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“Braut für die Ewigkeit” – Rituelles Reinigungsbad in Gedenken an Terroropfer neu eröffnet

JERUSALEM, 14.05.2023 (NH) – Am 9. September 2003 hat Jerusalem eines der schlimmsten Terrorattentate des zweiten Palästinenseraufstandes erlebt. Ein Selbstmordattentäter zündete seine Bombe im bekannten Café Hillel in der “Deutschen Kolonie”. Er riss sieben Menschen mit in den Tod und verletzte 57 weitere schwer. Die riesige Detonation erschütterte die ganze Stadt. Bis heute versucht Jerusalem, die Erinnerung an die Opfer aufrechtzuerhalten. Jetzt wurde die Mikwe im Stadtteil Katamon in Gedenken an Naava Applebaum grundsaniert. Die Neueröffnung fand kurz vor ihrem Geburtstag statt.

Eine Braut für die Ewigkeit

Der kleine jüdische Staat kämpft seit seiner Gründung um seine Existenz. Der Kampf fordert bis heute einen hohen Tribut. Doch das Land und seine Bewohner vergessen kein einziges Opfer. Auch Naava Applebaum und ihr Vater David, die bei dem Hillel-Selbstmordanschlag ums Leben kamen, haben ihren Platz im Gedächtnis der Jerusalemer Bevölkerung.

Rückblick: Naava und ihre Familie waren mit den letzten Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Die 20-jährige und ihr Verlobter Chanan sollten sich am nächsten Tag das Ja-Wort geben. Zusammen mit ihrem Vater David, der damals als renommierter Notarzt im Shaarei-Zedek-Krankenhaus in Jerusalem arbeitete, brach die Braut zum nahe gelegenen Café Hillel auf, um den fleißigen Helfern ein paar Getränke zu besorgen. Naava und ihr Vater kehrten jedoch nie von ihrem letzten gemeinsamen Spaziergang zurück.

Gedenkprojekte an die Opfer

Chanan brach in der Notaufnahme des Shaare-Zedek-Krankenhauses zusammen, als er die Nachricht vom Tod seiner Verlobten erhielt. Hunderte von Freunden und Verwandten, die zur Hochzeit nach Israel gereist waren, erwiesen dem Vater und seiner Tochter am nächsten Tag bei der traurigen Doppelbeerdigung die letzte Ehre.

Wenige Stunden vor dem Bombenanschlag besuchte Naava die Mikwe im Stadtteil Katamon, wie es die jüdischen Gesetze namens Halacha für eine Braut vor ihrer Hochzeit vorschreiben. Jetzt hat das rituelle Reinigungsbad eine Grundsanierung erhalten. In Anwesenheit von Jerusalems sephardischem Oberrabbiner Shlomo Amar und anderen religiösen Führungspositionen, den Spendern des Projekts sowie allen Mitarbeitern wurde die Mikwe kurz vor Naavas Geburtstag eingeweiht. Eine Gedenktafel am Eingang des Reinigungsbades erinnert an die junge Braut und ihren Vater. Zwar wurden bereits zuvor verschiedene Gedenkprojekte ins Leben gerufen, doch die Renovierung der Jerusalemer Mikwe wurde speziell Naava gewidmet.

Jerusalems schönste Mikve für Naava

Das Reinigungsbad im Jerusalemer Stadtteil Katamon wurde im Jahr 1948 erbaut und gehört dem religiösen Rat und Rabbinat von Jerusalem. Zwar waren sich alle Involvierten des verschlechterten Zustands der Mikwe bewusst, doch benötigt eine so große Renovierung einige Spendengelder. Mit den passenden Sponsoren wurde das Gedenkprojekt wenig später umgesetzt. Da der Bau sowie die Renovierung einer Mikwe nach strengen und komplexen jüdischen Gesetzen erfolgt, überwachte eine Firma namens Mayim Tehorim den gesamten Sanierungsprozess.

Oberrabbiner Amar zeigte sich bei der Eröffnungsfeier gerührt: “Ich habe viele Reinigungsbäder in Jerusalem gesehen, aber dies muss das Schönste sein. Der Geist von David und Naava sind Teil dieses Projekts und werden immer unter uns sein.”

Titelbild: Eine Luxus-Mikwe für Frauen in der israelischen Siedlung Alon Shvut. Eine Mikwe ist ein Bad, das im Judentum zum Zweck der rituellen Reinigung verwendet wird. Foto: Gershon Elinson/Flash90

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