
Proteste in London: BBC strahlt Dokumentarfilm über Hamas-Festival-Massaker aus
JERUSALEM, 22.05.2024 (NH) – Das Massaker auf dem Supernova-Festival in der Nähe des Kibbuz Re’im ist nicht das erste Massaker, das jemals stattgefunden hat – aber es ist vielleicht das am besten dokumentierte. Die Massenflucht junger, unschuldiger Menschen und die schreckliche Begegnung mit blutgierigen Terroristen wirkt wie ein Videospiel – doch die Szenen sind zu grausam, um in der Realität möglich zu sein. Hunderte Partygänger wurden von Hamaskämpfern vergewaltigt, gefoltert und entführt – 364 bestialisch ermordet. Die Verbrechen wurden von den Tätern in Echtzeit gefilmt und ausgestrahlt. Ein Dokumentarfilm der Ereignisse des 7. Oktober sorgt jetzt in England für Furore.
BBC produziert „We Will Dance Again“
Trotz früherer Kritik an der Voreingenommenheit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC, hat sich der Sender entschlossen, die Hamas-Gräueltaten an den Nova-Teilnehmern grafisch darzustellen. So produzierte BBC gemeinsam mit dem israelischen Unterhaltungsstudio SIPUR in den letzten Monaten einen Dokumentarfilm mit dem Titel „We Will Dance Again“. Der Film enthält noch nie zuvor veröffentlichtes Material und enthüllt detaillierte Einblicke in die Ereignisse des 7. Oktobers. Der Dokumentarfilm ist in drei Teile unterteilt, die eine Zeitleiste der Ereignisse vor, während und nach dem Angriff skizzieren. Neben den Aufnahmen des Hamasüberfalls enthält der Film Interviews mit Soldaten, Journalisten und Forschern. Der israelische Filmemacher und Drehbuchautor Yariv Mozer zeigte sich schockiert über das grafische Material: „Nichts hat mich auf die harten Bilder vorbereitet, die das Massaker dokumentieren“, so Mozer. Im Rahmen des britisch-israelischen Filmfestivals „Seret International Israeli Film Festival“ soll im Londoner Phoenix Cinema am Donnerstag eine private Vorführung des BBC-Dokumentarfilmes stattfinden. Doch die geplante Vorführung des „Propaganda-Dokumentarfilms“ stößt in Großbritanien auf schwere Proteste.
„Artists for Palestine“ rufen zu Massenprotesten auf
Am Dienstag forderte die Vereinigung „Artists for Palestine UK“, keine Vorführungen des Dokumentarfilms zu veranstalten. Die Erklärung wurde von Culture Workers Against Genocide, Film Workers For Palestine, South Asians for Palestine und The Rights Collective mitunterzeichnet. Die antiisraelischen Aktivistengruppen behaupteten, dass „es keine moralische oder ethische Rechtfertigung für einen britischen Kulturort gibt, mit einer Organisation, die vom israelischen Regime gesponsert wird, ‚business as usual‘ zu betreiben, während es seinen Völkermord an 2,3 Millionen Palästinensern in Gaza intensiviert“. „Wir bitten Sie, sich auf die Seite der Menschlichkeit zu stellen, gegen Apartheid und Völkermord, indem Sie Ihre von Israel gesponserten Filmvorführungen absagen und sich verpflichten, das britisch-israelische Filmfestival in Zukunft nicht mehr auszurichten“, so in der Forderung.
Die jüdische Gemeinde in London startete bereits am Montag eine Petition gegen die geplanten Proteste der antiisraelischen Vereinigungen. Sie forderten von den örtlichen Behörden, jegliche Kundgebungen außerhalb des Theaters zu unterbinden. „Die Anwesenheit antisemitischer und antiisraelischer Demonstranten während der Vorführung eines sensiblen Dokumentarfilms kann zu Provokationen führen und möglicherweise in Gewalt eskalieren“, so jüdischen Gemeindemitglieder. Bis dato sammelte die Petition 6.940 Unterschriften.
#NOVA nicht auf Netflix
Bereits zuvor geriet Großbritannien in die Schlagzeilen. Der Film #NOVA, der auf dem israelischen Fernsehanbieter YES ausgestrahlt wurde, war der erste Dokumentarfilm über die Ereignisse des Schwarzen Schabbat. Der Dokumentarfilm enthielt im Gegensatz zu der BBC-Produktion weder Zeugenaussagen noch Interviews mit Überlebenden, sondern nur 212 Videos von den Ereignissen selbst. Der Streaming-Riese Netflix weigerte sich dennoch, den Film in Großbritanien auszustrahlen – das Material sei schlichtweg „zu politisch“.
Das „Seret International Israeli Film Festival“ fand im Februar in Spanien und im März in Holland statt. Das Festival wird im September in Deutschland und im November in Argentinien und Chile fortgesetzt. Die israelischen Dokumentarfilme sind das erste wichtige Glied in einer Kette von Zeugenaussagen, die die Verlorenen zwar nicht zurückbringen, aber dazu beitragen können, zukünftige Leben zu retten.
Titelbild: Israelis besuchen den Ort des Massakers des Re’im-Musikfestivals im Süden Israels. Foto: Arie Leib Abrams/Flash90