Oberrabbiner: Nicht die Armee rettet uns, sondern die Thora-Studenten
JERUSALEM, 29.04.2024 (TM) – Der sephardische Oberrabbiner Israels, Yitzhak Yosef, hat erklärt, dass die erfolgreiche Verteidigung Israels gegen die Raketen und Flugkörper des Irans, der Hisbollah und der Hamas nicht den israelischen Streitkräften, sondern den Studenten an den Jeschiwas (Thoraschulen) zu verdanken sei.
„Es war wirklich ein Wunder“, unterstrich der 72-jährige Oberrabbiner: „In den letzten Monaten hat man mir gesagt, dass sie 13.000 Raketen aus dem Norden und Süden auf uns abgefeuert haben. Das ist eine sehr große Zahl. Tausende Raketen sind auf uns abgefeuert worden. Es hätte, Gott behüte, Hunderte oder Tausende von Opfern geben können, aber Gott sei Dank gab es nur einige Verletzte. Jede jüdische Seele liegt uns am Herzen. Aber im Verhältnis zu dem, was hätte sein können: Gott sei Dank, welche Wunder sind für uns geschehen“.
„Schutz durch Thora-Studium“
Er fuhr fort, dass die Israelis vor Angriffen aus dem Norden, dem Süden und von Hamas-Terroristen bewahrt wurden, „nur dank der Mitglieder der Jeshiwas und ihrer Studenten. Sie beschützen alle Soldaten und das ganze Volk Israels“. Die säkularen Menschen müssten verstehen, dass die israelische Armee ohne die Thora, ohne die Bibelschulen, keinen Erfolg hätte.
Der Predigt vorausgegangen war die Äußerung des Rabbiners im vergangenen Monat, dass die Ultraorthodoxen Israel verlassen würden, wenn sie zum Militärdienst gezwungen würden. Das ultraorthodoxe Establishment wehrt sich vehement gegen die Einberufung von Gemeindemitgliedern mit dem Argument, dass der Militärdienst in jungen Jahren ihre religiöse Identität bedrohen würde. Der Oberste Gerichtshof hat wiederholt entschieden, dass eine pauschale Freistellung der Ultraorthodoxen gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt. Die Richter verboten der Regierung, Jeschiwas finanziell zu fördern, deren Studenten keinen Militärdienst leisten.
Scharfe Kritik in sozialen Medien
Yosefs Äußerungen, die inmitten eines Krieges und einer polarisierenden Debatte fielen, veranlassten viele in den sozialen Netzwerken zu der Bemerkung, dass er den angesehenen Israel-Preis, der ihm in wenigen Wochen verliehen werden soll, nicht erhalten sollte.
Anfang dieses Monats protestierten Demonstranten gegen den Rabbiner und überreichten ihm einen Preis für die „Spaltung Israels“. In der „Auszeichnung“ hieß es, sie werde Yosef verliehen „für seine Arbeit, die Nation zu untergraben, die Polarisierung zu verschärfen und die Wehrdienstverweigerung der Ultraorthodoxen aufrechtzuerhalten.“
Auch Oppositionsführer Yair Lapid kommentierte die Aussagen des Oberrabbiners: „Ich frage mich, ob er damit einverstanden wäre, das Raketenabwehrsystem Iron Dome nicht in seiner Nachbarschaft zu haben, weil seine Gebete ihn schützen werden. Ich bin sicher, die Antwort ist nein“, sagte Lapid dem öffentlich-rechtlichen Radiosender Kan.
Auch Rabbiner David Stav, Vorsitzender der modern-orthodoxen Organisation Tzohar, die Israelis religiöse Dienste anbietet und als Alternative zum ultraorthodox dominierten Oberrabbinat gilt, verurteilte Yosefs Äußerungen: „Es gibt keinen Widerspruch zwischen der Anerkennung der Bedeutung der Thora und derer, die sie studieren, und der Pflicht, den Anweisungen der Thora zu folgen und in den Krieg zu ziehen, um Israel vor seinen Feinden zu retten“, machte er deutlich. Die verächtlichen Worte des Oberrabbiners gegenüber dem Stabschef der Armee und den Soldaten mitten im Krieg seien „undankbar und blasphemisch“.
Bild: Der sephardische Oberrabbiner Israels, Yitzhak Yosef, wird für seine Äußerungen zum Militärdienst kritisiert. Foto: Chaim Goldberg / Flash 90