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Kampf um Hilfsgüter: Viele Tote und Verletzte bei Massenpanik im Gazastreifen

JERUSALEM / GAZA, 29.02.2024 (TM) – Beim Kampf um Hilfsgüter sind heute Dutzende Palästinenser im nördlichen Gazastreifen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Die Hamas-Terrororganisation machte die israelische Armee für die Opfer verantwortlich. Das Militär wies das zurück. Die meisten Opfer seien bei einer Massenpanik totgetrampelt oder von den Versorgungslastwagen überfahren worden. Am Steuer saßen Araber, die sich offenbar bedroht fühlten. Zudem hätten bewaffnete Palästinenser auf die Menschen geschossen, als sie die Vorräte plünderten. Die Armee räumte jedoch ein, dass auch die Truppen das Feuer auf mehrere Bewohner des Gazastreifens eröffnet hätten, als diese Soldaten gefährdeten.

Der Vorfall begann gegen 4 Uhr morgens, als etwa 30 Lastwagen mit Hilfsgütern an der Küste von Gaza-Stadt eintrafen, um Lebensmittel an Palästinenser im Stadtteil Rimal zu liefern. Die Lastwagen kamen von den Grenzübergängen Keren Shalom und Rafah. Die israelische Armee veröffentlichte ein Drohnenvideo, das zeigt, wie der Transport von Menschen belagert wird und sich chaotische Szenen abspielen.

Auch Soldaten schießen

Dutzende von Palästinensern, die sich auf den letzten Lastwagen des Konvois stürzten, liefen auf einen israelischen Panzer und die am Militärkontrollpunkt stationierten Truppen zu. Dort befahl ein Offizier den Soldaten, Warnschüsse in die Luft abzugeben, als die Palästinenser nur noch wenige Dutzend Meter entfernt waren, und auf die Beine derer zu schießen, die sich weiter auf die Truppen zubewegten. Es war unklar, ob diese Palästinenser aggressive Absichten hatten oder nur vor dem Durcheinander fliehen wollten. Die Streitkräfte gaben an, dass weniger als zehn der Todesfälle auf israelisches Feuer zurückzuführen seien.

Hamas spricht von „Massaker“

Die Hamas beschuldigte die israelische Armee, ein „Massaker“ begangen zu haben. Beweise und Fakten nannte sie nicht.

Israel hat in den vergangenen Wochen mehrere Hilfslieferungen in den nördlichen Gazastreifen koordiniert. Die heutige Lieferung war größer als gewöhnlich. Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Besorgnis über die humanitäre Lage im Gazastreifen und die Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Hilfe für die mehr als zwei Millionen Menschen, die unter dem Krieg leiden, der mit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober begann. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist ein Viertel der 2,3 Millionen Palästinenser im Gazastreifen vom Hunger bedroht; rund 80 Prozent sind aus ihren Häusern geflohen.

Immer mehr Palästinensern wird bewusst, dass die Hamas für ihre katastrophale Lage verantwortlich ist. In Rafah im südlichen Gazastreifen protestieren sie mit brennenden Reifen gegen die Terrororganisation. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

Die USA äußerten sich besorgt. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates erklärte: „Dies ist ein ernster Vorfall und wir untersuchen die Berichte. Wir trauern um den Verlust unschuldiger Menschenleben und sind uns der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen bewusst, wo unschuldige Palästinenser nur versuchen, ihre Familien zu ernähren“.

Das Büro des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, verurteilte „das abscheuliche Massaker, das die israelische Besatzungsarmee heute Morgen an den Menschen verübt hat, die am Nabulsi-Kreisverkehr auf Hilfslieferungen warteten“. Palästinensische Sanitäter sagten, sie hätten „Dutzende oder Hunderte“ am Boden liegend vorgefunden. Es habe nicht genügend Krankenwagen gegeben, um alle Toten und Verwundeten abzuholen. Einige seien mit Eselskarren in die Krankenhäuser gebracht worden.

Kritik an Hilfslieferungen

Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir kritisierte die Hilfslieferung: „Heute wurde bewiesen, dass der Transfer von humanitärer Hilfe nach Gaza, während Geiseln im Gazastreifen gefangen gehalten werden, nicht nur Wahnsinn ist, sondern auch das Leben unserer Soldaten gefährdet.“

Foto: Ein Screenshot des Drohnenvideos der israelischen Armee. Hunderte Palästinenser drängen sich um die Lastwagen mit Hilfsgütern. Quelle: IDF

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