Keine Waffenruhe im Norden: Netanjahu will „mit aller Härte“ weiter kämpfen
JERUSALEM, 26.09.2024 (TM) – Ein gemeinsamer Vorschlag der USA und Frankreichs für eine dreiwöchige Waffenruhe mit der Hisbollah ist in Israel auf ein geteiltes Echo gestoßen. Nachdem es zunächst hieß, Israel sehe die Initiative positiv, lehnten Außenminister Katz und die nationalistischen Parteien der Regierungskoalition den Vorschlag am Nachmittag ab.
Lange Kampfpause der Hisbollah
Die Terrorgruppe Hisbollah hatte am Mittwoch um 15.30 Uhr den Raketenbeschuss Israels eingestellt. Die ganze Nacht über gab es keinen einzigen Angriff, obwohl die israelische Luftwaffe Stellungen der Terroristen im Südlibanon bombardierte. Das weckte Hoffnungen. Heute Morgen hieß es aus den USA, man rechne mit einem Waffenstillstand „in den nächsten Stunden“. Der von den USA und Frankreich ausgehandelte Vorschlag wurde auch von Australien, Kanada, der Europäischen Union, Deutschland, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar unterstützt. Er sah einen 21-tägigen Waffenstillstand und die Umsetzung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates vor. Diese besagt, dass sich die Hisbollah nicht südlich des Lithani-Flusses aufhalten darf. Damit wäre eine der wichtigsten Forderungen Israels erfüllt worden: der Rückzug der Islamisten aus dem Grenzgebiet.
Arabische Medien berichten, dass die Hisbollah zu einem Rückzug nur unter der Bedingung eines dauerhaften Waffenstillstands im Gazastreifen bereit gewesen sei. Diese Forderung habe schließlich zum Scheitern der Gespräche geführt.
Von der Hisbollah selbst gab es keine offizielle Stellungnahme. Doch um 10.50 Uhr ging der Krieg weiter: Die Terrororganisation feuerte 45 Raketen auf die Hafenstadt Akko ab. Einige stürzten ins Meer, andere wurden von der Luftabwehr abgefangen. Danach setzte die Terrororganisation den massiven Beschuss von Städten in Galiläa fort.
Außenminister Israel Katz erklärte, es werde keinen Waffenstillstand im Norden geben. Im Regen stehend, nachdem er sein Flugzeug auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen verlassen hatte, betonte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Israel werde die Hisbollah weiterhin „mit aller Härte“ angreifen: „Wir werden nicht aufhören, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben, allen voran die sichere Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser.“ Zuvor hatte Polizeiminister Itamar Ben-Gvir damit gedroht, die Regierungskoalition platzen zu lassen, sollte es zu einem dauerhaften Waffenstillstand kommen.
Oppositionsführer Yair Lapid hatte sich für die Waffenruhe ausgesprochen. Auch Soldatenmütter und Ehefrauen unterstützten den Vorschlag. Sie wiesen darauf hin, dass ihre Liebsten nach fast einem Jahr Krieg erschöpft seien. Die Angehörigen hatten auf ein Schweigen der Waffen während der bevorstehenden jüdischen Feiertage gehofft.
Militär gegen Waffenruhe
Am Nachmittag tötete die israelische Luftwaffe mit einem gezielten Schlag den Chef der Luftangriffsabteilung der Hisbollah, Hussein Sarur. Armeechef Herzi Halevi stellte danach klar: „Wir müssen die Hisbollah weiter angreifen. Wir haben seit Jahren auf diese Gelegenheit gewartet.“ Das Militär sei zum jetzigen Zeitpunkt gegen einen Waffenstillstand.
Bild: Benjamin Netanjahu und seine Frau Sara auf dem Weg nach New York. Der israelische Regierungschef spricht am Freitag vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Foto: Avi Ohayon / GPO