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Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Yair und Eitan Horn

JERUSALEM, 07.04.2024 (NH) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Yair (45) und Eitan (37), Kibbuz Nir Oz

Ruti Strom wurde in Argentinien geboren. Im Alter von 20 Jahren und frisch verheiratet, erfüllte sie sich ihren zionistischen Traum und wanderte im Jahr 1977 nach Israel aus. Dort wurde ihr erster Sohn Yair geboren. Doch schon zwei Jahre später musste Ruti das Heilige Land verlassen und kehrte nach Südamerika zurück. In der jüdischen Gemeinde Argentiniens zog die junge alleinerziehende Mutter ihre drei Söhne hingebungsvoll groß: Yair (heute 45), Amos (42) und Eitan (37). Amos und Eitan kehrten später nach Israel zurück. Amos heiratete und zog in den Kibbuz Sde Boker. Nach einigen Jahren verließ auch Ruti ein weiteres Mal ihr Geburtsland und schlug zusammen mit ihrem zweiten Ehemann in der israelischen Stadt Kfar Saba Wurzeln. Eitan, der Jüngste zog bei seiner Mutter ein. Mit der Einwanderung ihres ältesten Sohnes Yair im Jahr 2014 war die Familie wieder komplett und Rutis Lebenstraum erfüllte sich. Yair, der einen starken Pioniergeist zeigte, ließ sich in dem Grenzkibbuz Nir Oz nieder.

“Es war unglaublich. Plötzlich war die ganze Familie wieder zusammen”, erzählt Ruti den israelischen Medien. Doch der zionistische Traum zerriss jäh am 7. Oktober.

Pädagoge und Bauarbeiter

Alle drei Männer werden als liebevolle Menschen mit einem Herz aus Gold beschrieben. Yair arbeitet auf dem Bau und war sehr intensiv in das Kibbuzleben in Nir Oz involviert. Obwohl der 47-Jährige noch als “Neuling” galt, organisierte er Gemeindefeiern, Ferienaktivitäten und war auch für den örtlichen Kibbuz-Pub verantwortlich. Eitan ist Pädagoge und arbeitet seit langer Zeit mit verschiedenen Jugendbewegungen und Internaten zusammen. Der 37-Jährige nahm auch an Delegationen nach Peru teil. Einer seiner Kollegen beschreibt Eitan als erstaunlichen “Mann mit Vision und Liebe, der äußerlich zwar hart aussieht, aber innerlich einen sehr, sehr weichen Kern hat”.

Eitan und Yair sind beide nicht verheiratet. Vielleicht zeichneten sich die beiden Männer gerade auch deshalb als äußerst engagierte Onkel aus. Die beiden verbringen sehr viel Zeit mit ihren geliebten Neffen und nahmen die Kleinen oft zu den Fussballspielen ihres Lieblingsvereines Hapoel Beer Sheba mit. Selbst um die Purimkostüme ihrer Neffen hätten sich die beiden liebevollen Onkel gekümmert.

Demonstranten halten Schilder mit den Bildern der Entführten, darunter auch die Fotos von Eitan (mittig) und Yair (links) Horn. Foto: Miriam Alster/Flash90

Schicksalhafter Feiertag

Die Liebe zum Land teilten sich alle drei Geschwister. Doch besonders Eitan, der Jüngste, freute sich auf die Feiertage bei seinem großen Bruder im Kibbuz Nir Oz. Daher war es nicht verwunderlich, dass Yair und Eitan das Simchat-Thora-Wochenende gemeinsam verbrachten.

In den frühen Morgenstunden des 7. Oktober, während eines massiven Raketenbeschusses auf ganz Israel, kontaktierte Ruti umgehend ihre beiden Söhne in Nir Oz. Beide hatten im Bunkerzimmer Schutz gesucht und versicherten ihrer besorgten Mutter, die Türen verriegelt zu haben. “Zu diesem Zeitpunkt dachten wir nur, dass es sich um Raketenbeschuss handelt. Sie waren sicher. Bis 8:30 Uhr waren wir noch mit ihnen in Kontakt – dann herrschte völlige Funkstille”, erinnert sich Ruti. Das war das letzte Mal, dass die Mutter von ihren beiden Söhnen hörte.

Erst im Laufe des Tages wurde das Ausmass der Tragödie offensichtlich. Um 6:30 Uhr waren hundert Hamasterroristen in den Grenzkibbuz infiltriert. Stundenlang massakrierten die Terroristen die Kibbuzbewohner und löschten ganze Familien aus. An dem Massaker beteiligte sich auch der Islamische Dschihad und hunderte Zivilisten aus Gaza. Nir Oz verlor am 7. Oktober 38 Gemeindemitglieder, 78 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Familie Horn hatte die große Hoffnung, dass Yair und Eitan rechtzeitig flüchten konnten. In Yairs Haus gab es weder Schusslöcher noch Blutspuren. Wochenlang galten die Brüder als vermisst.

Stundenlang massakrierten Hamasterroristen die Kibbuzbewohner auf bestialische Art und Weise. Weder vor Alten noch vor den Kleinsten machten die Mörder halt. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

Nach zwei Monaten erste Augenzeugenberichte

“Es gab keine Videos, keine Fotos, nichts. Irgendwann erklärten die Behörden, dass sie zwar als vermisst gemeldet sind, jedoch wahrscheinlich als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden”, berichtet Ruti.

Erst am 25. November, mit dem Geiselabkommen zwischen Israel und der Hamas, erhielt Ruti die Nachricht, dass ihre Söhne als Geiseln in der Enklave festgehalten werden. Die Brüder wurden von gleich mehreren freigelassenen Entführten gesehen und so wurde die Gefangenschaft bestätigt.

Die hinterbliebene Familie von Yair und Eitan klammert sich an die Berichte, dass ihre Söhne lebend gesehen wurden und sich den Umständen entsprechend in “guter Verfassung” befanden. Familie Horn hofft und betet sehnsüchtig für den “Tag danach”.

Yair und Eitan, wir beten für Eure Rückkehr.

Anhang:

Im Rahmen eines vorübergehenden Waffenstillstandes und Geiselaustausches zwischen Israel und der Hamas wurden vergangenen November 38 Kibbuzmitglieder freigelassen – 40 weitere befinden sich noch immer in den Händen der Terrororganisation.

Forum der Familien und Freunde von Hunderten von unschuldigen Entführten, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden.

Titelbild: Eitan (links) und Yair (rechts). Foto: privat

 

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