
+++FREIGELASSEN+++ Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Arbel Yehud
JERUSALEM, 06.02.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Arbel Yehud (28), Nir Oz
Arbel wurde zusammen mit ihrem Partner Ariel Cunio (26) am 7. Oktober als Geisel aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt. Ihr Bruder, Dolev Yehud (35) wurde ebenfalls als Geisel genommen. Auch Ariel Cunios Bruder David (34) wurde mit seiner gesamten Familie entführt. Davids Ehefrau Sharon (33) und ihre dreijährigen Zwillinge Yuli und Emma wurden am 27. November in einem Geiselabkommen freigelassen.
Arbels Familie beschreibt sie gegenüber AFP als sanfte junge Frau mit einem bezaubernden Lächeln. Bevor sie als Geisel genommen wurde, sei sie voller Zukunftspläne gewesen.
Ihr Vater Yechi Yehud erzählte in einem Interview aus dem Wohnzimmer seines Hauses in Rishon LeZion, südlich von Tel Aviv, von seiner Tochter.
Arbel habe im Bildungssystem des Kibbuz gearbeitet, bevor sie Touristenführerin im nahegelegenen GrooveTech-Zentrum wurde, das sich mit Technologie und Raumfahrt beschäftigt. Sie erzählte den Besuchern von „den Sternen, dem Universum und den Satelliten“, ein Thema, das sie faszinierte, so Yechi.
Arbel und Ariel waren bereits seit fünf Jahren ein Paar. „Sie kamen gerade von einer großen Tournee durch Südamerika zurück… sie waren sehr glücklich und hatten viele Pläne für die Zukunft“, erzählte der verzweifelte Vater.
Yechi verließ den Kibbuz im Jahr 2016, um mit seiner Frau Yael in Rishon LeZion in seinem Geburtshaus zu leben. „Unsere Kinder weigerten sich, den Kibbuz zu verlassen. Ich habe manchmal versucht, sie zu überreden, zu gehen“, erklärte er.
Schon vor dem Angriff am 7. Oktober erinnerten häufig Sirenen, die vor Raketenbeschuss durch die Hamas warnten, regelmäßig an die Bedrohung durch die nahe Grenze.
Während des Waffenstillstands im letzten Monat hoffte Yechi, seine Tochter werde unter den Dutzenden von Frauen und Kindern sein, die freigelassen wurden.
„Der emotionale Aufruhr wuchs von dem Moment an, als dies nicht geschah“, erzählte er. „Wir sind eine starke und geeinte Familie, wir tun unser Bestes, um uns gegenseitig zu stützen, ruhig zu bleiben, nicht zusammenzubrechen, nicht überzureagieren, aber das war ein sehr harter Schlag. Sehr schwer.“
Er mache sich Sorgen, wie seine Tochter behandelt wird. In Israel mehren sich die Berichte über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt durch Hamas-Kämpfer am 7. Oktober sowie über sexuellen Missbrauch der Geiseln im Gazastreifen.
„Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, ob sie gefoltert oder vergewaltigt worden ist“, so Yechi. „Ich habe Angst vor den Misshandlungen, denen sie ausgesetzt sein könnte. Sie ist eine so zarte Seele und vielleicht wird sie vergewaltigt. Das sind meine Ängste.“
„Als Vater… bin ich innerlich am Boden zerstört. Von außen betrachtet, spreche ich vielleicht logisch und wirke stark. Aber innerlich bin ich am Boden zerstört.“
Arbel, wir beten für Deine Rückkehr.
+++UPDATE+++
Agam Berger (20), Arbel Yehud (29) und Gadi Mozes (80) sowie fünf Thailänder wurden nach 482 Tagen Geiselhaft am 30. Januar 2025 freigelassen. Die Übergabe fand an zwei verschiedenen Orten im Gazastreifen statt. Agam musste in Jabaliya an einer Propagandashow der Terroristen mitwirken. Sie trug olivgrüne Kleidung, die wie eine Armee-Uniform aussehen sollte. Sie winkte der vor der Bühne versammelten Menge zu, bevor sie von bewaffneten Hamasterroristen den Vertretern des Roten Kreuzes übergeben wurde. Arbel und Gadi wurden zusammen mit den fünf thailändischen Geiseln unter chaotischen und gefährlichen Umständen in Khan Yunis, vor dem zerstörten Haus des getöteten Hamas-Führers Yahya Sinwar, an das Rote Kreuz übergeben. Auf einer Militärbasis nahe der Gazagrenze konnten sie ihre Familien in die Arme schließen. Willkommen zuhause!

Titelbild: Arbel Yehud. Foto: privat