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Pläne für eine orthodoxe Bibelschule in Tel Aviv erzürnen Anwohner

JERUSALEM 11.04.2023 (LS) – Bewohner des Kikar Hamedina Plaza und des Nordens von Tel Aviv haben zu ihrer Überraschung erfahren, dass die Gemeindesynagoge, die den Bewohnern derzeit dient, in eine orthodoxe Jeschiwa (Bibelschule) mit 250 Studenten umgewandelt werden soll, die in einem fünfstöckigen Gebäude im Herzen eines säkularen Viertels untergebracht wird.

Nachbarn fürchten, dass ihr bisheriger Lebensstil von den jungen, religiösen Menschen beeinflusst wird, die laut der Bewohner nicht in diese Umgebung passen und auch nicht willkommen sind.

Widerstand formt sich

Der stellvertretende Bürgermeister von Tel Aviv, Rechtsanwalt Reuven Lediansky, erklärte: „Ich habe Anfragen von Anwohnern erhalten, die gegen das Projekt sind. Bis heute wussten sie nichts von der Absicht, eine Jeschiwa in der Clay-Straße zu errichten! Niemand hat mit ihnen gesprochen oder ihnen den Plan vorgestellt und ihnen die Möglichkeit gegeben, den Plan abzulehnen oder Änderungen zu beantragen. Dies ist eindeutig ein unzulässiges öffentliches Verfahren“.

Einer der Bewohner des Viertels erklärte: „Dies ist ein ausgesprochen säkulares Viertel, mit jungen Familien und Senioren. Wir versuchen, einen liberalen Ton beizubehalten, respektieren einander und haben kein Interesse daran, ‚unsere Spiritualität und unsere Werte zu stärken‘, wie wir in der Ankündigung der Ziele durch die Initiatoren der besagten Jeschiwa gesehen haben.“

Feindselige Atmosphäre

Die aktuelle Stimmung in Israel ist aufgrund der Proteste gegen die Netanjahu-Regierung sehr angespannt. Die Kluft zwischen den säkularen und religiösen Israelis zeigt sich zurzeit mit voller Stärke und viele Säkulare sehen ihren Lebensstil durch die religiöse Regierung bedroht. In diesem Sinne ist der Widerstand gegen eine orthodoxe Jeschiwa durchaus verständlich.

Es handelt sich Berichten zufolge jedoch nicht um eine ultra-orthodoxe Jeschiwa, sondern um eine nationalreligiöse Jeschiwa, deren Schüler in der Armee dienen. Die Bibelschule existiert zudem bereits seit vielen Jahren, wenige Minuten von der Clay-Straße entfernt, und soll lediglich in neue Gebäude umziehen. Unter diesem Blickwinkel scheint die Reaktion der Bewohner etwas übertrieben.

Außerdem behaupten die Bewohner selbst, liberale Werte zu vertreten, zu denen auch Toleranz gegenüber allen Religionen gehören sollte.

Titelbild: In einer Jeschiwa wird Thora gelernt und gebetet. Nach jüdischer Tradition bringt solch ein Ort himmlischen Segen in seine Umgebung. Foto: Yaakov Naumi/Flash90.

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