
Das letzte Telefonat, das eine ganze Nation berührte: Ein Lied für Reem
JERUSALEM, 13.05.2024 (NH) – Seit Ausbruch des Krieges „Eiserne Schwerter“ hat der kleine jüdische Staat 604 Soldaten verloren, 272 davon während des Bodenmanövers im Gazastreifen. Jeder einzelne der Gefallenen war eine ganze Welt. Jeder hinterlässt eine unheilbare Wunde – ein schwarzes Loch in unseren Herzen. Wir gedenken heute, in tiefer Trauer und Schmerz, den gefallenen Helden des 7. Oktober.
Der Schwarze Schabbat hat Israel verändert, hat jeden Einzelnen von uns verändert. Der Verlust unserer gefallenen Soldaten, unserer Väter, Brüder und Kinder, ist mit Worten nicht zu beschreiben oder zu erfassen. Die letzten Nachrichten der Männer und Frauen, die ungewollt zu historischen Kriegshelden für eine Nation und die kommenden Generationen wurden, der letzte Brief oder das letzte Foto, sind die einzigen Erinnerungen an die gefallenen Lieben.
Im Krieg „Eiserne Schwerter“ wurden wir mit Tausenden Heldengeschichten von Soldaten, Polizisten, Sanitätern und Zivilisten konfrontiert. Sie riskierten ihr Leben, um das ihrer Nächsten zu retten – und manchmal opferten sie sogar ihr eigenes. Wir werden es wohl nie schaffen, alle Heldentaten zu erzählen. Am heutigen Soldatengedenktag berichten wir über einen Soldaten, dessen Geschichte uns besonders berührt hat. Doch Reems letzter Kampf ist nur einer von Hunderten …
Der letzte Kampf des Golanisoldaten Reem
Reem Meir-Batito diente als Soldat im 51. Bataillon der Golani-Brigade. Am Morgen des 7. Oktober, dem „Simchat Thora“-Feiertag, war Reem Teil des Bereitschafts-Trupps, der in der Nähe des Gaza-Grenzübergangs kämpfte. Nach einem mehrstündigen Gefecht ging der Einheit die Munition aus. Die jungen Soldaten navigierten zurück zu ihrem Militärstützpunkt „Kissufim“. Dort griff der Kämpfer zum Telefon.
Reem wusste, dass seine Familie das „Fest der Thorafreude“ gemeinsam bei ihm zu Hause feierte. Da der junge Held verstand, dass ihm nicht viel Zeit blieb, um mit jedem einzelnen zu sprechen, bat er seine Mutter, den Lautsprecher zu aktivieren. „Ich bin zum Stützpunkt zurückgekehrt und warte auf Befehle, um weiterzukämpfen. Ich liebe dich und entschuldige mich bei jedem, den ich verletzt habe. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe und, wenn was passiert, dann … „, verabschiedet sich der 19-jährige Soldat mit zitternder Stimme. Seine Mutter versucht mit aufbauenden Worten, ihrem Sohn Mut zuzusprechen. „Du verstehst nicht, was hier vor sich geht, es gibt Dinge hier, die man nicht sehen darf“, so Reem. Seine Mutter Diklah erzählt später in den israelischen Medien, ihr Sohn war für sie der klügste und schönste Junge der Welt. „In meiner Wahrnehmung dachte ich keinen Augenblick daran, dass ihn irgendetwas verletzen könnte“. Nur zwanzig Minuten nach dem Telefonat wurde Reem durch eine Mörsergranate der Hamasterroristen getötet. Der Golanisoldat wurde nur 19-Jahre alt.
Ein Telefonat brennt sich tief ins Herz
Das letzte Telefonat mit seine Mutter Dikla brannte sich in das Gedächtnis und die Herzen eines ganzen Landes. Das Gespräch zwischen Mutter und Sohn hat viele schwierige und emotionale Momente, zeugt aber auch von tapferem unbeschreiblichem Heldentum. Der talentierte Sänger und Songwriter Eli Huli beschloss, das erschütternde Gespräch in einem besonders bewegendem Lied zu verewigen. Das Gedenk-Stück „Sipur Milchamot – Shir le’Reem“ (zu Deutsch Kriegsgeschichten – Ein Lied für Reem) wurde geboren.
„Reem, du kennst mich nicht, aber ich kenne dich und deine Geschichte. In den letzten zwei Monaten hatte ich das Glück, deine wundervolle Familie kennenzulernen. Ich war bei dir zu Hause, auf dem Armeestützpunkt, wo du gedient hast und wo du gefallen bist. Ich hatte das Privileg, deine Geschichte zu schreiben und dir in einem Lied zu gedenken, das jeder hören und auf diese Weise dich und das, was du am 7. Oktober durchgemacht hast, kennenlernen kann.“ – Eli Huli.
Reem Meir-Batito, 2.9.2004 – 7.10.2023. Möge sein Andenken ein Segen sein.
Mit freundlicher Erlaubnis von Eli Huli und Ido Ohayon
Kriegsgeschichten – Ein Lied für Reem
Ich bin morgens vor dem Sonnenaufgang aufgestanden und
Es ist noch ein Schabbat an dem ich ein Essen in weißem Hemd verpasse.
Ich ziehe die Uniform an und wir gehen zur Wache.
Staub und Rauch füllen die Augen,
Das Pfeifen der Granaten betäubt die Ohren.
Es ist nicht wie in Filmen oder in Kriegsgeschichten.
Ich habe Dinge gesehen, die ich nicht hätte sehen dürfen.
Ich trockne die Tränen.
Ihr schaut mich an -„Du bist schon bereit dafür“
Ihr sagt „Du schaffst das“ – aber ich bin zu klein dafür
Alle sind hinter mir,
Und wenn wir es nicht schaffen,
Dann wisst, ich habe wenig gelebt, aber viel geliebt.
Wir kehren zum Stützpunkt zurück, haben nicht aufgehört zu gehen.
Wie sieht der gleiche Ort so ganz anders aus.
Alle kämpfen,
und zwischen den Gedanken, träumen wir über alles, was wir hätten werden können.
Ich trockne die Tränen.
Ihr schaut mich an -„Du bist schon bereit dafür“
Ihr sagt „Du schaffst das“ – aber ich bin zu klein dafür
Alle sind hinter mir,
Und wenn wir es nicht schaffen,
Dann wisst, ich habe wenig gelebt, aber viel geliebt.
Es ist bald Abend, ich weiß jetzt schon,
es tut mir leid, wenn ich den verletzt habe, der mich hört.
Wenn Träume sterben, werden Helden geboren, Erinnerungen bleiben bestehen.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe und, wenn was passiert, dann …“
In Gedenken an Reem und die Gefallenen des Krieges „Eiserne Schwerter“.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen ist.
Titelbild: Reem Meir-Batito. Foto: IDF Spokesperson