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3.000 Jahre alte Patienten in Jerusalemer Krankenhaus – zwei altägyptische Sarkophage werden CT-Untersuchung unterzogen

JERUSALEM, 22.05.2023 (NH) – In der Warteschlange für die Computertomografie-Untersuchung im Shaarei-Zedek-Krankenhaus in Jerusalem haben gestern neben regulären Patienten auch zwei altägyptische Särge auf ihre CT-Behandlung gewartet. Die außergewöhnlichen, Jahrtausende alten Gäste wurden in einer komplexen Mission in das medizinische Zentrum verfrachtet. Die Vorbereitungen der Sarg-Operation dauerten mehrere Monate. Doch warum wurden die ägyptischen Sarkophage einer Tomografie unterzogen?

Glorreiche Geschichte trifft auf medizintechnische Innovationen

Es scheint ein weiterer Routinetag im bekannten Shaarei-Zedek-Krankenhaus zu sein. Doch am gestrigen Tag haben die renommierten Ärzte des medizinischen Zentrums zwei besondere Patienten versorgt:  zwei 3.000 Jahre alte altägyptische Sargdeckel, deren Geburtsdatum auf 950 v. Chr. geschätzt wird. Die Forscher schoben jedoch nicht die Mumien in die CT-Scanner, sondern nur die beiden Platanenholz-Artefakte. Die Toten-Laden sind Teil der ägyptischen Sammlung des Israel-Museums in Jerusalem.

In einer fünfmonatigen Operation wurde die Überführung der atemberaubenden Artefakte geplant. Foto: Shaarei-Zedek-Krankenhaus Jerusalem

Die archäologische Mission wurde vom Kurator der ägyptischen Abteilung und den Mitarbeitern der Konservierungslabors des Israel-Museums in Zusammenarbeit mit der Bildgebungsabteilung der Jerusalemer Klinik organisiert. Das Israel-Museum bat die Professoren des Shaarei-Zedek- Krankenhauses, ihren ägyptischen Schatz der unkonventionellen Untersuchung zu unterziehen. Nach monatelanger sorgfältiger Planung und speziell angefertigten Holzkisten wurden die Sarkophage gestern in das Hospital überführt. Das Ziel der CT-Untersuchung war, den Ablauf der Herstellung der rituellen Toten-Laden zu erforschen. Wie produzierten die ägyptischen Künstler die wertvollen Sarkophage vor Tausenden von Jahren? Wurde das Sargholz vor dem Schnitzen und Dekorieren bereits behandelt?

Zeremoniensängerin und Adliger bei CT-Sondertermin

Den Archäologen zufolge gehört der erste Sarg einer Zeremoniensängerin Namens “Jed-Mut”. Ihr Name soll nicht nur auf dem Rücken des mächtigen Sarges graviert sein, sondern auch in den Haupttextzeilen des Totensegens auftauchen.

Jed-Mut diente dem ägyptischen Gott Amun-Ra. Als Hauptgottheit des ägyptischen Pharaonenreiches wurde Amun-Ra auch außerhalb Ägyptens verehrt. Der Deckel des zweiten Sarkophages stammt aus der Zeit zwischen dem 7. und 4. Jahrhundert v. Chr. Der Sarg gehörte demnach einem ägyptischen Adligen namens Fateh-Hutep.

Da die beiden mächtigen Totenschreine mit altägyptischen Symbolen und Details verziert sind, war die Computertomografie die einzige Möglichkeit, das Holz zu untersuchen, ohne das Dekor zu beschädigen.

Die beiden Sargdeckel sind mit ägyptischen Hieroglyphen verziert. Foto: Shaarei-Zedek Krankenhaus Jerusalem

Die fortschrittliche Medizintechnologie des Shaarei-Zedek-Krankenhauses ermöglichte den Archäologen, jeden Millimeter der Särge in einem zweistufigen Energieprogramm zu scannen. Die Tomografie zeigt detailliert die Trennung zwischen den verschiedenen Arten von Materialien. In den ersten CT-Übersichtsbildern waren Holz und Gips sowie Lufthohlräume deutlich zu erkennen. Tatsächlich lagen die Wissenschaftler mit ihren Annahmen richtig: das Holz enthält weitere Materialien, die nun von den Expertenteams erforscht werden müssen. Endgültige Antworten werden in den kommenden Wochen erwartet.

Titelbild: Zwei besondere Patienten in der Warteschlange zum CT. Foto: Shaarei-Zedek-Krankenhaus Jerusalem

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