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Archäologen legen den bislang längsten Abschnitt eines Aquädukts in Jerusalem frei

JERUSALEM, 28.08.2023 (TPS) – Archäologen haben in Jerusalem ein 300 Meter langes Stück eines Aquädukts aus der Zeit des Zweiten Tempels freigelegt – das längste zusammenhängende Stück, das je in der Stadt gefunden wurde. Das hat die israelische Altertumsbehörde am heutigen Montag bekannt gegeben.

Die Wasserleitung wurde im südlichen Jerusalemer Stadtteil Givat HaMatos im Vorfeld einer geplanten Erweiterung des Viertels entdeckt. „Die Aquädukte Jerusalems erzählen die Geschichte der Stadt“, erläuterte der Direktor der Altertumsbehörde, Eli Eskosido. „Ihr Bau erforderte riesige Budgets und große Ingenieurskunst. Sie zeugen von den glorreichen Tagen des Tempels, von der Zerstörung der Stadt und ihrem Wiederaufbau nach der Zerstörung des Tempels und in den Tagen von Aelia Capitolina – als römische Stadt der Götzen”.

Großer Bedarf an Wasser

Die Ausgrabungsleiter Dr. Ofer Shion und Rotam Cohen erklärten, dass der Wasserweg gebaut wurde, um Wasser von weiter her heranzuholen, da Jerusalems Hauptwasserquelle, die Gihon-Quelle, den Bedarf der wachsenden Zahl von Einwohnern und Pilgern nicht mehr decken konnte.

Der Hasmonäer-König Herodes ließ zwei aufwendige Aquädukte nach Jerusalem bauen, die zu den größten und komplexesten Wasseranlagen im Land Israel gehörten. Das System konzentrierte das Quellwasser in der Gegend von Bethlehem und leitete es unter Ausnutzung der Topographie, der Gesetze der Schwerkraft und großer Becken nach Jerusalem.

Der „Obere Aquädukt“ brachte das Wasser in die Oberstadt – das Gebiet des heutigen jüdischen und armenischen Viertels der Altstadt. Der „Untere Aquädukt“ leitete das Wasser direkt zum Tempel.

Dr. Shion und Dr. Cohen zufolge blieb der obere Aquädukt auch nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. in Betrieb.

Die zehnte römische Legion führte umfangreiche Renovierungsarbeiten durch und hob das antike Niveau um einen halben Meter an”, berichten die Archäologen. „Wir fanden etwa 25 Münzen, die in relativ regelmäßigen Abständen verstreut lagen. Unserer Meinung nach ist das kein Zufall: Die Münzen wurden, wie es auch heute noch üblich ist, als Glücksbringer platziert.“

Bürgermeister ändert Baupläne

Der Bürgermeister von Jerusalem, Moshe Lion, versicherte, dass die Entwicklungspläne für Givat HaMatos an die neue Entdeckung angepasst würden. „Jerusalem ist die Stadt, in der Vergangenheit und Zukunft miteinander verwoben sind. Die Stadtverwaltung von Jerusalem ist hocherfreut über die Entdeckung, dass wir während des Baus von drei Schulen in Givat HaMatos, die zur Bildung der zukünftigen Generation beitragen werden, einen Gruß aus der Vergangenheit erhalten haben – ein Aquädukt aus der Zeit des Zweiten Tempels“, unterstrich Lion.

„Der Entwicklungsboom, der zur Zukunft Jerusalems beitragen wird, erfordert auch die Bewahrung seiner glorreichen Vergangenheit. Aus diesem Grund haben wir uns mit der Altertumsbehörde darauf geeinigt, dass die Planung in voller Abstimmung und unter Berücksichtigung der Erhaltung des Aquädukts erfolgt, das in das Projekt integriert wird“, so das Jerusalemer Stadtoberhaupt.

Bild: Die antike Wasserleitung wird freigelegt. Foto: Emil Aladjem, Israelische Altertumsbehörde

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