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Rätselhafte Entdeckung in Jerusalem aus der Zeit der biblischen Könige

JERUSALEM, 01.09.2023 (TPS) – Im Davidstadt-Nationalpark in Jerusalem ist ein bisher unbekanntes Kanalsystem aus der Zeit des Ersten Tempels entdeckt worden, das die Archäologen vor ein Rätsel stellt. Bei Ausgrabungen wurden zwei etwa zehn Meter voneinander entfernte Anlagen freigelegt, die möglicherweise zu einer einzigen großen Anlage gehörten. Die erste Anlage besteht aus einer Reihe von mindestens neun eingeebneten Kanälen. Oben auf dem Felsen, der die Anlage im Süden umgibt, befinden sich sieben Abflussrohre, die Flüssigkeit von der Spitze des Felsens ableiteten.

Einzigartiger Fund

Solche Strukturen wurden nirgendwo sonst in Israel gefunden, und ihr Zweck bleibt rätselhaft.

„Wir haben sogar die forensische Abteilung der Polizei und Forscherkollegen in der ganzen Welt um Hilfe gebeten, aber bisher ohne Erfolg“, berichtet Dr. Yiftah Shalev, ein leitender Forscher der Altertumsbehörde.

Eine Theorie besagt, dass die Kanäle zum Einweichen von Produkten genutzt wurden, möglicherweise von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Flachs oder Datteln. „Um zum Beispiel Leinen herzustellen, muss der Flachs lange eingeweicht werden, damit er weich wird. Eine andere Möglichkeit ist, dass in den Rinnen Datteln gelagert wurden, die von der Sonne erwärmt wurden, um Dattelhonig herzustellen”, erklärt Shalev.

Das passt zu ähnlichen Strukturen, die in Oman, Bahrain und im Iran gefunden wurden, aber noch nie in Israel. „Wir sahen uns die Anlage an und erkannten, dass wir auf etwas Einzigartiges gestoßen waren, aber da wir eine solche Struktur noch nie in Israel gesehen hatten, wussten wir nicht, wie wir sie interpretieren sollten. Sogar das Datum war zunächst unklar“, so Shalev.

Professor Yuval Gadot von der Universität Tel Aviv, der ebenfalls an den Ausgrabungen beteiligt ist, erklärt: „Wir wissen, dass Jerusalem einst ein Gebiet umfasste, das die Stadt Davids und den Tempelberg, das Herz Jerusalems, einschloss. Die zentrale Lage der Kanäle in der Nähe der wichtigsten Bereiche der Stadt deutet darauf hin, dass die dort hergestellten Produkte mit der Wirtschaft des Tempels oder des Palastes in Verbindung standen.“

Bezug zum Tempel?

Er macht deutlich, dass zu den rituellen Aktivitäten des Tempels „das Einbringen von tierischen und pflanzlichen landwirtschaftlichen Produkten in den Tempel gehörte; oft brachten die Tempelbesucher Produkte mit, die die Heiligkeit des Ortes verkörperten“.

Obwohl nicht klar ist, wann die Kanäle gegraben wurden, waren die Forscher in der Lage, den Zeitpunkt zu datieren, an dem die Stätte nicht mehr genutzt wurde: “Ende des 9. Jahrhunderts vor der Zeitenwende, zur Zeit der biblischen Könige von Juda, Joasch und Amazja. Wir gehen davon aus, dass die beiden Anlagen, die möglicherweise gemeinsam genutzt wurden, einige Jahrzehnte früher errichtet wurden“, so die Mitteilung der Archäologen.

Die Ausgrabungsstätte unmittelbar vor den Mauern der Jerusalemer Altstadt. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Der Davidstadt-Nationalpark ist der Ort, an dem König David einst seine Hauptstadt errichtete und an dem sich viele wichtige biblische Ereignisse abspielten. Besucher können die ausgegrabenen Überreste von Häusern, Zisternen und Befestigungsanlagen besichtigen und erhalten so einen Einblick in die antike Geschichte Jerusalems. Der Park ist vor allem für den Hiskia-Tunnel bekannt, den König Hiskia bauen ließ, um die Stadt mit Wasser zu versorgen.

Wie die Antikenbehörde mitteilte, werden die mysteriösen Kanäle in der kommenden Woche für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Titelbild: Forscher untersuchen die geheimnisvollen Kanäle, die im Davidstadt-Nationalpark in Jerusalem ausgegraben wurden. Foto: Emil Aladjem / Israelische Altertumsbehörde

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