17.03.2024

Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Edan Alexander

JERUSALEM, 17.03.2024 (NH) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Edan Alexander (20), Tel Aviv/New Jersey

Edan wurde in Tel Aviv geboren, wuchs später in New Jersey auf und wurde nach seinem Highschool-Abschluss im Jahr 2022 in die Golani-Einheit rekrutiert. Seither dient der junge Mann als sogenannter “Chajal boded” (zu Deutsch “Einsamer Soldat”) im israelischen Militär. Als “Einsame Soldaten” werden junge Männer und Frauen betitelt, die weit weg von ihren Familien in der israelischen Armee dienen. Auch Soldaten, die aufgrund der Entscheidung, ihren Armeedienst zu absolvieren, von der eigenen Familie verstoßen wurden oder aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen, werden als “Chajal boded” bezeichnet. Yael Alexander, Edans Mutter, berichtete, sie und ihr Mann seien sehr überrascht gewesen, als Edan ihnen mitteilte, er wolle als “Einsamer Soldat” im israelischen Militär dienen, anstatt mit all seinen amerikanischen Freunden an einem College zu studieren.

Einsamer Soldat

Doch der 20-Jährige setzte seinen Plan um. Edan diente im 51. Bataillon der Golani-Brigade und so war der junge Soldat war am 7. Oktober in seinem Armeestützpunkt in der Nähe des Gazastreifens untergebracht. Früh am Morgen des “Simchat Thora”-Feiertages begann ein massiver Raketenbeschuss aus der Enklave. Seine Mutter Yael Alexander kontaktierte sofort ihren Sohn, um sich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen. Zum damaligen Zeitpunkt versicherte ihr Edan, es sei alles in Ordnung und “er sei in Sicherheit”. Das Telefonat der beiden fand kurz nach 6.30 Uhr statt. Edans Mutter war noch nicht darüber im Bilde, dass Hamas-Terroristen die Grenzzaun-Stützpunkte überrannten, die jungen Soldaten bestialisch massakrierten und deren Leichen sowie Überlebende entführten.

Schon gegen 7 Uhr morgens konnte Yael ihren Sohn nicht mehr erreichen. “Ich habe ihm immer und immer wieder SMS geschrieben, aber nichts ist bei ihm angekommen”, berichtet Yael in einem Interview mit dem amerikanischen Sender CNN. Erst eine Woche nach dem Hamas-Massaker wurde Familie Alexander darüber informiert, dass Edan als Geisel nach Gaza verschleppt wurde.

*Edan wird von seinem Umfeld geliebt. Seine Familie und seine „Adoptivfamilie“ machen sich große Sorgen um ihren Schützling. Foto: privat*

“Edan ist das Leben und die Seele unserer Familie”

Edan wird als junger Mann mit großem Herzen und einnehmendem “Dauer-Lächeln” beschrieben. Sein Umfeld hätte in Edan einen loyalen und stets unterstützenden Freund gefunden. Mit seiner lustigen und humorvollen Art hat er jeden zum Lachen gebracht.

Seine Mutter Yael sagt: “Ich will Edan einfach nur noch einmal umarmen”. Mika, Edans 17-jährige Schwester, nennt ihren Bruder “meinen besten Freund”. Neben Edans Familie in New Jersey hat der 20-jährige “Einsame Soldat” eine Art Adoptivfamilie im Kibbuz Hazor. Der Kibbuz nimmt einsame Soldaten auf und gibt ihnen im ersten Jahr vor der Einberufung und während ihres gesamten Militärdienstes ein warmes und liebevolles Ersatz-Zuhause. “Jeder einsame Soldat hat eine Adoptivfamilie und wir sind seine Familie”, erklärt Doron Zaktser, Edans “Adoptivvater”. “Die Sorge frisst uns auf. Obwohl wir nur als Adoptivfamilie definiert sind, habe ich das Gefühl, ich hätte ein Kind in Gaza und dass ich mit diesem Horror nicht leben kann”, so Doron. Edans Adoptiveltern haben zwei leibliche Kinder (10 und 14) und neben Edan drei weitere “Adoptiv-Soldaten”. “Der eine kämpft jetzt in Gaza, auf der richtigen Seite – der andere wird auf der falschen Seite festgehalten. Zwei weitere Soldatinnen sind ebenfalls im Einsatz”, berichtet Doron. “Wir vermissen Edan so sehr und warten darauf, dass er nach Hause kommt.”

Am 29. Dezember 2023 versammelten sich dutzende Sympathisanten und Mitglieder der jüdischen Gemeinde vor der Residenz des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres in New York. Die Protestler feierten gemeinsam den 20. Geburtstag des entführten Soldaten.

Edan, wir beten für Deine Rückkehr.