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Aufruhr um Chametz-Gesetz: Krankenhaus konfisziert Kekse einer Schwangeren

NETANYA, 04.04.2023 (NH) – Im Schatten des umstrittenen Chametz-Gesetzes hat jetzt ein Krankenhaus in Netanya einer Schwangeren den Zutritt mit einer Kekstüte verwehrt. Die Besucherin wurde aufgefordert, ihren Snack am Eingang des Krankenhauses in einem Karton zu hinterlegen. Der Verzehr von “Gesäuertem” sei nur in einem dafür bestimmten Zelt gestattet. Der Vorfall noch vor dem eigentlichen Beginn der Feiertage, führt zu erneuten Kontroversen innerhalb der Bevölkerung und in den Reihen der Opposition. Yair Lapid erklärt, das Gesetz sei eine Beleidigung des Judentums.

Keks-Konfiszierung einer Schwangeren

Die israelische Knesset hat vergangene Woche ein umstrittenes “Chametz-Gesetz” erlassen. Demnach dürfen Krankenhäuser von ihren Patienten verlangen, über die Pessachfeiertage keine gesäuerten Lebensmittel, das sogenannte Chametz, in die Einrichtungen zu bringen. Da die hohen Feiertage erst am Mittwoch beginnen, musste eine schwangere Frau zu ihrer Überraschung schon jetzt ihre Kekstüte am Krankenhauseingang zurücklassen. Entgegen der Auflagen, die eine Chametz-Suche in den Besuchertaschen verbieten, beschlagnahmte der Wachmann des privaten religiösen Laniado-Krankenhauses in Netanya den Snack der werdenden Mutter.

Die Patientin, die während eines Routinebesuchs in der Risikoschwangerschaftsstation behandelt werden sollte, hinterlegte ihre Kekse in einer dafür vorgesehenen Box. Die Artikel werden nummeriert und können nach dem Aufenthalt wieder mitgenommen werden. Ein Verzehr der gesäuerten Lebensmittel sei nur in einem großen Zelt außerhalb des Krankenhauses gestattet.

Chametz-Gesetz wieder in der Kontroverse

Der Ehemann der Schwangeren wandte sich an den Krankenhausmanager und forderte Erklärungen für den ungewöhnlichen Vorfall. Bis dato bekam das junge Paar jedoch keine Antwort.

Tatsächlich widerspricht die Durchsuchung der Patiententasche den neuen Gesetzesauflagen. Demnach haben die Krankenhäuser keine Befugnis, die persönlichen Gegenstände ihrer Patienten auf “Chametz” zu untersuchen. Bereits in der Vergangenheit hat das Laniado-Krankenhaus, das mit der jüdisch-religiösen Öffentlichkeit verbunden ist, das Mitbringen von gesäuerten Lebensmitteln während der Feiertage unterbunden.

Dieses Jahr ist das Verbot zwar gesetzlich untermauert und das Krankenhaus weist durch ein Schild am Eingang des Geländes auf das “Chametz-Verbot” hin, dennoch führte der Zwischenfall in Israel zu landesweiten Kontroversen.

Gesäuerte Speisen sind nach jüdischen Koschergesetzen während der Pessachfeiertage verboten. In den meisten Supermärkten werden heute Abend gesäuerte Lebensmittel aus den Regalen genommen oder abgedeckt. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Oppositionsführer Yair Lapid reagierte schnell auf den Keks-Krieg und schrieb in einem öffentlichen Tweet, es handele sich bei dem unnötigen Gesetz um eine Beleidigung für das Judentum. “Schließlich gibt es kein Gesetz auf der Welt, das die Menschen dazu bringen würde, an den Exodus zu glauben. Erzwungener Glaube ist kein Glaube”, so Lapid.

Krankenhäuser werden kein “Chametz-Gesetz” anwenden

Auch Uri Kedar, Exekutivdirektor der Bewegung “Freies Israel”, reagierte auch den Vorfall: “Was heute Morgen im Laniado Hospital passiert ist, ist genau die Gefahr, die das “Chametz-Gesetz” mit sich bringt. Ein öffentliches Krankenhaus, das aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, ermöglicht nicht allen Krankenhausbesuchern die gleichen Bedingungen”. Kedar versprach, “alle rechtlichen Schritte einzuleiten, um das Phänomen zu stoppen”.

Die meisten israelischen Krankenhäuser gaben nach der Erlassung des Gesetzes bekannt, ihre Richtlinien in Zukunft nicht zu ändern. Das Hadassah-, Ichilov-, Wolfson- und Tel Hashomer-Krankenhaus werden nicht nach gesäuerten Lebensmitteln in den Taschen ihrer Patienten suchen. Das Rambam- und Assaf HaRofe-Krankenhaus planen zwar, über mehrsprachige Ausschilderungen auf die Chametz-Auflagen hinzuweisen, werden aber das Verbot in der Praxis nicht durchsetzen. Es scheint, dass sich trotz des großen Lärms rund um das Gesetz in den Krankenhäusern Israels nichts ändern wird.

Titelbild: Das Laniado-Krankenhaus in Netanya setzt als erstes das neue Chametz-Gesetz um und sorgt damit für Aufruhr im ganzen Land. Foto: Gili Yaari / Flash90

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