zurück zu Aktuelles

Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Ofer Kalderon

JERUSALEM, 18.02.2024 (NH) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Ofer Kalderon (53), Nir Oz 

Ofer Calderon lebt mit seiner ehemaligen Gattin und drei ihrer vier Kinder Rotem (19), Sahar (16) und Erez (12) in verschiedenen Häusern im Grenzkibbuz Nir Oz. Die älteste Tochter Gaya (21) wohnt in der pulsierenden Küstenstadt Tel Aviv.

Am 7. Oktober 2023 richteten Hamasterroristen in Nir Oz ein Blutbad an: mehr als 100 Kibbuzangehörige und etwa 15 ausländische Landarbeiter wurden auf bestialische Weise ermordet, mehr als 80 wurden in die Geiselhaft verschleppt. Während des grausamen Massakers in ihrem Kibbuz versteckte sich Ofer Kalderon mit seinem Sohn Erez und seiner Tochter Sahar, seiner demenzkranken Schwiegermutter Carmela Dan, und seiner autistischen Nichte Noya in einem Sicherheitsraum. Als die Terroristen anfingen, Rauchgranaten in die Häuser werfen und die Wohnungen in Brand zu stecken, beschloss Ofer, mit seinen Kindern zu flüchten. Großmutter Carmela und die 13-jährige Noya entschieden sich, in ihrem Versteck zu bleiben. Ofer und die Kinder kletterten aus dem Fenster ihres Unterschlupfes und wollten sich auf den Feldern der Gemeinde verstecken. Hinter einem großen Gebüsch verfolgten Ofer uns seine Kinder das unvorstellbare Schauspiel und wurden Zeugen des schlimmsten Massakers in der Geschichte Israels. Nach mehreren Stunden fanden Hamaskämpfer die drei Israelis  und nahmen sie als Geiseln.

Mord und Entführung

Hadas Calderon, Ofers Ex-Ehefrau, versteckte sich allein im Sicherheitsraum ihres eigenen Hauses in Nir Oz. Über Stunden hielt die Frau tapfer die Türklinke fest, um das Eindringen der Terroristen zu verhindern. Ihr älterer Sohn Rotem suchte ebenfalls das Bunkerzimmer in seiner kleinen Wohnung im Kibbuzviertel für junge Erwachsene auf. Rotem und seine Mutter überlebten die blutige Hamas-Invasion.

Die Großmutter Carmela Dan (80) und die 13-jährige autistische Cousine Noya wurden zunächst von den Terroristen entführt. Am 19. Oktober wurden die Leichen der Oma und ihrer Enkelin gefunden.

Die Großmutter Carmela und ihre autistische Enkelin wurden entführt und anschließend ermordet. Foto: privat

Stunden nach dem Massaker tauchten auf verschiedenen Telegram-Kanälen Videos auf, die dokumentieren, wie Ofer mitsamt seinen Kindern von den Hamasmördern nach Gaza verschleppt wird. In einem der Mitschnitte ist zu sehen, wie Erez gewaltsam auf die Beine gestellt wird, nachdem der 12-Jährige ohnmächtig  geworden war. So erfuhr die Familie, dass ihre geliebten Angehörigen entführt worden waren.

Freilassung der Kinder

Die 16-jährige Sahar und ihr jüngerer Bruder Erez, der seinen 12. Geburtstag in Gefangenschaft feierte, konnten am 27. November im Rahmen eines vorübergehenden Waffenstillstands- und Geiselaustauschabkommens nach 52 Tagen befreit werden. Ihren Vater Ofer mussten die Kinder zurücklassen.

Nach ihrer Freilassung berichtete Sahar, dass sie auf dem Weg nach Gaza “Dinge gesehen habe, die den menschlichen Verstand übersteigen.” Sahar erzählt, wie Hunderte, wenn nicht Tausende Bewohner des Gazastreifens über die Grenze geströmt waren, um Teil an dem Massaker ihrer Mörderregierung zu nehmen. “Ich habe viele kleine palästinensische Kinder und Mütter gesehen. Die Menschen strömten auf mich zu, um mich zu schlagen”, so die 16-Jährige. “Ich hatte noch nie solche Angst verspürt. Ich hatte Todesangst.”

Auf einer Solidaritätsbekundung weinte die 21-jährige Gaya Calderon und erklärte: “Mein Vater hat mich liebevoll großgezogen, er ist mein bester Freund, ich habe jetzt niemanden, mit dem ich reden kann.”

Sahar (links) und Erez (rechts) kamen im Rahmen eines Gefangenenaustausches im vergangenen November frei. Foto: privat

Ofer feierte jüngst seinen 53. Geburtstag in Gefangenschaft in Gaza.

 Ofer, wir beten für Deine Rückkehr.

Israelis protestieren am 11. Februar vor dem Hauptquartier der Militärverteidigung in Tel Aviv und fordern von der Regierung eine Lösung für die Freilassung der Geiseln. Foto: Avshalom Sassoni/Flash90

Titelbild: Ofer Kalderon. Foto: privat

 

 

Weitere News aus dem Heiligen Land