Israelische Soldaten protestieren nach tödlichem Grenzattentat gegen Zustände
JERUSALEM, 11.06.2023 (NH) – Die Grenze zwischen Israel und Ägypten in der roten steinigen Wüste gilt im Allgemeinen als friedlich. Vergangene Woche wurde Israels Sicherheitsapparat jedoch von einer blutigen Attacke in der vermeintlich ruhigen Region erschüttert. Drei junge israelische Soldaten wurden von einem ägyptischen Grenzpolizisten kaltblütig ermordet. Der Anschlag wirft jetzt schwere Fragen auf. Zwischen die Debatte über schlechtes operatives Verhalten der Streitkräfte mischt sich die Frage, wie ein einzelner Terrorist an einer angeblich friedlichen Grenze einen so hohen Tribut fordern konnte. Das bekannte Bardelas-Batallion der Grenzbewachung protestierte nun gegen die Zustände im Grenzschutz – mit einem ersten Erfolg.
Auf Drogenschmuggel folgen Waffenschmuggel und Terrorattacken
Nach der blutigen Terrorattacke im Süden Israels bei der drei Soldaten an der ägyptischen Grenze getötet wurden, werden brisante Details öffentlich. Ein hochrangiger Offizier des Grenzschutzkorps erklärt die schwierige Arbeit der Grenz-Streitkräfte: „Es gibt von Zeit zu Zeit Kriege, aber wir müssen die ganze Zeit unsere Grenzen verteidigen. Es ist eine Sisyphusarbeit und eine tägliche Herausforderung.“ Der Offizier bezieht sich in seiner Aussage auf eine der Hauptaufgaben des Grenzschutzkorps: der Drogenschmuggel. Was zunächst als Polizeioperation erscheint, fällt auf die Schultern der Kämpfer des Grenzschutzes. Der Grund dafür ist einfach: die verschiedenen Terrorzellen in Israel und Gaza beobachten aufmerksam die Schmuggelversuche an der ägyptischen Grenze. Sollten Israels Grenzen „löchrig“ werden, würden statt Drogen schnell auch Waffen ihren Weg ins Heilige Land finden. Auch Nachmacher der jüngsten Terrorattacke auf israelische Sicherheitskräfte sind zu befürchten.
Die nervenaufreibende Sisyphusarbeit im Grenzareal bringt die Soldaten an ihre körperlichen Grenzen. Tagsüber brennt die Sonne bei über 40 Grad im Schatten über den Köpfen der Sicherheitskräfte, die Nächte hingegen sind klirrend kalt. Sandiger Wind erschwert die Sicht und das Atmen. Die Schicht eines Grenzschutzsoldaten im sengenden „Hinterhof des Staates Israels“ liegt bei einer 12-Stunden-Wache.
Zwölfstunden-Wache und Kommandeurversagen
Am Tag der blutigen Terrorattacke soll das Battaillons-Kommando die Einsatzkräfte trotz der extremen Wetterverhältnisse dazu gezwungen haben, ihre lange Wache anzutreten. Nach dem tödlichen Angriff weigerten sich jetzt die Soldaten der Bardelas-Einheit, weiterhin die unmenschlichen 12-Stunden-Schichten zu übernehmen. Unterstützt wurden die jungen Soldaten von ihren Eltern, die sich bei den Kommandeuren ihrer Kinder beschwerten.
Die aktuellen Schichten für die Grenztruppen wurden nun in einem ersten Schritt von zwölf auf acht Stunden verkürzt. Darüber hinaus erklärte ein Militärsprecher, dass „nach einer erneuten Bewertung der jetzigen Situation und des Vorfalls an der ägyptischen Grenze beschlossen wurde, die Nachtschichten von einer Einzelwache in einen Zwei-Personen-Job umzuwandeln“. Weiter hat sich Israels Generalstabschef dazu verpflichtet, das Versagen der Kommandeure auf allen Ebenen zu untersuchen. Eine Terrorattacke dieses Ausmaßes, die das Leben von drei Grenzsoldaten forderte, darf sich nicht wiederholen.
Titelbild: Temperaturen über 40 Grad, sandiger Wüstenwind und 12-Stunden-Schichten bringen die Grenzsoldaten an ihre physischen Grenzen. Foto: Dario Sanchez/Flash90