot zu erweitern, anstatt eine Neubausiedlung zu errichten. Das Ministerium verwies auf die hohen Kosten, die mit der Gründung einer neuen Stadt verbunden sind, im Vergleich zum Ausbau und der Nutzung bereits vorhandener Infrastrukturen. Jetzt bemängelt das Ministerium, die Gründung von „Hanoun“ werde auf Kosten der Expansion der sozioökonomisch-schwachen Stadt Netivot gehen. Hanoun werde einen direkten Wettbewerb für die Stadt Netivot darstellen, die seit Jahren versucht, den dramatischen Wegzug ihre Bevölkerung auszugleichen und die Stadt zu stärken. Netivot sei nur eine von vielen weiteren Städten im Süden des Landes, deren Fortschritt sich ungeachtet seitens der Regierung seit Jahren verzögert.

Titelbild: Blick auf eine Baustelle in der südisraelischen Stadt Beer Sheba. Mit dem Bau von Hanoun will der Staat nicht nur dem palästinensischen Terror trotzen, sondern auch der hohen Wohnungsnachfrage im Süden gerecht werden. Foto: Nati Shohat / Flash90

 

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