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Neue Therapie aus Israel: Krebszellen vergiften sich selbst

JERUSALEM 04.07.2023 (LS) – Forschern der Universität Tel Aviv (TAU) ist es nach eigenen Angaben zum ersten Mal in der Geschichte gelungen, ein von Bakterien produziertes Toxin in mRNA-Moleküle (Boten-RNA) zu kodieren, die Krebszellen buchstäblich dazu bringen können, sich selbst zu vergiften.

Die bahnbrechende Krebsstudie wurde von der Doktorandin Yasmin Granot-Matok und Prof. Dan Peer geleitet.

So funktioniert die Methode

Prof. Peer erklärt: “Viele Bakterien scheiden Giftstoffe aus. Das bekannteste davon ist wahrscheinlich das Botulinumtoxin, das bei Botox-Behandlungen injiziert wird. Eine weitere klassische Behandlungstechnik ist die Chemotherapie, bei der kleine Moleküle über die Blutbahn verabreicht werden, um Krebszellen wirksam abzutöten. Die Chemotherapie hat jedoch einen großen Nachteil: Sie ist nicht selektiv und tötet auch gesunde Zellen. Unsere Idee war es, sichere mRNA-Moleküle, die für ein bakterielles Toxin kodiert sind, direkt in die Krebszellen einzuschleusen – und diese Zellen dazu zu bringen, das toxische Protein zu produzieren, das sie später töten wird. Es ist, als würde man ein trojanisches Pferd in die Krebszelle einschleusen.”

Sobald diese Partikel direkt in die Krebszellen gelangen, veranlassen sie die Zellen, das Gift selbst zu produzieren und sie schließlich abzutöten.

Die Partikel wurden bisher lediglich in die Tumore von Tiermodellen mit Melanom-Hautkrebs injiziert. Nach einer einzigen Injektion verschwanden 44-60 % der Krebszellen.

Israel führend in der Krebsforschung

Israelische High-Tech-Firmen und Wissenschaftler waren schon immer führend in der medizinischen Forschung, auch bei Krebserkrankungen. Die Universität Tel Aviv erzielt regelmäßig neue Durchbrüche bei der Behandlung von Krebs.

Ebenfalls im Juni entdeckten israelische Wissenschaftler der TAU und des Sheba Medical Center, wie Melanom-Krebszellen neue Lymphgefäße in der Dermis, der mittleren Hautschicht, bilden können, um sich auf andere Körperteile auszubreiten. Die Forscher glauben, dass diese Entdeckung zu neuen Behandlungsmöglichkeiten für Melanome, einschließlich Impfstoffen, führen könnte.

Die ersten Studien der Therapie mit bakteriellen Toxinen scheinen vielversprechend, aber eine Markteinführung wird noch einige Jahre dauern. Es müssen noch unzählige Test vor einer Zulassung durchgeführt werden.

Trotzdem können Krebspatienten weltweit mit ein bisschen mehr Hoffnung auf eine wirksame Krebsbehandlung auf das kleine Israel blicken.

Titelbild: Blick auf den Campus der Universität Tel Aviv in Ramat Aviv. Foto: Moshe Shai/Flash90

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