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Gewalttätige Auseinandersetzungen in Haifa – Ultraorthodoxe werden aus Kloster vertrieben

HAIFA, 23.07.2023 (NH) – Das Kloster Stella Maris in Haifa ist erneut zum Zentrum des christlich-jüdischen Konflikts in der Region geworden. Etwa 30 ultraorthodoxe Juden besuchten die christliche Stätte mit der Behauptung, der jüdische Prophet Elisa sei dort begraben. Den katholischen Geistlichen war diese Begründung jedoch nicht genug: Die unerwünschten jüdischen Besucher wurden von arabischen Christen kurzerhand vertrieben.

Stürmischer Kirchenmorgen

Die ultraorthodoxen Juden, die der umstrittenen Strömung des Rabbiners Eliezer Berland angehören, waren zu dem Kloster gepilgert, um auf dem Berg zu beten. Dutzende arabische Jugendliche verhinderten das unerwünschte jüdische Gebet.

Nachdem die jüdischen Beter gewaltsam aus dem Kloster geworfen wurden, gingen die handgreiflichen Auseinandersetzungen außerhalb der Einrichtung weiter. Israelische Sicherheitskräfte, die zum Einsatzort gerufen wurden, trennten die zerstrittenen Seiten und schickten die meist minderjährigen Juden mit einem Bus zurück in ihre Heimatstadt. Polizeiberichten zufolge sei der Vorfall aus “Respekt der Gefühle beider religiöser Parteien auf diese Weise gehandhabt worden”.

Provokationen in christlichen Einrichtungen häufen sich

Zur gleichen Zeit betrat eine weitere unbekannte Person mit einem Hund den Sonntagsgottesdienst in einer Kirche im Stadtteil Wadi Nisnas. Der unerwünschte Besucher störte das Gebet und wurde kurzerhand gewaltsam aus der Kirche gebracht.

Christliche Kirchenangehörige versammeln sich zu einer Kundgebung am Stella Maris Kloster vergangenen Monat. Foto: Flash90

Die arabische Öffentlichkeit in Haifa betrachtet  die Geschehnisse mit großer Sorge. Die Gemeinde vermutet, dass ultraorthodoxe jüdische Strömungen die Kirchengebiete übernehmen wollen. Tatsächlich wurde das sogenannte “al-Khader-Gelände”, das für drei Religionen wichtig war, in den vergangenen Jahren renoviert und dient heute hauptsächlich jüdischen Betern. Die jüdischen Provokationen in Klostern und Kirchen hätten sich zuletzt gehäuft, erklärt Jafar Farah, Direktor des Mossawa Centers, das sich für die Rechte arabischer Israelis einsetzt.

Onlinehetze vertieft die Kluft

Bereits vergangenen Monat nahmen 300 christlich-katholische Kirchenmitglieder in Haifa an einer Kundgebung teil, um gegen die Gebete orthodoxer Juden auf dem Klostergelände zu protestieren. “Sie (die Juden)  versuchen nur, Hass und Streit zu schüren. Sollten sie hierherkommen, werden wir sie vertreiben”, drohten die Gemeindemitglieder.

Eine Woche vor der Kundgebung verhaftete die israelische Polizei einen 53-jährigen Bewohner aus Haifa. Er steht unter dem Verdacht, einen orthodoxen jüdischen Gläubigen angegriffen und aus dem Kloster vertrieben zu haben. Zwei Wochen vor dem gewalttätigen Vorfall wurde auf sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem Juden auf dem Klostergelände zu sehen waren. Die Filmschnitte zierte eine arabische Bildunterschrift: “Dutzende religiöser jüdischer Siedler betreten den Kirchplatz und beten. Das ist Aggression und ein Einbruch in einen der heiligsten Orte der christlichen Gemeinschaft.”

Titelbild: Gläubige beim Gebetsgottesdienst im Stella Maris Kloster. Jüdischem Glauben zufolge befindet sich die Kirche auf dem Grab des Propheten Elisa. Foto: Flash90

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