zurück zu Aktuelles

Terroranschlag an Südgrenze – ägyptischer Polizist erschießt drei israelische Soldaten

JERUSALEM, 04.06.2023 (NH) – Israel hat einen traurigen Schabbat hinter sich. Der hinterhältige Mord an drei jungen Soldaten hat das Land zutiefst erschüttert. In den frühen Samstagmorgenstunden passierte eine ägyptische Sicherheitskraft unentdeckt den Grenzzaun und erschoss einen Soldaten und eine Soldatin. Erst Stunden später erkannten weitere Armeeeinheiten, dass der Kontakt zu dem improvisierten Wachpunkt abgebrochen war. Ein Armeekommando wurde entsendet und geriet in einen schweren Schusswechsel mit dem Attentäter, wobei ein weiterer Soldat verwundet wurde. Er erlag seinen schweren Verletzungen auf dem Weg zum Krankenhaus.

Drogenschmuggel und Terror

In den vergangenen Wochen vereitelte das israelische Militär mehrere Drogenschmuggelversuche aus Ägypten. Dem gestrigen Terroranschlag ging ein solcher Schmuggelversuch voraus. Gegen 2:30 beschlagnahmte die israelische Armee, kurz IDF, Drogen im Wert von 1,5 Millionen Schekel (umgerechnet fast 374.000 Euro). Der Schmuggel-Vorfall ereignete nur drei Kilometer vom Tatort entfernt. Die IDF schlägt daher die Option, dass der Ägypter die Grenze während des Drogenvorfalls überquerte, nicht aus. Die Kampfsoldatin Lia Ben-Nun aus dem Gepardenbataillon und der Grenzinfanterist Uri Yitzhak sicherten nach dem Schmuggelversuch einen improvisierten Wachposten. Gegen 4:15 nahmen die beiden das letzte Mal Kontakt über Funk auf. Gegen 9:00 Uhr morgens, erst fünf Stunden später, fand ein Suchtrupp die Leichen der beiden Soldaten.

Der Terrorist überraschte das entsendete IDF-Kommando am Tatort und tötete Oberfeldwebel Ohad Dahan. Der Attentäter, der sich später als ägyptischer Polizist entpuppte, wurde bei dem Schusswechsel getötet.

Ersten IDF-Ermittlungen zufolge wurden die Kampfsoldaten Lia und Uri gegen 6:30 ermordet. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie keine Zeit hatten, auf den Terroristen zu schießen.

Ägypten verspricht Ermittlungshilfe

Die Grenze zwischen dem Heiligen Land und Ägypten erstreckt sich über etwa 200 Kilometer, vom Gazaübergang Kerem Shalom im Norden bis nach Eilat im Südzipfel. Das Grenzareal wird als “Hinterhof des Staates Israels” beschrieben und ist eine extrem gebirgige und hoch gelegene Region. Tiefe Täler, gefurchte Schluchten und tote Winkel erschweren die Beobachtungen in dem gesamten Gebiet. Das heiße Wüstenwetter belastet den Dienst der dort stationierten Soldaten weiter. In den letzten Tagen wird nicht nur das Heilige Land, sondern auch das benachbarte Ägypten von einer Extremwetterfront mit Sandstürmen heimgesucht. Ob der Terrorist die schlechte Sicht für sein Vorhaben nutzte, ist noch unklar. Derzeit wird die Hauptfrage untersucht, ob der ägyptische Polizist allein oder als Teil einer Terrororganisation wie der Hamas oder gar der IS gehandelt hat.

Die Ägypter sollen sich in diesem Zug bereiterklärt haben, bei den Ermittlungen zu helfen. Gespräche zwischen hochrangigen politischen Vertretern beider Länder werden erwartet. Israels Generalstabschef erklärt: “Wir werden den Vorfall eingehend untersuchen und gemeinsam in enger und umfassender Zusammenarbeit mit der ägyptischen Armee die notwendigen Lehren ziehen”. “Der traurige Ausnahmefall, werde die Sicherheitskooperation zwischen Israel und Ägypten nicht beeinflussen”, so das nationale Informationshauptquartier der IDF.

Die Opfer des brutalen Terroranschlages: Uri Yitzhak Iluz, Lia Ben-Nun und Ohad Dahan (von links nach rechts). Foto: IDF Spokesperson

Lia, Ohad und Uri

Die bildhübsche 19-jährige Lia Ben-Nun aus Rishon Le’Zion, wird als “süßes, lustiges und optimistisches Mädchen” beschrieben. Ihre Klassenlehrerin berichtete am Samstagabend im israelischen Fernsehen, dass Lia seit der elften Klasse davon träumte, einen Kampfdienst in der IDF zu absolvieren. Lias Vorgesetzte berichten unter Tränen von einer “motivierten und verrückten Soldatin, die von jedem geliebt wurde”. “Der Verlust ist einfach unvorstellbar”, so ein Offizier aus ihrem Führungsstab.

Uri Yitzhak Iluz aus Safed, wird als “ein Junge voller Anmut und einem fesselnden Lächeln” beschrieben. Die Familie des 20-Jährigen, “sei eine der bekanntesten und wichtigsten Familien in der Stadt”, berichtet Rabbi Shlomo Hadad, der Bürgermeister von Safed. “Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie traurig es ist, zu wissen, dass diese wunderbaren Eltern die schönste Blume ihres Gartens begraben müssen”, so ein Angehöriger der Trauernden.

Ohad Dahan (20) wird von seinem Umfeld als “Mensch mit einem Herzen aus Gold” porträtiert. Er sei ein “hervorragender und prinzipientreuer Soldat” gewesen. Seine Heimatstadt Ofakim und alle Bewohner der Gemeinde trauern gemeinsam mit seinen Angehörigen. Die Stadtverwaltung versprach der Familie “in diesen schwierigen Stunden so lange wie nötig seelische Unterstützung zur Verfügung zu stellen”.

Titelbild: Sicherheitskräfte der IDF an der israelisch-ägyptischen Grenze. Das neue Grenzzaun-Milliardenprojekt konnte den eindringenden Terroristen nicht aufhalten Foto: Nati Shohat/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land