***ERMORDET*** Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Eden Yerushalmi
JERUSALEM, 30.01.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Eden Yerushalmi (24), Tel Aviv
Eden wurde am 7. Oktober auf dem Supernova-Musikfestival gefangen genommen, wo Hamas-Terroristen Hunderte von Menschen töteten, und Dutzende entführten.
Die Barkeeperin aus Tel Aviv war mit Freunden auf das Naturfestival gegangen. Als die Terroristen die Party angriffen, rief sie ihre ältere Schwester Shani an, die stundenlang mit ihr und ihrer jüngeren Schwester May am Telefon blieb.
Shani Yerushalmi erinnert sich genau an diesen schrecklichen Morgen.
„Am Samstag, dem 7. Oktober, gegen 7.20 Uhr, rief Eden mich und unsere Mutter an. Sie schrie verzweifelt, dass auf sie geschossen wurde. Im Hintergrund hörten wir Schüsse und schreiende Menschen. Voller Panik drängten wir Eden, wegzulaufen, und versuchten, ihr über das Telefon zu helfen. Sie flüchtete zunächst in ein Auto, wo sie zwei Leichen entdeckte. Im Laufe der nächsten vier Stunden blieben wir mit Eden in Kontakt. Etwa anderthalb Stunden lang versteckte sie sich in dem Fahrzeug, bevor sie in einem Gebüsch Schutz suchte“, erzählte sie in einem Interview.
Die Schwestern waren die ganze Zeit mit Eden am Telefon. Sie erinnerten sie daran, zu atmen, rieten ihr, sich tot zu stellen und ihr Versteck zu wechseln. Vier Stunden lang telefonierten die drei Schwestern miteinander, bis sie Schüsse und dann Männer auf Arabisch sprechen hörten. Eden flüsterte: „Shani, sie haben mich gefunden“, und das Telefon verstummte.
Shani hofft, dass ihre Schwester nicht allein gefangen gehalten wird und dass das Ausmaß der Krise genügend Druck erzeugen wird, um die Freilassung aller Geiseln zu erreichen. Shani erklärt, sie hoffe weiterhin, ein neues Geiselabkommen werde zur Freilassung ihrer Schwester führen.
Die Terroristen „sollten die jungen Frauen an dem Tag freilassen, an dem der Waffenstillstand endete. Einige sagen, dass sie das nicht getan haben, weil sie nicht wollten, dass sie erzählen, was in Gaza passiert ist“, so Shani über das Ende der letzten Waffenruhe.
„Ich hoffe, dass es keine Vergewaltigung gab, aber falls doch, könnten einige bereits im dritten Monat schwanger sein. Wir müssen sie jetzt freibekommen“, fügte sie hinzu.
Trotz der geheimdienstlichen und sicherheitspolitischen Versäumnisse vom 7. Oktober ist Shani der Meinung, die Regierung habe der Geiselproblematik Priorität eingeräumt.
„Jeden Tag sterben Soldaten, die so jung sind wie Eden. Ich weiß, dass einige Leute sagen, die Regierung tue nicht genug. Ich verstehe nicht, wie man so etwas sagen kann“, erklärte sie.
Shani hat keinen Zweifel daran, dass ihre Schwester nach Hause kommen wird. „Sie war nicht verletzt, als sie gefasst wurde. Sie stellte keine Bedrohung für sie dar. Sie hatten keinen Grund, ihr etwas anzutun. Aber wir haben es hier nicht mit rationalen Wesen zu tun“.
„Eden war am 7. Oktober stark. Sie hatte die richtigen Reflexe, um am Leben zu bleiben“, fügte sie hinzu. „Ich weiß, dass sie in Gefangenschaft genauso stark ist. Sie will überleben und sie wird zurückkommen.“
Eden, wir beten für Deine Rückkehr.
***UPDATE***
Am 1. September, 331 Tage nach dem grausamen Massaker in den Grenzgemeinden, gab das israelische Militär bekannt, die Leichen der Geiseln Eden Yerushalmi (24), Hersh Goldberg-Polin (23), Ori Danino (25), Alex Lubnov (32), Carmel Gat (40) und Almog Sarusi (25) in einem unterirdischen Tunnel in der Gegend von Rafah entdeckt und geborgen zu haben. Armeesprecher Hagari erklärte, sie seien kurz vor dem Eintreffen der israelischen Militärtruppen brutal ermodet worden. Abgesehen von Carmel Gat, die aus ihrem Haus im Kibbuz Be’eri entführt wurde, wurden die anderen fünf Israelis von der Nova-Party in der Nähe von Re’im entführt. Möge ihr Andenken ein Segen sein.
Titelbild: Eden Yerushalmi. Foto: privat