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Netanjahu weiter auf Auslandsreise – Proteste verfolgen Premierminister bis nach London

JERUSALEM, 26.03.2023 (NH) – Die Rufe der Anti-Regierungs-Protestler hat Israels Staatschef Benjamin Netanjahu am Freitag auch lautstark in der britischen Hauptstadt in London vernommen. Hunderte Gegner der geplanten Justizreform demonstrieren während Netanjahus Treffen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak. Der Premier des Vereinten Königreiches zeigte sich seinem Besuch gegenüber besorgt: „Es ist wichtig, demokratische Werte zu bewahren“, so Sunak. Das Schabbatessen des Netanjahu-Paares in einem unkoscheren Restaurant am Samstag sorgte wenig später für nationale Rüge und Kritik.

Netanjahu trifft in London Sunak und Braverman

Benjamin Netanjahu führt seine Europa-Reisen wie geplant fort. Nach Paris, Rom und Berlin folgte nun ein Staatsbesuch in London. Bei einem wichtigen Treffen mit seinen britischen Amtskollegen Rishi Sunak und der als Hardliner geltenden Innenministerin Suella Braverman, diskutierten die Staatsoberhäupter die iranische nukleare Bedrohung und die Wichtigkeit einer britisch-israelischen Allianz. Rishi Sunak drückte zwar seine Solidarität mit Israel angesichts der Terroranschläge in den letzten Monaten aus, doch bekräftigte er auch die britische Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung. Das englische Staatsoberhaupt sprach auch die wachsende Eskalation im sogenannten Westjordanland an und ermutigte alle Parteien „die Spannungen zwischen den Fronten abzubauen, insbesondere während der bevorstehenden Feiertage“.

Netanjahu und die englische Innenministerin hatten in ihrem Gespräch die Bekämpfung des globalen Terrorismus aufgegriffen. Suella Braverman wurde in der Vergangenheit wegen ihrer umstrittenen Pläne zur Abschreckung von Asylsuchenden scharf kritisiert.

Anti-Regierungs- und Pro-Palästina-Demonstranten vereint

Doch auch in London fand Netanjahu keine Ruhe vor dem brodelnden Vulkan der Anti-Regierungs-Demonstranten. Dutzende in England lebende Israelis protestierten zeitgleich zum Treffen der Staatschefs vor der bekannten „Downing Street 10“, der Residenz des britischen Premierministers im Zentrum Londons, gegen die geplante Justizreform der israelischen Koalition. Tatsächlich mischten sich unter die israelischen Protestler auch pro-palästinensische Gruppen. Neben hebräischen Schildern, die zur Verteidigung der israelischen Demokratie aufriefen, wurden auch Palästinenser-Flaggen und Plakate geschwenkt, die den Stopp der „zionistischen Besatzung“ fordern.

In einer Ansprache im israelischen Fernsehen kurz vor seiner Abreise nach London versprach Benjamin Netanjahu, die Einheit in seinem zunehmend zerrütteten Land wiederherzustellen. Er erklärte jedoch auch, die geplanten Reformen weiterzuverfolgen.

Unkoscheres Restaurant erhitzt die Gemüter

Die Skandale um Israels Knesset-Chef reißen auch am Tag darauf nicht ab. Die Bilder des Premierministers Benjamin Netanjahu und seiner Frau Sara in einem nicht-koscheren Restaurant zierten gestern jede israelische Zeitung und Medienseite. Zwar ist auf dem Tisch der Netanjahus kein unkoscheres Essen zu sehen, doch scheint der Hummer auf einem Nachbartisch genug zu sein, um den Premierminister weiter zu attackieren.

Das „verbotene“ Schabbatessen der Netanjahus in dem bekannten Gordon Ramsey’s River Restaurant im Savoy Hotel, in welchem das Paar auch während ihres Aufenthalts in London untergebracht war, wurde nicht nur von Oppositionsführer Yair Lapid schwer kritisiert. Rüge für die Netanjahus hagelte es auch aus den eigenen Reihen. Yair Lapid twittert kurz darauf seinen Unmut über das Paar: „Es gibt keine Grenzen für Netanjahus Heuchelei: Er isst in einem nicht-koscheren Restaurant und rennt dann nach Hause, um für das Chametz-Gesetz zu stimmen“, so Lapid. Der „Yesh Atid“-Parteichef bezog sich auf das geplante umstrittene Gesetz, das Krankenhausdirektoren ermöglichen soll, gesäuertes Brot während des jüdischen Passah-Festes in ihren Einrichtungen zu verbieten.

Das israelische Staatsoberhaupt wurde zwar in der Vergangenheit von ultraorthodoxen Medien beschuldigt, angeblich unkoschere Speisen zu essen, doch hat Netanjahu die Behauptungen stets vehement bestritten.

Titelbild: Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei einer Kabinettssitzung in Jerusalem. Der Knesset-Chef steht seit Wochen in der internationalen Kritik. Foto: Marc Israel Sellem/POOL

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