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Keiner fliegt für Netanjahu: Nicht nur die israelische Luftwaffe, auch ElAl-Piloten streiken

JERUSALEM, 06.03.2023 (NH) – Aufruhr in der israelischen Luftwaffe: 37 Reservepiloten eines strategisch wichtigsten Kampfgeschwaders der Luftwaffe haben beschlossen, diese Woche nicht zum Training zu erscheinen. Breite Unterstützung wird den Elitekämpfern von ihren ElAl-Kollegen zugesprochen. In einem dramatischen Schritt verweigerten die Piloten der israelischen Fluggesellschaft, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Staatstreffen nach Italien zu befördern. Kritiker fordern Gefängnisstrafen für die Verweigerer.

Streik im wichtigsten Kampf-Sqadron Israels

37 von 40 Mitgliedern der „Patisch“-Elitestaffel, zu Deutsch „Hammer-Geschwader“, haben angekündigt, im Schatten der anhaltenden Protest-Revolution im Land, diese Woche nicht an ihren geplanten Trainingseinheiten teilzunehmen. Stattdessen würden die ausgebildeten Kampfpiloten bei den Demonstrationen gegen die geplante Justizreform zugegen sein. Nach der dramatischen Befehlsverweigerung sollen israelischen Medienberichten zufolge inzwischen mindestens zwei weitere Jagdgeschwader einen ähnlich dramatischen Schritt wie die Reservisten der 69-Squadron erwägen.

Bei dem 69-Geschwader handelt es sich um den wohl wichtigsten strategischen Arm der israelischen Luftwaffe. Die Elite-Staffel besteht aus F-15i-Flugzeugen, die für Angriffe auf entfernte Ziele eingesetzt werden. Die“Patisch-Einheit“ flog unter anderem an dem Angriff auf den Atomreaktor in Syrien im Jahr 2007.

Harter Umgang mit Verweigerern

Der israelische Luftwaffen-Kommandeur, Generalmajor Tomer Bar, versucht, das gravierende Streik-Problem offen anzugehen. In einem Gespräch mit den Reservisten forderte er sie auf, weiterhin zu den Übungen zu erscheinen. Des Weiteren versprach Bar, dass die geschulten Kampfpiloten „Verteidiger des Landes sind und er nicht zulassen werde, dass ihr Image Schaden davontrage“.

Kritische Stimmen fordern von Israels Militär, eine harte Haltung gegenüber den Verweigerern einzunehmen. Die Kritiker verweisen auf den umstrittenen „Scharon-Plan“ aus dem Jahr 2005, der die gewaltsame Evakuierung der Siedlungen im Gazastreifen anordnete. Zum damaligen Zeitpunkt wurden Armeeverweigerer mit Gefängnisstrafen gerügt.

In einem vorsichtig formulierten Appell an die streikenden Kampfpiloten twitterte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: „Wenn Reservisten einberufen werden, melden wir uns immer. Wir sind ein Volk.“

Niemand fliegt für „Bibi“

Derweil muss sich der israelische Ministerpräsident nicht nur mit Kampfverweigerern aus der Luftwaffe auseinandersetzen. Für den geplanten Staatsbesuch in Italien ist kein ElAl-Pilot bereit, das Netanjahu-Paar mit einer von der Regierung gecharterten Boeing 777 nach Europa zu befördern. Premierminister Benjamin Netanyahu und seine Frau Sara sollen voraussichtlich am Donnerstag nach Rom fliegen, um die neue italienische Regierungschefin zu treffen. Die ElAl-Pilotenausschreibung endete bereits gestern Mittag, doch bis dato ist das Cockpit nicht besetzt. Zwar argumentiert ElAl, die Fluggesellschaft befinde sich nach der Corona-Pandemie noch immer in der Erholungsphase und kehre erst langsam zu ihrer vollen Kapazität zurück. Dennoch stehe als Hauptgrund bei der Verzögerung der Pilotenbesetzung des Netanjahu-Fluges der Protest gegen die Gesetzesreform im Vordergrund.

Titelbild: Ein Pilot der israelischen Luftwaffe grüßt aus dem Cockpit eines F-16-Flugzeugs. Jetzt drohen 37 geschulte Kampfpiloten, nicht zu den Trainingseinheiten zu erscheinen. Foto: Moshe Shai / Flash90

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