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Erneuter tödlicher Terroranschlag – Politik streitet über Racheakte der Siedler

27.02.2023 (TM) – Erneut hat ein palästinensischer Terrorist auf einen israelischen Zivilisten geschossen. Das Opfer, ein 27-jähriger Mann mit israelischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Der Vorfall ereignete sich am Montagabend auf der Straße 90 zwischen Jericho und dem Toten Meer. Dort wurde auch ein weiteres Auto unter Feuer genommen, doch dessen Fahrer blieb unverletzt und konnte entkommen. Die Täter sind auf der Flucht. Sie fuhren zunächst zum Kloster des Heiligen Georg in Wadi Qelt, verbrannten ihr Auto und stiegen in ein anderes Fahrzeug um. Nach ihnen fahndet ein Großaufgebot an Sicherheitskräften.

Tausende bei Beerdigung

Am Sonntag hatte ein Terrorist das Feuer auf ein israelisches Fahrzeug in der Nähe des arabischen Dorfes Huwara in Samaria eröffnet. Er tötete den 22-jährigen Hillel Menachem Yaniv und seinen Bruder, den 20-jährigen Yagel Yaakov Yaniv. Die beiden wurden am Montagnachmittag in Anwesenheit Tausender Menschen auf dem Herzlberg in Jerusalem beigesetzt. An der Trauerfeier nahmen mehrere Minister und Knesset-Abgeordnete teil. Nach dem Mörder des Brüderpaares wird weiterhin gesucht. Die Armee hat ihre Truppen in Samaria verstärkt.

Sechs Häuser und Dutzende Autos angezündet

Nach dem Doppelmord in Huwara hatten aufgebrachte Siedler dort randaliert und zahlreiche Häuser und Autos in Brand gesteckt. Ghassan Douglas, ein palästinensischer Offizieller, der israelische Siedlungen in der Region Nablus beobachtet, berichtete, dass Siedler mindestens sechs Häuser und Dutzende von Autos in Huwara angezündet hätten. Er schätzt, dass etwa 400 jüdische Siedler an dem Angriff beteiligt waren.

Die Autos, die von jüdischen Siedlern während der Ausschreitungen in Huwara verbrannt wurden. Foto: Erik Marmor/Flash90

Die Selbstjustiz wurde von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich sowie von vielen Israelis verurteilt. Auch Ministerpräsident Netanjahu und führende Politiker seiner Koalition übten Kritik und forderten die Bevölkerung dazu auf, das Recht nicht in die eigene Hand zu nehmen.

Staatspräsident Isaac Herzog verurteilte den grausamen und gewalttätigen Übergriff auf die Bewohner von Huwara aufs Schärfste. Er unterstrich: „Das ist nicht unsere Art. Das ist kriminelle Gewalt gegen Unschuldige. Sie schadet dem Staat Israel, sie schadet uns, sie schadet den Siedlern. Es schadet den Sicherheitskräften, die mit der Suche nach den Verantwortlichen für den Terroranschlag beschäftigt sind, und vor allem schadet es uns als moralische Gesellschaft und als rechtmäßiges Land.“ Herzog sagte auch, dass „unser aller Herz, das des ganzen Volkes von Israel, in schrecklichem Schmerz zerrissen ist“ wegen der Morde an Hillel und Yagel Yaniv.

Wir brauchen brennende Dörfer“

Die Racheaktion der Siedler fand aber auch Lob und Zustimmung. Der Abgeordnete Zvika Fogel (Partei „Jüdische Stärke“) erklärte: „Ein geschlossenes, verbranntes Huwara – das will ich sehen. Das ist der einzige Weg, um Abschreckung zu erreichen. Nach einem Mord wie dem gestrigen brauchen wir brennende Dörfer, wenn die Armee nicht handelt.“ Er gab an, er schäme sich dafür, dass die Koalition, der er angehört, in ihrer Reaktion auf den palästinensischen Terror „stottert“.

Oppositionsführer Yair Lapid kommentierte diese Aussagen so: „Dies ist keine völlig rechte Regierung, wie ihre Befürworter sie stolz genannt haben. Es ist eine Regierung der Anarchie. Der Abgeordnete Fogel sollte wegen Anstiftung zum Terror ins Gefängnis kommen.“

Titelbild: Israelische Sicherheitskräfte bewachen den Schauplatz des Terroranschlags an der Bet Ha’Arava-Kreuzung im Jordantal. Foto: Erik Marmor/Flash90

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