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Welternährungsprogramm setzt Hilfe für Gaza und Westjordanland aus

JERUSALEM, 08.05.2023 (NH) – Das Welternährungsprogramm hat bekanntgegeben, aufgrund schwerer Finanzierungsschwierigkeiten die Wirtschaftshilfe für über 200.000 Palästinenser im Gazastreifen sowie im sogenannten Westjordanland einzufrieren. Ein Sprecher der Organisation, die sich der Ernährungssicherheit in 83 Ländern verschrieben hat, spricht von einer „schmerzhaften Entscheidung“. Der Nahrungsmittelstopp soll bereits im kommenden Monat in Kraft treten. Für viele Familien im Gazastreifen ist die Nachricht ein Schock. Dutzende Palästinenser demonstrierten vor den Büros der UN-Organisation und skandierten „Nein zum Hunger“- Parolen.

WFP erhält Friedensnobelpreis

Das Welternährungsprogramm, kurz WFP, ist ein Zweig der Nahrungsmittelhilfe der Vereinten Nationen. Bei der WFP handelt es sich um die weltweit größte humanitäre Vereinigung, die sich der Bekämpfung des Hungers und der Unterstützung von Ernährungssicherheit widmet. Das Programm unterstützt 91,4 Millionen Menschen in 83 Ländern und wurde im Jahr 2020 mit dem prestigeträchtigen Friedensnobelpreis in Oslo ausgezeichnet.

Nun hat die WFP, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Hunger in der Welt bis 2030 zu beseitigen, mit „gravierenden Finanzierungsengpässen“ zu kämpfen. Das berichtete Samer Abdeljaber, der Landesdirektor des WFP für palästinensische Gebiete, am Sonntag. „WFP müsste damit beginnen, die Hilfe für über 200.000 Palästinenser auszusetzen, was 60 Prozent der derzeitigen Fallzahl entspricht“, so Abdeljaber. Angesichts des schwerwiegenden Geldmangels erhofft sich die Organisation der Vereinten Nationen, mit dem dramatischen Entschluss die begrenzten Ressourcen zu strecken.

Nahrungsmittel- und Bargeldhilfe ab Juni gestrichen

Bis dato unterstützte das Welternährungsprogramm Familien in Gaza und im sogenannten Westjordanland mit monatlichen Gutscheinen im Wert von 9,20 Euro pro Person. Ein weiteres Programm verteilt Lebensmittelkörbe an mittellose Palästinenserfamilien. Beide Hilfs-Konzepte sind nun von den Restriktionen betroffen.

Nach Samer Abdeljaber ist sich die UN-Organisation über die fatalen Auswirkungen auf Hunderttausende von Menschen, die unter Nahrungsmittelknappheit leiden, bewusst. Daher werde die WFP die Lebensmittel-Hilfe für 140.000 Palästinenser, die sich Grundnahrungsmittel nicht leisten zu können, für begrenzte Zeit fortsetzen. Sollte das Welternährungsprogramm jedoch keine finanziellen Mittel erhalten, sehe sich die Organisation gezwungen, die Gutschein- und Lebensmittelunterstützung im gesamten Sektor bis spätestens August vollständig zu stoppen.

Personen- und Warenverkehrsbeschränkungen

Seit Jahren koordiniert Israel zusammen mit Ägypten den Personen- und Warenverkehr in den Gazastreifen. Wegen Sicherheitsbedenken im Zusammenhang der radikal islamistischen Hamas-Regierung und anhaltenden Militärenklaven blockieren die beiden Länder den Verkehr mit strengen Sicherheitsbeschränkungen.

Gaza wird seit dem Jahr 2007 von der radikalislamischen Terrororganisation Hamas regiert. In dem Küstenstreifen leben 2,3 Millionen Palästinenser. Nach UN-Berichten sind 45% der Bewohner arbeitslos – 80% leben von internationalen Hilfsmodellen. Für Tausende Familien stellt die WFP-Nahrungsmittel- und Bargeldhilfe die einzige Einnahmequelle dar. Betroffene berichten, der UN-Gutschein halte die Familie am Leben. „Die Botschaft, die sie uns geschickt haben, ist gleichbedeutend mit dem Tod.“

Titelbild: Palästinenser erhalten Nahrungsmittelhilfe vom Welternährungsprogramm. Mehr als 80% der Bewohner aus Gaza leben von internationalen Hilfsmodellen. Foto: Ahmad Khateib/Flash90

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