zurück zu Aktuelles

Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Dolev Yehud

JERUSALEM, 27.02.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Dolev Yehud (35), Nir Oz

Dolev wurde am 7. Oktober im Kibbuz Nir Oz als Geisel genommen. Auch seine Schwester Arbel und ihr Partner Ariel Cunio wurden nach Gaza entführt.

Die Geschwister Yehud sind die dritte Generation ihrer Familie, die im Kibbuz lebt. Dolev ist verheiratet und hat vier Kinder. Seine Frau Sigal brachte ihr viertes Kind zur Welt, während er sich weiterhin in Gefangenschaft befindet.

Der Familienvater ist freiwilliger Sanitäter bei Magen David Adom und United Hatzalah und als Liebhaber von Stand-up-Sendungen und Podcasts über Comedy bekannt.

Sigal, die von ihren Freunden Sigi genannt wird, erzählte Channel 12, Dolev habe an jenem Morgen gehört, was im Kibbuz geschah, und habe daraufhin das Haus verlassen, um zu helfen. Sie blieb mit ihren drei Kindern neun Stunden lang in ihrem Schutzraum, ohne von ihm zu hören.

“Er sagte mir, ich solle im Schutzraum bleiben und ruhig sein”, so Sigi, die zu diesem Zeitpunkt im neunten Monat schwanger war. “Er bat mich, ruhig zu bleiben und zu versuchen, so gut wie möglich an meiner Atmung zu arbeiten.“ Sigi und Dolev sind zusammen, seit sie 12 Jahre alt sind, erzählt sie. “Mein Leben ist jetzt kein Leben, mir fehlt die Hälfte”.

Sigi und ihre Kinder wurden am 7. Oktober um 16 Uhr evakuiert, nachdem sie stundenlang ohne Nahrung und Wasser im Schutzraum ausharrten und sie befürchtete, ihre Wehen könnten einsetzen. Sie brachte ihr Kind am 16. Oktober zur Welt, “eine schwere, psychisch schwierige Geburt”, so Sigi. Das Ehepaar hat jetzt vier Kinder: Raz, 7, Yotam, 6, Ron, 3, und Dor, das Neugeborene.

Sigi erklärt, sie habe ihre Tochter Dor mit Buchstaben von Dolevs Namen benannt, um die Kontinuität des Lebens zu symbolisieren. “Ich möchte, dass er lebt und dass er sie kennenlernt, und sie muss ihren Vater kennenlernen und mit ihrem Vater aufwachsen”.

Geschwister in Gefangenschaft

Dolevs Eltern unterdessen müssen mit der schweren Situation leben, dass sich zwei ihrer Kinder als Geisel in Gaza befinden. Seit dem 7. Oktober, als die Hamas seinen Sohn Dolev und seine 28-jährige Tochter Arbel entführte, hat der Marketingmanager Yechi (64) keine einzige Fernsehnachricht mehr gesehen, keine Zeitung gelesen und sich auch nicht in den sozialen Medien über den Krieg informiert.

Ariel Cunio und Arbel Yehud
Dolevs Schwester Arbel (rechts) und ihr Partner Ariel Cunio wurden ebenfalls entführt. Foto: privat

Er lebt in einem schützenden Kokon und weigert sich, seine Hoffnungen mit jeder vielversprechenden Nachricht aufsteigen zu lassen, nur um dann grausam ausgelöscht zu werden. Stattdessen wartet er auf Informationsbesuche der seiner Familie zugeteilten israelischen Armeeoffiziere. Sie kommen zweimal pro Woche.

Er fürchtet sich vor dem Aufwachen, und die Tage ziehen sich unendlich in die Länge. Aber er macht weiter und gibt die Hoffnung nicht auf. Er arrangiert ein Treffen nach dem anderen mit Politikern und allen anderen, von denen er glaubt, dass sie ihm helfen könnten, obwohl er zugibt, er könne nicht wissen, ob irgendetwas von dem, was er tut, auch nur den geringsten Unterschied macht. Dennoch versucht er es. „Was kann ich sonst noch tun? So fülle ich die Tage aus”, erklärt er.

“Wir haben zwei verschiedene Arten von Ängsten”, so der Vater. “Wir sind sehr besorgt um das Schicksal von Arbel, weil sie eine Frau ist. Wir befürchten, dass sie psychisch, physisch oder sexuell missbraucht wird. Außerdem bangen wir um das Schicksal von Dolev, der an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt ist und seine Medikamente nicht bekommt. Ohne die Tabletten wird sein Körper immer schwächer, so dass sein Leben in großer Gefahr ist. Wir haben Berichte und ein Lebenszeichen von Arbel erhalten. Über Dolev haben wir nichts erfahren. Wir kämpfen dafür, dass sie gemeinsam freigelassen werden, sie als Frau und er als chronisch Kranker.”

Dolev, wir beten für Deine Rückkehr.

Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln auf dem “Geiselplatz” in Tel Aviv. Rechts ein Poster mit den Bildern der Geschwister Yehud sowie Ariel Cunio. Foto: Miriam Alster/Flash90

Titelbild: Dolev Yehud. Foto: privat

Weitere News aus dem Heiligen Land