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Ex-Chef des Nationalen Sicherheitsrates: „Wenn wir den Krieg beenden, waren die Opfer umsonst“

JERUSALEM, 20.08.2024 (NH) – Der ehemalige Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Generalmajor a.D. Yaakov Amidror, hat sich dem komplexen Thema gewidmet, wie es mit dem Gazastreifen nach Abschluss eines Geiselabkommens weitergehen könnte. Er betont, dass Israel den andauernden Krieg nicht auf den Norden des Landes ausweiten, sondern sich darauf konzentrieren sollte, die terroristischen Kapazitäten der Hamas zu zerstören.

Militär am Scheideweg

Amidror ist Ehrenmitglied des unabhängigen Forschungsinstituts „Jerusalem Institute for Strategy and Security“. Er warnt in einem Radiointerview, dass der jüdische Staat es sich nicht leisten könne, von seinem Ziel abzuweichen, die Hamas in Gaza zu zerschlagen. „Ich glaube nicht, dass Israel den Krieg jetzt ausweiten sollte, wenn es sich nur auf Gaza konzentrieren kann“, sagte der 76-Jährige dem Radiosender 103 FM. „Die Armee muss sich in den nächsten ein bis zwei Monaten auf Gaza fokussieren, um die Zerschlagung aller Kapazitäten der Hamas abzuschließen, danach wird sie an einem Scheideweg stehen.“

Generalmajor Amidror betont, Israel stehe nicht unter dem Druck, übereilte Entscheidungen zu treffen. „Wenn wir den Krieg jetzt beenden, werden all die Opfer, die während des Krieges gestorben sind, umsonst gewesen sein. Die Hamas wird sich neu organisieren, und die Philadelphi-Route wird dafür offen sein“.  Für Yaakov Amidror war der Krieg gegen die Terrorregierung in Gaza mehr als gerechtfertigt. Das Hauptziel der Bodenoffensive, die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören, müsse erreicht werden. Würde die Militäroffensive zum jetzigen Zeitpunkt beendet, stelle die Hamas weiterhin eine Bedrohung für die Existenz des jüdischen Staates dar.

Ein Blick auf den Philadelphi-Korridor zwischen dem südlichen Gazastreifen und Ägypten – einer der Hauptstreitpunkte in den jüngsten Verhandlungen über ein Geiselabkommen. Foto: Oren Cohen/Flash90

Problematik um den Philadelphi-Korridor

Der 76-Jährige stellt klar: „Die aktuelle Forderung ist, dass wir (das israelische Militär) Gaza verlassen und den Philadelphi-Korridor räumen. Praktisch bedeutet das, dass die Hamas wieder mit dem Sinai verbunden wird. Man kann nicht nur eine Seite des Problems darstellen, ohne den Preis zu nennen“.

Bereits in der Vergangenheit hatte der Generalmajor erklärt, Israel werde „einen sehr hohen Preis für die Entführten zahlen“. Amidror warnte jedoch davor, dass sich die Hamas während einer vorübergehenden Waffenruhe auf eine Fortsetzung des Krieges vorbereiten werde. Israel müsse auf zwei parallele Ziele hinarbeiten: die Eliminierung der Hamas und die Freilassung aller Geiseln.

Generalmajor a.D. Yaakov Amidror war in seiner langjährigen Militärlaufbahn unter anderem Leiter der Forschungsabteilung des militärischen Geheimdienstes, Militärsekretär des Verteidigungsministers und Kommandeur der Militärakademien. Die israelischen Militärakademien sind eine Reihe von Ausbildungseinrichtungen für Offiziere verschiedener Ränge innerhalb der Armee.

Titelbild: Yaakov Amidror bei einer Konferenz der israelischen Zeitung „Makor Rishon“ in der südisraelischen Stadt Sderot. Foto: Liron Moldovan/Flash90

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