Seltener Fund: Archäologen entdecken vier 1.900 Jahre alte römische Schwerter in der Judäischen Wüste
JERUSALEM 07.09.2023 (LS) – Israelische Archäologen haben vier 1.900 Jahre alte römische Schwerter in einer kleinen versteckten Höhle entdeckt. Sie befindet sich in einem abgelegenen Felsengebiet nördlich von Ein Gedi im Naturschutzgebiet der Judäischen Wüste, das der Nationalparkbehörde untersteht.
Vor kurzem besuchten einige Archäologen die Höhle, wo vor 50 Jahren ein Stalaktit mit einer fragmentarischen Tinteninschrift in althebräischer Schrift gefunden wurde, die für die Zeit des Ersten Tempels charakteristisch ist.
Während dieses Besuchs erblickte einer der Archäologen ein sehr gut erhaltenes römisches Pilum – eine Waffe mit Schaft – in einer tiefen, schmalen Spalte. In einer benachbarten Nische fand er außerdem bearbeitete Holzstücke, die sich als Teile der Schwertscheiden herausstellten.
Außergewöhnlich gut erhaltene Waffen
Ein Team der israelischen Altertumsbehörde (IAA) kehrte später in die Höhle zurück und untersuchte sorgfältig alle Felsspalten. Zu ihrem Erstaunen fanden sie vier römischen Schwerter in einer fast unzugänglichen Spalte im oberen Teil der Höhle. Die Schwerter waren außerordentlich gut erhalten. Bei drei von ihnen befand sich die eiserne Klinge in einer hölzernen Scheide. Die Forscher fanden außerdem verzierte Griffe aus Holz und Metall mit Lederstreifen.
Drei der Schwerter sind römische Spatha-Schwerter mit einer Klingenlänge von 60 bis 65 Zentimetern. Das vierte Schwert ist mit einer ca. 45 cm langen Klinge kürzer als die anderen und wurde als Ringknaufschwert identifiziert. Das Archäologenteam barg die Schwerter vorsichtig aus der Felsspalte. Anschließend brachten sie die Waffen zur Konservierung in die klimatisierten Labors der israelischen Altertumsbehörde. Die erste Untersuchung der Fundstücke bestätigte, dass es sich um Standardschwerter handelt, die von den in Judäa stationierten römischen Soldaten in der römischen Zeit verwendet wurden.
Aufstand gegen die Römer
„Das Verstecken der Schwerter und des Pilums in tiefen Rissen in der abgelegenen Höhle nördlich von Ein Gedi deutet darauf hin, dass die Waffen als Beute von römischen Soldaten oder vom Schlachtfeld mitgenommen und von den judäischen Rebellen absichtlich versteckt wurden, um wiederverwendet zu werden“, erklärte Dr. Eitan Klein, einer der Leiter des Projekts.
„Offensichtlich wollten die Rebellen nicht von den römischen Behörden beim Tragen dieser Waffen erwischt werden. Wir beginnen gerade mit der Untersuchung der Höhle und des darin entdeckten Waffenlagers, um herauszufinden, wem die Schwerter gehörten und wo, wann und von wem sie hergestellt wurden. Wir werden versuchen, das historische Ereignis, das zum Verstecken dieser Waffen in der Höhle geführt hat, genau zu bestimmen und herauszufinden, ob es sich zur Zeit des Bar-Kochba-Aufstands 132-135 n. Chr. abspielte.“
Der Bar-Kochba-Aufstand war eine jüdische Rebellion gegen die römische Herrschaft in Judäa unter der Führung des Rebellenführers Simon Bar Kochba.
„Dies ist ein sehr seltener und einzigartiger Fund auf internationaler Ebene, der die letzten Momente des Krieges zwischen den jüdischen Rebellen und der römischen Armee zur Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes beleuchten wird“, so Klein.
Titelbild: Archäologen entfernen die Schwerter aus der Felsspalte. Foto: Emil Aladjem/IAA