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Millionen Schekel in Terrortunnel und hochtechnologische Radarsysteme: Die Jagd nach Top-Terrorist Yahya Sinwar

JERUSALEM, 26.08.2024 (NH) – Die amerikanische Tageszeitung New York Times hat am Sonntag einen Sonderbericht über die gemeinsame Jagd der Vereinigten Staaten und Israels auf den Top-Terroristen der Hamas, Yahya Sinwar, veröffentlicht. Demnach hätten die beiden verbündeten Staaten den Terrorchef Anfang des Jahres fast gefasst.

Sinwars unterirdische Flucht 

Einem Bericht der einflussreichen New York Times zufolge stürmte ein Spezialkommando des israelischen Militärs am 31. Januar ein ausgeklügeltes Tunnelsystem in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen, in dem sich Sinwar kurz zuvor aufgehalten haben soll. Der Tunnelkomplex sei von Sinwar als Wohnsitz genutzt worden, heißt es in dem Exposé. Beim Eintreffen der israelischen Streitkräfte fehlte von dem Top-Terroristen jedoch jede Spur. Zurückgelassen hatte der Hamas-Chef mehr als 3,6 Millionen Schekel (rund 900.000 Euro) in bar und Dutzende wichtiger Dokumente. Nach den Recherchen der Times hielt sich Sinwar während der Kämpfe vor allem in Tunneln unter seiner Heimatstadt Khan Yunis auf. Später soll er sich aber auch unterirdisch nach Rafah und Gaza-Stadt begeben haben. In den Tunnelsystemen unter Gaza-Stadt kommunizierte Sinwar noch mit Handys und Satellitentelefonen. Die Zeitung enthüllte, Israel habe zugestimmt, die Hamas weiterhin mit Benzin zu versorgen, damit die Mobilfunknetze funktionierten und der Terrorchef weiterhin abgehört werden könne.

Das Bargeld, das Sinwar bei seiner Flucht zurückließ. Foto: Israelischer Armeesprecher

Umstieg auf Kuriere

Israelischen und amerikanischen Quellen zufolge soll Sinwar jedoch im Laufe des jüngsten Gaza-Krieges „Eiserne Schwerter“ beschlossen haben, ganz auf elektronische und digitale Kommunikation zu verzichten und stattdessen ein Netzwerk menschlicher Kuriere zu nutzen. „Wie dieses System funktioniert, bleibt ein Rätsel“, schrieb die Times. Es sei darauf hingewiesen, dass ein ähnlicher menschlicher Kurier dem israelischen Militär den Aufenthaltsort des hochrangigen Hamas-Führers Mohammed Deif verriet, was kurz darauf zu seiner Tötung führte.

Interviews mit Dutzenden Offiziellen in Israel und den USA ergaben, dass beide Länder enorme Ressourcen in die Jagd auf Sinwar investierten. Dem israelischen Geheimdienst Shin Bet stellte Washington ein hochmodernes „Bodenradar“ zur Verfügung, um das Terrorgenie und andere hochrangige Hamas-Mitglieder aufzuspüren.

Eingang zu einem Terrortunnel in Khan Yunis. Laut Times-Artikel muss Sinwar aus gesundheitlichen Gründen von Zeit zu Zeit an die frische Luft. Foto: Israelischer Armeesprecher

Terrormacht ungebrochen

Darüber hinaus haben die Geheimdienste beider Länder herausgefunden, dass Sinwar die israelischen Medien akribisch verfolgt, vor allem aber die 20-Uhr-Nachrichten auf Israels Hauptkanälen.

Der Times-Artikel vergleicht die Flucht des Top-Terroristen sogar mit der Bin Ladens. Die Suche nach Sinwar gestaltet sich jedoch noch frustrierender, da er von seinem Versteck aus weiterhin aktiv Krieg führt. Darauf deuten Äußerungen der Hamas-Delegation in Doha hin, die behauptet, ohne Sinwars Zustimmung keine Entscheidung über ein Geiselabkommen treffen zu können. Das bedeutet, dass der Terrorchef nach wie vor die Terrororganisation und die Enklave kontrolliert. Dennoch hat Israel in den vergangenen Monaten mehr als einmal deutlich gemacht, Sinwar erwartete das gleiche Schicksal wie seine hochrangigen Terrorkollegen Ismail Haniyeh und Mohammed Deif.

Titelbild: Sinwar in seinem unterirdischen Tunnelkomplex. Im Januar entkam der Terrorist nur knapp den israelischen Sicherheitskräften. Foto: Israelischer Armeesprecher

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