
Wie würde ein Krieg mit der Hisbollah aussehen?
JERUSALEM, 06.06.2024 (LS) – Der Wissenschafter Tal Beeri, Leiter der Forschungsabteilung des Alma-Instituts, hat gegenüber der Zeitung Maariv erklärt, wie ein umfassender Krieg im Norden aussehen könnte.
„Die Hauptfeuerkraft der Hisbollah besteht aus Raketen und Drohnen. Tatsächlich kann die Hisbollah das gesamte Territorium des Staates Israel präzise angreifen. Das Gebiet, das hauptsächlich unter großem Beschuss stehen wird, ist der gesamte nördliche Bereich bis Haifa. In diesem Gebiet wird der Großteil des Feuers von Raketen verschiedener Typen kommen, die als Kurzstreckenraketen gelten. In den ersten ein bis zwei Wochen des Krieges wird es daher fast unmöglich sein, ein normales Leben zu führen“, prognostizierte Beeri.
Raketenarsenal
Nach Schätzungen des Forschungsinstituts verfügt die Hisbollah über 150.000 Mörser, 65.000 Raketen mit einer Reichweite von bis zu 80 km, 5.000 Raketen und Flugkörper mit einer Reichweite von 80 bis 200 km, 5.000 Raketen mit einer Reichweite von 200 km oder mehr, 2.500 unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) – und Hunderte von fortschrittlichen Raketen, wie Flugabwehrraketen oder Marschflugkörper. Schätzungen gehen davon aus, dass die Hisbollah im Falle eines Krieges täglich mehrere tausend Drohnen und Raketen nach Israel schießen wird.
„Ich schätze, dass sie von der nördlichen Region des Libanon, der Region Beirut oder der Bekaa-Region abgeschossen werden, wo sich die Außenposten und strategischen Formationen der Hisbollah, die Abschussrampen und die Infrastruktur befinden. Einige der ‚Fatah-110‘-Raketen sind sehr präzise, und jede Rakete trägt 500 kg Sprengstoff“, erklärte Beeri.
Pläne lediglich verschoben
Beeri verrät, das Forschungsinstitut habe „eine interne Proklamation der Hisbollah erhalten, die an ihre Mitglieder geschickt wurde und in der sie aufgefordert wurden, sich auf den Krieg vorzubereiten“. Doch das war vor dem 7. Oktober, der die Pläne der Hisbollah verzögerte.
Zur aktuellen Sicherheitslage sagte Beeri: „Wir befinden uns an einem Punkt, an dem es schwierig ist zu wissen, wie es weitergehen wird. Die Hisbollah erhöht das Tempo und veranlasst die israelischen Streitkräfte zu einer Bodenoffensive, so dass die Situation sehr unbeständig ist.“
„Selbst wenn ein Waffenstillstand mit der Hamas zustande kommt und die Hisbollah ebenfalls den Beschuss einstellt, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis es zu Zusammenstößen zwischen Israel und der Terrororganisation kommt, da sie beschlossen hat, einen Angriff gegen uns zu starten“, so Beeris abschließende Einschätzung.
„Der 7. Oktober hat die Pläne der Hisbollah nur auf Eis gelegt, aber nicht abgesagt.“
Titelbild: Hinter der Grenze zum Libanon bereitet sich die Hisbollah auf einen Krieg vor. Foto: Ayal Margolin/Flash90