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Kleine Funde erzählen große Geschichten: Antike Objekte zeigen den Aufstieg und Fall Jerusalems

JERUSALEM, 14.08.2024 (TPS) – Archäologen haben in einem 2000 Jahre alten begehbaren Abwasserkanal unter den Straßen Jerusalems einen Schatz an Artefakten entdeckt, der eine lebendige Geschichte von der Blüte, dem Verfall und schließlich der Zerstörung der Stadt während der Zeit des Zweiten Tempels erzählt. Das teilte die israelische Altertumsbehörde mit.

Die Bekanntgabe fiel mit Tischa BeAv zusammen, dem Gedenktag an die Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels und andere Tragödien, die sich am neunten Tag des hebräischen Monats Av ereignet haben.

Der Kanal diente einst als wichtige unterirdische Verkehrsader unter den belebten Märkten an der Hauptstraße Jerusalems und erstreckte sich über die gesamte Länge der Davidstadt. „Die Überreste wurden in die Mündung des Kanals oberhalb der Hauptstraße Jerusalems gespült, wo sie zwischen den Mauern so konserviert wurden, wie sie zum Zeitpunkt der Zerstörung der Stadt waren“, erklärt Grabungsleiterin Dr. Ayala Zilberstein.

„Die kleinen Funde erzählen uns eine große Geschichte, von der Blütezeit Jerusalems, als die Straßen voller Leben waren, bis zum Niedergang der Stadt während der Rebellion gegen die Römer und ihrer völligen Verlassenheit nach der Zerstörung des Tempels“, erläuterte sie.

Lampen aus der Römerzeit

Zu den bemerkenswertesten Funden gehören eine vollständige Glasflasche und Keramiklampen, die noch den Ruß der alten Flammen tragen. Sie stammen aus der Zeit der Zerstörung der Stadt im Jahr 70 n. Chr. Der Ruß auf den Keramiklampen erinnert an die Feuer, die einst in diesen Gefäßen brannten, die möglicherweise von Rebellen gehalten wurden, die sich während der römischen Belagerung in den Kanal geflüchtet hatten.

Die Ausgrabungen förderten auch eine Fülle von Artefakten aus der Blütezeit Jerusalems zutage. Komplette Gefäße, darunter zierliche Parfümfläschchen und Öllampen, wurden in bemerkenswert gutem Zustand gefunden.

Vor einigen Jahren wurde in der Nähe des Kanals ein komplettes Schwert mit Scheide entdeckt. Die Forscher untersuchen die Möglichkeit, dass die Lampen von denselben Rebellen benutzt wurden, die sich im Untergrund vor den Römern versteckten.

Antikes Essen: Trauben, Getreide, Fisch, Eier

„Durch die große Vielfalt an Töpfen und Schüsseln, die sich in der Rinne angesammelt haben, fanden wir fast das gesamte Geschirr der Jerusalemer“, berichtet Zilberstein. Einer der faszinierendsten Aspekte der Ausgrabungen war die Entdeckung organischer Überreste – Traubenkerne, Getreidekörner, Fischgräten und sogar Eierschalen -, die Einblicke in die antike Ernährung der Bewohner Jerusalems geben.

Je tiefer die Ausgräber vordrangen, desto auffälliger wurde eine Veränderung in der Zusammensetzung der Schichten, die den allmählichen Niedergang der Stadt widerspiegeln. „Je näher man den Schichten aus der Spätzeit der Stadt kommt, desto weniger Hinweise auf menschliche Artefakte gibt es und desto klarer wird das Bild vom Niedergang der Stadt“, so die Grabungsleiterin.

Die Davidstadt ist der ursprüngliche Kern des biblischen Jerusalem. Sie liegt außerhalb der südlichen Stadtmauern der Altstadt und gilt als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Israels. Hier gründete König David seine Hauptstadt und hier spielten sich viele entscheidende biblische Ereignisse ab. Das Areal ist vor allem für den Hiskia-Tunnel bekannt, den König Hiskia bauen ließ, um die Stadt vor der Belagerung durch die Assyrer mit Wasser zu versorgen.

Bild: Gegenstände aus der Zeit des Zweiten Tempels, die in dem alten Abwasserkanal unter der Davidstadt in Jerusalem gefunden wurden. Foto: Emil Aladjem / Israelische Altertumsbehörde

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