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Nach hartem Biden-Netanjahu-Telefonat: Geiselverhandlungen in Kairo zeigen offenbar Fortschritte

JERUSALEM, 05.05.2024 (NH) – Eine hochrangige israelische Delegation unter der Leitung von Mossad-Chef Dadi (David) Barnea und Ronen Bar, Chef des Inlandsgeheimdienstes, ist gestern in Ägypten eingetroffen. Dort traf die israelische Vertretung mit dem ägyptischen Generalmajor Ghassan Alyan zusammen. Quellen zufolge wird die Verhandlungsdelegation unter anderem mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel und weiteren hochrangigen ägyptischen Militärvertretern die Frage eines Geiselabkommens im Schatten der israelischen Sicherheitsforderungen entlang der Philadelphi-Route und des Grenzübergangs Rafah erörtern. Der Leiter des militärischen Hauptquartiers für die Entführten, Generalmajor Nitzan Alon, schloss sich der Delegation nicht an. Grund dafür sei, dass Netanjahus neue Forderungen nicht zu wirklichen Fortschritten führen.

Scharfes Telefonat zwischen Biden und Netanjahu

Die Abreise der israelischen Delegation soll nach Berichten verschiedener israelischer Nachrichtenseiten nur aufgrund des starken amerikanischen Drucks auf Israel und Ägypten erfolgt sein. Demnach sollen die Sicherheitsbedingungen Netanjahus die Gespräche zwischen den Parteien erschweren. Zudem habe die Tötng des Hamas-Führers Ismail Haniyeh eine mögliche Einigung beinahe sabotiert. Laut der amerikanischen New York Times fand Biden tadelnde Worte für die Ermordung Haniyehs  in Teheran: “Netanjahus Verhalten könnte sogar einen regionalen Krieg auslösen”. Biden hatte zuvor gar die Meinung vertreten, Netanjahu verzögere die Verhandlungen absichtlich aus innenpolitischen Gründen. In einem Telefongespräch am vergangenen Donnerstag soll der US-Präsident den Premier sogar aufgefordert haben, “aufzuhören, ihn zu verarschen”. Ein Bericht, der sich auf US-Vertreter beruft, beschreibt das Telefonat zwischen den beiden als “hart”.

Dennoch heißt es aus US-Kreisen, Präsident Joe Biden sei “entschlossener denn je, ein Geiselabkommen und einen Waffenstillstand zu erreichen”. So ist es Brett McGurk, dem leitenden Berater in Washington, gelungen, die ägyptischen und israelischen Geheimdienste zu einem Treffen zu überreden, obwohl sich die amtierende Terrororganisation derzeit weigert, Netanjahus Bedingungen bezüglich der Sicherheitsachsen in Gaza zu akzeptieren.

“Neue” Sicherheitsbedingungen erschweren Geiselabkommen

Trotzdem scheint der israelische Ministerpräsident nicht von seinen Forderungen abzurücken. Vertraute Netanjahus gehen davon aus, dass ein Weg gefunden werden kann, die als “neu” geltenden Forderungen umzusetzen. Ein Stolperstein scheint derzeit die Forderung nach Beibehaltung der israelischen Kontrolle über die Philadelphi-Passage und den Grenzübergang Rafah zu sein. Israel will verhindern, dass über diese Routen Hamas-Milizen in den Norden des Gazastreifens zurückkehren oder gar Waffen geschmuggelt werden und die Terrororganisation so ihre militärischen Kapazitäten wieder aufbaut.

Das Büro des Premierministers dementierte gestern Abend die Berichte. Die Hamas habe Dutzende von Änderungen eingebracht, die die Gespräche in der Praxis zunichte machten. “Die Hamas fordert weiterhin ein Ende des Krieges, die Freilassung einer minimalen Anzahl von Geiseln, die Möglichkeit, Gaza mit Waffen zu überschwemmen und die Gräueltaten vom 7. Oktober zu wiederholen”. Katar hatte an der gestrigen Verhandlungsrunde in Kairo nicht teilgenommen.

Titelbild: “Hartes” Biden-Netanjahu-Telefonat: Die israelische Delegation reiste auf Druck der USA nach Ägypten. Foto: Amon Ben-Gershom/GPO

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