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Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Eliya Cohen

JERUSALEM, 25.02.2024 (NH) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Eliya Cohen  (26), Tzur Hadassa

Eliya Cohen wurde als einziger Sohn mit drei Schwestern in Tzur Hadassa, einer idylischen Gemeinde 12 Kilometer südwestlich von Jerusalem, geboren. Sein Umfeld beschreibt den 26-Jährigen als sehr freundlichen Menschen mit unglaublichen Führungsqualitäten. Eliya feierte mit seiner Freundin Ziv, seinem jüngeren Neffen Amit (19) und der Freundin seines Neffen, Karin (21) , auf dem Nova-Festival in Re’im, als die blutige Hamas-Invasion am 7. Oktober begann. 

Die vier jungen Erwachsenen erreichten erst gegen vier Uhr morgends die Feier. Um 6:20 Uhr startete ein massiver Raketenbeschuss auf die Region. Eliya und seine Begleiter rannten unter unaufhörlichem Raketenhagel zu ihrem Auto und versuchten, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Doch plötzlich stieß die Gruppe auf Terroristen. Die Hamaskämpfer eröffneten das Feuer auf das Fahrzeug. Die vier Israelis setzten ihre Flucht zu Fuss fort. Die Gruppe fand schließlich Zuflucht in einem öffentlichen Raketen-Schutzraum in der Nähe des Kibbuz Re’im. Normalerweise haben in den Luftschutzbunkern bis zu 10 Personen Platz. Jetzt pferchten sich mehr als 30 Partygäste verzweifelt in die Betonunterkunft. Die Schutzräume erhielten später den Namen “Todesbunker”. Die letzte Person, die den Luftschutzbunker betrat, war Aner Elyakim Shapira.

Einige Stunden später trafen zwei Pickups mit Hamas-Kämpfern ein. Die Terroristen begannen das Massaker in den Schutzbunkern.

Die Schutzbunker im Süden des Landes wurden zu blutigen Todesfallen. Foto: Flash90 

Eine der größten Heldengeschichten des 7. Oktober 

Aner Elyakim Shapira aus Jerusalem diente als Soldat in der Nahal-Brigarde. Mit dem Eintreffen der Hamasterroristen positionierte er sich am Eingang des Schutzbunkers und lieferte sich von dort einen unmenschlichen Kampf mit den Mördern. Anar ergriff jede Handgranate, die geworfen wurde, und warf sie zurück. Sieben Handgranaten packte der Held und schleuderte sie aus dem Bunker. Die letzte Granate konnte Anar nicht mehr zurückwerfen. Sie detonierte mitten im Raum, inmitten dutzender Schutzsuchender. 

Durch die Detonation wurden Eliya und Ziv unter einem Berg von Leichen begraben. Eliya wurde am Bein verletzt. Sein Neffe Amit und dessen Freundin wurden bei der Explosion getötet. Mehr als drei Stunden harrten Eliya und Zvi unter den Toten aus, begleitet mit der Hoffnung, nicht gefunden zu werden. Immer wieder schossen die Terroristen in die Leichenberge. Ziv berichtete später in einem Interview, wie die tote Person über ihr die Kugeln abfing: “Ich spürte die Kugeln in seinem Körper. Langsam wurde mein Körper vom Gewicht des Toten taub. Ich dachte, ich werde sterben”. 

Doch plötzlich wurde Eliya gepackt und unter dem Leichenberg herausgezogen. “Menschen schrien: ‘Nein, nein. Bitte nicht. Nehmt uns nicht mit”, berichtet Ziv. “Im Nachhinein verstehe ich, dass dies die Phase der Entführung war. Eliyas und meine Hände lösten sich. Aber auch zu diesem Zeitpunkt verstand ich noch nicht, dass er entführt worden war.”

Nach Eliyas Entführung harrte Ziv weitere sechs Stunden in dem Todesbunker aus. Sie berichtet von der Hitze, dem Leichengeruch und dem Rauch, der den Überlebenden noch immer das Atmen erschwerte: “Die Menschen wurden komplett zerrissen, in die Luft gesprengt. Ich saß mit sechs anderen Leuten, die mit mir überlebt hatten, zwischen all den Leichen. Es gab noch einen, der im Sterben lag – am Ende verstarb er.”

Aner Elyakim Shapira – er kämpfte tapfer gegen die Terroristen. Foto: privat

Eliya in Gaza

Eliyas Familie fand in den ersten Stunden nach dem Massaker ein Bild von Eliya auf Facebook. Zunächst dachten die Angehörigen, es handele sich um ein Foto, das in einem israelischen Krankenhaus aufgenommen wurde. Doch einige Zeit später erhielten die besorgten Eltern das gleiche Foto noch einmal. Diesmal mit arabischem Text, der besagte, er sei als Geisel nach Gaza verschleppt worden. Drei Tage später wurde der Albtraum zu grausamer Gewissheit: das israelische Militär bestätigte die Entführung des 26-Jährigen. 10 Tage später erhielt Familie Cohen ein Video, welches die gesamte Entführung ihres Sohnes dokumentiert. Das Bildmaterial zeigt, wie Eliya verletzt aus dem Todesbunker gezerrt und gewaltsam auf einen der Terror-Trucks gepackt wurde. Sigalit Cohen, Eliyas Mutter, berichtet über die grausame Entdeckung: “Es war wie ein sehr schlimmer Traum, ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich stand unter Schock. Ich saß einfach da und schlug mir ins Gesicht, um zu sehen, ob ich in der realen Welt bin oder ob es ein Traum ist.” Seit diesen Bildern hat die Familie kein Lebenszeichen mehr erhalten. Auch keine der Geiseln, die im Rahmen des Gefangenenaustausches aus der Haft befreit wurden, hat Eliya in Gaza gesehen.

Eliya wurde nach Gaza verschleppt. Zunächst dachte die Familie, das Foto wurde in Israel aufgenommen. Foto: Hamasvideo Screenshot

Seine Mutter Sigalit hat dennoch Hoffnung: “Wir glauben, dass Gott über die Geiseln wacht und sie gesund und munter nach Hause bringen wird.” 

Eliya, wir beten für Deine Rückkehr.

Fotos von Israelis, die am 7. Oktober 2023 auf dem Nova-Festival von Hamas-Terroristen ermordet wurden. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Titelbild: Eliya Cohen. Foto: privat

 

 

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