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Israelischer Schulbetrieb im Kriegszustand – fehlende Wachmänner und zu wenig Bunker

JERUSALEM 23.10.2023 (LS) – Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober am Feiertag “Simchat Thora” hat das ganze Land in einem Schockzustand versetzt. Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte kurz nach der Invasion der Terrororganisation, Israel befände sich im Kriegszustand.

Fernunterricht – diesmal begleitet von Sirenen

In den ersten zwei Tagen nach Kriegsbeginn fand zunächst kein Schulunterricht statt. Doch bereits nach kurzer Zeit begannen die Schulen, Fernunterricht zu organisieren, wie wir ihn alle nur noch zu gut aus Corona-Zeiten kannten. Die Schule unserer drei Mädchen, die die erste, zweite und vierte Klasse besuchen, begann zunächst mit dem Unterricht über Telefonkonferenzschaltungen, um den Zoom-Unterricht für einige Zeit zu vermeiden.

Unser Teenager begann hingegen sofort mit Unterricht auf Zoom. Wie auch zu Corona-Zeiten, fiel es ihm jedoch schwer, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Hinzu kam jetzt die Angst vor Raketenangriffen. Sein Unterricht wurde mehr als ein Mal durch eine Sirene und die Flucht in unseren Sicherheitsraum unterbrochen.

Ständige Nachrichten über die Grausamkeiten der Hamas, Opfer im Bekanntenkreis und immer neue Kriegsentwicklungen belasteten die Eltern, die jetzt zum größten Teil von zuhause arbeiteten, zusätzlich. Wir versuchen außerdem, die Kleinsten vor den grausamen Nachrichten zu schützen, obwohl ihnen erklärt werden muss, dass wir uns im Krieg befinden und warum. Aus Angst vor noch durchs Land streifenden Terroristen, verlassen wir das Haus möglichst nur für Einkäufe, Besorgungen und Arzttermine.

Weiterhin erreichen uns nun über diverse Whatsapp-Gruppen immer mehr Aufrufe zu Spenden für Soldaten oder zur Teilnahme an Hilfsaktionen. Nach all den Spaltungen im israelischen Volk während der Proteste um die Justizreform der letzten Monate, hält das Volk nun zusammen und steht geeint gegen den Feind.

Es fehlen Bunker

In der letzten Woche begann schließlich langsam wieder der Unterricht. Unser Großer ging zunächst halbtags zur Schule, aber die Schule der Mädchen verfügt nicht über ausreichend Bunker für alle Schüler, so dass der Unterricht in der Schule aufgeteilt werden muss. Verschiedene Klassen haben an unterschiedlichen Tagen persönlichen Unterricht in der Schule, während die restlichen Schüler am Fernunterricht teilnehmen.

Anders als unser furchtloser Teenager, haben unsere Töchter große Angst vor den Sirenen und Raketen und wollen deshalb nicht zur Schule gehen. Gestern hatte nur unsere Zweitklässlerin Unterricht im Schulgebäude, als die Sirene heulte. Während wir zu Hause im Sicherheitsraum saßen, musste unsere Tochter in den Bunker ihrer Schule laufen. Ohne ihre Schwestern an ihrer Seite hatte sie große Angst. Sie rief nach dem Alarm vom Handy ihrer Lehrerin aus an und wollte abgeholt werden.

Ein zusätzliches Problem ist der Mangel an bewaffneten Wachmännern für Schuleinrichtungen. Viele Kindergärten verfügen über keinerlei Sicherheitspersonal, sondern haben lediglich ein Tor mit Zugangscode. Größere Schulen erhalten einen Sicherheitsmann, aber in unserer Stadt Beit Shemesh arbeitet das meiste Sicherheitspersonal nur bis 13:30, so dass kein Nachmittagsunterricht stattfinden kann. Die Stadt verfügt weder über das Budget noch das Personal, um ausreichend Wachmänner für alle Schulen bereitzustellen.

Es ist eine schwierige Zeit für Eltern, aber wir sind froh, dass wir noch alle zusammen sind und (noch) keine Kinder in der Armee haben, die bald ihr Leben im Gazastreifen riskieren müssen.

Titelbild: Reservesoldaten trainieren in einer Schule auf den Golanhöhen für den Ernstfall. Foto: Michael Giladi/Flash90

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