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1.800 Jahre alte Grabhöhle im Norden Israels bei Hausbau zerstört

JERUSALEM, 24.05.2023 (NH) – Im Norden Israels hat eine Familie bei dem Bau ihres Wohnhauses mutwillig eine jahrtausendealte Grabhöhle zerstört. Statt den spannenden Antiquitätenfund zu melden, versuchten die Familienmitglieder, die Entdeckung zu verheimlichen. Die israelische Polizei und Altertumsbehörde ermitteln.

Verlorenes Kulturgut

Die Entdeckung einer einzigartigen Grabhöhle während ihres Hausbaus brachte eine Familie in Maschhad, einem arabischen Dorf in der Nähe von Kfar Kana, nicht dazu, ihre Arbeiten einzustellen, sondern führte zur vollständigen Zerstörung des atemberaubenden Fundes. Auf einen Hinweis hin trafen israelische Sicherheitskräfte und Beamte der Altertumsbehörde an der Baustelle ein. Die Inspektoren der Diebstahlpräventionseinheit der Altertumsbehörde entdeckten eine Reihe von riesigen verdächtigen Erdhaufen auf dem Grundstück.

Nachdem der Eigentümer des Geländes und der Bauherr die Erdhügel entfernten, machten die Beamten der Behörde die erschreckende Entdeckung. Von der 1.800 Jahre alten Höhle, mit unglaublichen neun Grabwinkeln, war nur noch eine einzige Grabecke übrig geblieben.

Von neun Grabecken blieb nur ein Winkel unversehrt. Die restlichen antiken Sargnischen wurden vollständig zerstört. Foto: Yuli Schwartz/Israelische Altertumsbehörde

Am Eingang der Höhle wurden drei reich verzierte steinerne Sarkophage gefunden, die in der Antike zum Sammeln menschlicher Knochen dienten. Die kunstvoll behauene Gebein-Kisten waren jedoch leer. Die Beamten der Antiquitätenbehörde gehen folglich davon aus, dass die Grabhöhle erst kürzlich ausgeraubt wurde.

Nach dem Fund der jahrtausendealten Grabgrotte wurden die Bauarbeiten auf dem Gelände umgehend eingestellt. Eine Reihe verdächtiger Personen wurde zur Polizeibefragung geladen.

Die steinernen Beinhäuser bestehen aus weichem Kalkstein und wurden von der jüdischen Bevölkerung Galiläas im 2. Jahrhundert n. Chr. verwendet. Der spannende Fund im Dorf Maschhad deutet daher auf die Existenz einer jüdischen Siedlung in der Region zur Zeit des zweiten Tempels hin. Foto: Yuli Schwartz/Israelische Altertumsbehörde

Haft- und Geldstrafen für Antiquitätenraub

Nach israelischem Gesetz müssen Antiquitätenfunde sofort der israelischen Altertumsbehörde gemeldet werden. Nir Distelfeld, Leiter der nördlichen Diebstahlpräventionseinheit, erklärt, dass den Grundstückseigentümern aus diesem Grund eine Anklage droht. Bei der mutwilligen Beschädigung einer antiken Stätte müssen die Täter sogar mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen. Die meisten Richter ahnden die Vergehen jedoch mit einer satten Geldstrafe von bis zu 20.000 Schekel, umgerechnet 5.000 Euro.

“Es gibt ein Missverständnis, dass, wenn Leute Entdeckungen melden, die Arbeit gestoppt und verzögert wird, aber das stimmt nicht unbedingt”, erklärt Nir Distelfeld das Verhalten der Familie. Distelfeld geht davon aus, dass die Familie ihr Haus weiter bauen kann, sobald die Beamten der israelischen Altertumsbehörde die Überreste der zweiten Grabhöhle vermessen haben.

Es scheint, dass die fast 2.000 Jahre alte Grabhöhle vor kurzem geplündert wurde. Einige Grabbeigaben konnten jedoch sichergestellt werden. Foto: Yuli Schwartz/Israelische Altertumsbehörde

In Israel existieren etwa 35.000 Antiquitätenstätten. Jede archäologische Stätte erzählt eine jahrtausendealte Geschichte. Die Zerstörung dieser historischen Vermächtnisse sind irreparabel. Die israelische Altertumsbehörde bittet alle Bewohner des Landes, die gemeinsamen nationalen Ressourcen zu schützen und die Kulturschätze Israels zu wahren.

Titelbild: Die traurige Grabzerstörung im Norden Israels vernichtet 2.000 Jahre alte Kulturschätze für immer. Nur wenige Artefakte konnten sichergestellt werden. Foto: Yuli Schwartz/Israelische Altertumsbehörde.

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