zurück zu Aktuelles

Yom HaZikaron 2023: In der Krise vereint sich Israel in der Trauer

JERUSALEM, 24.04.2023 (NH) – Die Straßen des Landes sind mit blau-weißen Fähnchen geschmückt. Israel bereitet sich auf seinen 75. Geburtstag vor. Doch bevor das jüdische Volk seine Unabhängigkeit feiert, vereint sich das Land heute Abend in der Trauer und gedenkt seiner  Gefallenen. Ein ganzes Land senkt seinen Kopf und teilt den Schmerz von 3.420 Waisenkindern, 800 Witwen und 851 Eltern, die ihr Teuerstes verloren haben. Die Unabhängigkeit des Heiligen Landes fordert bis heute einen hohen Zoll.

Traurige Statistiken zum Nationaltrauertag

Kurz vor Beginn des jährlichen Gedenktages für die Opfer von Krieg und Terror, der heute Abend von einer Trauersirene bei Sonnenuntergang eingeleitet wird, veröffentlicht das israelische Verteidigungsministerium die traurige Statistik seiner Gefallenen. Seit dem Jahr 1860 bis zum heutigen Tag fielen 24.213 Kämpfer für das Heilige Land. 1860 hatten die ersten Söhne Israels die sicheren Stadtmauern Jerusalems verlassen und neue Stadtteile erbaut.

Seit der Staatsgründung im Jahr 1948 beklagt das Land 4.231 Terroropfer, davon 740 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren. 120 Israelis wurden aufgrund ihrer Nationalität und ihres Glaubens im Ausland ermordet. 135 ausländische Staatsbürger verloren ihr Leben bei Attentaten in Israel. Seit dem vergangenen Nationaltrauertag im Jahr 2022 wurden weitere 59 Soldaten und 31 Zivilisten in die Statistik aufgenommen.

Das Verteidigungsministerium nutzte die Veröffentlichung der Bilanz, um die breite israelische Öffentlichkeit dazu aufzufordern, dem Andenken der Gefallenen höchsten Respekt zu zollen und den trauernden Hinterbliebenen zur Seite zu stehen. Die anhaltenden Jusitzreform-Proteste hätten auf Gedenkfeierlichkeiten und Militärfriedhöfen keinen Platz.

Miriam Peretz: den Schmerz respektieren

Miriam Peretz, die im Jahr 2021 für die Präsidentschaftswahlen kandidierte, forderte Israels Staatsmänner dazu auf, „Zurückhaltung, Geduld und menschliche Sensibilität zu zeigen“. Peretz, die selbst zwei ihrer Söhne während ihrer Militärdienste verloren hat, bat die Politiker inständig, die Wünsche der Hinterbliebenen zu respektieren und bei den geplanten Gedenkfeiern keine Ansprachen zu halten. Im gleichen Zug warnte sie jedoch davor, dies nicht zu einem neuartigen Trend werden zu lassen. Menschen sollten nicht daran gehindert werden, auf Veranstaltungen zu sprechen, weil anwesende Personen andere Ansichten hätten.

Im Schatten der anhaltenden Krise und der Debatte, ob Politiker an Gedenkfeiern auf Militärfriedhöfen teilnehmen dürfen, sagten bereits einige orthodoxe Knessetabgeordnete ihre Teilnahme ab. Neben Israels Minister für Wohnungsbau und Bauwesen, Yitzhak Goldknopf, werden auch der stellvertretende Minister für Kultur und Sport, Yaakov Tessler (beide Mitglieder der Vereinigtes Thora-Judentum-Partei) und Bildungsminister Haim Biton (ultraorthodoxe Schas-Partei) den militärischen Zeremonien fernbleiben. Die Ministerin für nationale Diplomatie, Galit Distal-Atbaryan (Likud), kündigte ebenfalls an, nicht an den Gedenkfeiern teilzunehmen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versprach gemeinsam mit Oppositionschef Yair Lapid und weiteren hochrangigen Knessetabgeordneten, „die Kontroverse an diesem Gedenktag außerhalb der Militärfriedhöfe zu lassen“.

Eine Kerze für jeden Gefallenen

Auch Sie, liebe Fokus Jerusalem-Freunde, können eine persönliche Kerze erleuchten lassen. Auf der Gedenk-Webseite des israelischen Verteidigungsministeriums haben Sie die Möglichkeit, eine digitale Kerze in Gedenken an diejenigen anzuzünden, die ihr Teuerstes für den Staat Israel gegeben haben: ihr Leben. „Izkor“ – „In Gedenken“.

Izkor – Light a candle (in englisch)

Titelbild: Israelische Soldaten platzieren vor dem Nationaltrauertag israelische Flaggen auf den Gräbern gefallener Soldaten auf dem Militärfriedhof Mount Herzl in Jerusalem. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land