
+++FREIGELASSEN+++ Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Omer Wenkert
JERUSALEM, 26.12.2023 (NH) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Omer Wenkert (22), Gadera
Omer leitet ein erfolgreiches Restaurant. Seine Mutter Niva erzählt über ihren geliebten Sohn, dass er ein sehr glücklicher und lebensfroher Mensch ist: „Die Leute lieben Omer einfach, man verliebt sich sofort in ihn. Er genießt das Leben und liebt Partys.“
Die Mutter berichtet, dass ihr Sohn mit seiner langjährigen Jugendfreundin Kim Damti und seinem Cousin auf der Raveparty in der Nähe des Kibbuz Re’im feierte. „Wir wohnen in Gadera, um 6.30 Uhr starteten die Sirenen. Natürlich riefen wir ihn sofort an, um zu fragen, wo die drei sind und was mit ihnen los ist“, erzählt die verzweifelte Mutter. Omer berichtete seinen Eltern zunächst nur von dutzenden Mörsergranaten, die überall eingeschlagen waren. Nach einer Weile hätten die jungen Erwachsenen „Schutz in einem öffentlichen Schutzraum gefunden und es sei alles in Ordnung“.
Doch die Zeit verging und Omer und Kim konnten den Schutzraum nicht verlassen. Der Beschuss aus dem Gazastreifen ging unaufhörlich weiter, der Luftalarm zerriss den Himmel über dem ganzen Land. Omer verstand nicht, was los war und erkundigte sich wiederholt bei seiner Mutter nach der Sicherheitslage. Dann sendete der 22-Jährige seiner Mutter die schockierende SMS: „Mama, verdammt, verdammt, hier sind scharfe Waffen, hier sind scharfe Waffen“. Ein paar Minuten später schrieb Omer: „Mama, ich sterbe vor Angst“. Das war die letzte Nachricht des jungen Mannes.

Omers Vater Shai machte sich sofort auf den Weg in den Süden. Bewaffnet mit einem Küchenmesser und einem Fahrradhelm wollte der verzweifelte Vater seinen Sohn aus dem Schlachtfeld retten. Auf dem Weg dorthin bekam die Familie die schreckliche Nachricht: Die Hamas hatte ein Video veröffentlicht – Omer war von den Terroristen nach Gaza entführt worden. Der junge Mann lag unbekleidet auf Steinsäcken und blickte furchterfüllt in die Kamera der Terroristen. Seither fehlt jedes Lebenszeichen des jungen Mannes. Fünf Tage später erhielt die Familie die traurige Nachricht, dass Kim ermordet wurde. Sein Cousin Sagiv Ben-Zvi (24) wird seither vermisst.

Omer leidet an Colitis, einer chronischen und potenziell gefährlichen Krankheit. Er nimmt Medikamente um den gefährlichen Ausbruch der Krankheit zu verhindern. „Wenn er nicht behandelt wird, kann er in Situationen geraten, in denen die Colitis grassiert, was bedeutet, dass sich der Darm stark entzündet. Dann kann es zu Dehydrierung und in unbehandelten Situationen zu Nekrosen kommen“, erklärt seine Mutter. „Ich bitte wirklich, dass die Hamas die humanitäre Lieferung von Medikamenten genehmigt, denn jeder Tag, der vergeht, gefährdet ihn und sie haben meinen Sohn gesund entführt.“
Omers Eltern befinden sich seit dem 7. Oktober in einem Alptraum, doch sie versprechen, alles für die Rückkehr ihres geliebten Sohnes zu tun: „Wir werden nicht lockerlassen! Omer weiß, dass wir starke Eltern sind und wir wissen, dass er stark ist. Omer, wir lieben dich.“
Omer, wir beten für Deine Rückkehr.
+++UPDATE+++
Am 22. Februar 2025 kehrten Tal Shoham, Omer Shem Tov, Omer Wenkert und Eliya Cohen nach 505 Tagen und Avera Mengistu und Hisham Al-Sayed nach einem Jahrzehnt in Geiselhaft nach Israel zurück.
Die Hamas veranstaltete eine Propaganda-Show, nachdem sie in Rafah und Nuseirat je eine Bühne aufgebaut hatte, die mit provozierenden Bildern und Parolen dekoriert war. Eliya Cohen, Omer Shem Tov und Omer Wenkert wurden in Nuseirat freigelassen und auf der Bühne gezwungen, an der demütigenden Propagandazeremonie mitzuwirken. Tal Shoham und Avera Mengistu wurden in Rafah freigelassen. Hisham, ein muslimischer Beduine, musste nicht mit den anderen fünf Geiseln an einer Propagandashow teilnehmen, sondern wurde ohne großes Aufsehen an einem anderen Ort in Gaza an das Rote Kreuz übergeben – laut der Terrorgruppe geschah dies aufgrund von „Respekt“ gegenüber der arabischen Gemeinschaft in Israel. Tal, Omer, Eliya, Omer, Avera und Hisham – willkommen zuhause!

Titelbild: Omer Venkert. Foto: privat