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UNESCO stuft das antike Jericho als “palästinensisches Kulturerbe” ein

JERUSALEM 18.09.2023 (LS) – Das Komitee für Kulturerbe der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat am Sonntag bekanntgegeben, Tell es-Sultan in Jericho gehöre zu den neuesten Einträgen auf der Weltkulturerbeliste der Organisation.

Die UNESCO-Mitgliedsstaaten beschlossen, dass Tell es-Sultan als “palästinensisches Weltkulturerbe” eingestuft wird. Die Entscheidung wurde in einer Abstimmung in Riad, Saudi-Arabien, getroffen. Die UNO erklärte, es gebe in der Nähe der Stätte jüdische und christliche Stätten, die nicht in die Liste aufgenommen wurden – aber es sei wichtig, sie zu schützen.

Biblisches Jericho

Tell es-Sultan, ein ovaler Hügel, beherbergt Zeugnisse eines der ersten bekannten Dörfer der Menschheit und einer bedeutenden Stadt aus der Bronzezeit, die auf das Jahr 2600 v. Chr. zurückgeht. Er liegt etwa 2 km von den Überresten der ersten Stadt Jericho entfernt, die Ruinen von Bedeutung für die jüdische Geschichte enthält, darunter eine Synagoge aus dem ersten Jahrhundert vor Christus.

Die Stätte umfasst zahlreiche archäologische Funde, darunter den runden Turm von Jericho. Seine Überreste sind 8,50 Meter breit und 7,70 Meter hoch. Die erste Besiedlung des Hügels wird auf das Jahr 9500 v. Chr. geschätzt.

Präsident Mahmud Abbas verkündete in einer Erklärung, dass diese Stätte “von der Authentizität und der Geschichte des palästinensischen Volkes zeugt” und fügte hinzu, dass “der Staat Palästina verpflichtet ist, diese einzigartige Stätte zum Wohle der Menschheit zu erhalten”.

Heftige israelische Reaktionen

Das israelische Außenministerium zeigte sich verärgert über die Entscheidung, die trotz der zahlreichen Bemühungen der UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay getroffen wurde, und erklärte, dass es “die Entscheidung als ein weiteres Zeichen für die zynische Nutzung der UNESCO durch die Palästinenser und die Politisierung der Organisation” betrachte. „Israel wird mit seinen vielen Verbündeten in der Organisation zusammenarbeiten, um die verdrehten Entscheidungen, die getroffen wurden, zu ändern”.

Der israelische Abgeordnete Dan Illouz (Likud) hatte sich letzte Woche an die Generaldirektorin der UNESCO und gewandt und sie gebeten, die Einstufung des antiken Jerichos als palästinensisches Kulturerbe zu verhindern. „Jericho ist in erster Linie eine Stadt von biblischer Bedeutung”, so Illouz. „Diese Tatsache zu verwischen, ist eine Beleidigung für die Millionen von Juden und Christen in der ganzen Welt”.

Quellen im Außenministerium erklärten hingegen: „Die Entscheidung der UNESCO hat nichts mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu tun und es ist eine Schande, sie als solche darzustellen. Es ist eine fachliche Entscheidung, die sich auf eine antike Stätte bezieht, die mehr als 11.000 Jahre alt ist.”

Titelbild: Unter dem Hügel Tell es-Sultan warten unzählige historische Funde darauf, ausgegraben zu werden. Foto: Flash90

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