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Israelische Studie findet Zusammenhang zwischen Stress und Wirksamkeit von Impfstoffen

JERUSALEM, 28.07.2023 (TPS) – Forscher der Universität Tel Aviv haben einen signifikanten Zusammenhang zwischen verhaltensbedingtem Stress und der Wirksamkeit von Impfungen entdeckt. Sie fanden heraus, dass akuter Stress die Immunantwort des Körpers auf eine Impfung sowohl verstärken als auch abschwächen kann.
Unter der Leitung von Dr. Natalia Freund und Prof. Shamgar Ben-Eliyahu führten die Doktoranden Noam Ben-Shalom und Elad Sandbank Experimente an Mäusen durch, die mit zwei verschiedenen Impfstoffen geimpft wurden.
Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Stress sowohl die Menge als auch die Stärke der Antikörper nach einer Impfung erhöhen kann. Die Ergebnisse wurden von Experten begutachtet und in der Fachzeitschrift „Brain, Behavior, and Immunity” veröffentlicht.

Stärkere Antikörper durch Stress

Akuter Stress ist ein psychischer Zustand, der durch eine unmittelbare – reale oder eingebildete – Bedrohung hervorgerufen wird und zur Ausschüttung von Adrenalin und Erregung führt. Diese körperliche Reaktion wird oft als „Kampf- oder Fluchtmodus“ des Körpers beschrieben.

„In Stresssituationen produziert das Immunsystem große Mengen an Antikörpern und stärkere Antikörper, um die unmittelbare Infektion zu bekämpfen, und diese große energetische Investition in das Hier und Jetzt geht auf Kosten des zukünftigen immunologischen Gedächtnisses“, so die Forscher.

Für ihre Studie verabreichten Dr. Freund und ihre Kollegen Mäusen zwei verschiedene Impfstoffe. Neun Tage später, gerade als die Antikörperproduktion einsetzte, wurden die Mäuse akutem Stress ausgesetzt. Zweieinhalb Wochen nach dem Stress, also 30 Tage nach der Impfung, war der Antikörperspiegel im Blut der geimpften Tiere, die Stress erlebt hatten, um 70 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.

Im zweiten Teil der Studie untersuchten die Forscher, ob die Veränderung des Immunsystems nach Stress auch beim Menschen auftritt. „Dazu haben wir B-Zellen aus dem Blut von Menschen kultiviert, die sich in der ersten Welle mit Covid-19 infiziert hatten“, erläuterte Freund. „Dann haben wir diese Kulturen mit einer adrenalinähnlichen Substanz unter Stress gesetzt.“

Reaktion auch bei Menschen

„Wir haben herausgefunden, dass es genau wie bei Mäusen auch bei menschlichen Zellen ein Nullsummenspiel zwischen der Intensität und der Breite der Immunantwort gibt“, erklärte Freund. „Wenn der Adrenalinrezeptor bei Stress aktiviert wird, wird das gesamte Immunsystem stimuliert und bildet Antikörper, die hundertmal stärker sind als Antikörper, die in Zellen gebildet werden, die keinem Stress ausgesetzt waren.“ Sie fügte hinzu, dass dies auch zu einer geringeren Produktion untterschiedlicher Antikörpern führte. „Die Vielfalt der Antikörper war um 20 bis 100 Prozent reduziert, je nachdem, von welchem Individuum die Zellen entnommen worden waren“, erklärte die Wissenschaftlerin.

Wenn sich der Körper mit einem Virus oder einer Bakterie infiziere, erfahre er Stress und signalisiere dem Immunsystem, dass es in erster Linie darum gehe, den Erreger loszuwerden, während die Investition von Energie in das immunologische Langzeitgedächtnis zweitrangig sei.

Foto: Dr. Natalia Freund von der Universität Tel Aviv leitete die Studie. Bild: Universität Tel Aviv/TPS

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