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Jom Kippur: Ein Tag der Besinnung, des Fastens und der Gebete

JERUSALEM, 11.10.2024 (DK/TM) – Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, beginnt heute Abend mit Sonnenuntergang. Es ist ein Ruhe- und Fastentag. Von wenigen Ausnahmen abgesehen dauert der Gottesdienst in den Synagogen beinahe den ganzen Tag.

Für 25 Stunden steht das gesamte öffentliche Leben still. Nicht nur Restaurants und Cafés, sondern auch viele Straßen und sogar der internationale Flughafen bleiben geschlossen. Das sogenannte Versöhnungsfest schließt die zehntägigen „Hohen Feiertage“ ab, welche mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana ihren Anfang nahmen.

Fest der Versöhnung Gottes mit seinem Volk

Die ausführlichste Darstellung des Feiertages in der Bibel findet sich im 3. Buch Mose: „Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn.“ Im Judentum wird Jom Kippur daher als ein Fest der Versöhnung zwischen Gott und seinem Volk begangen. In den Synagogen wird zu diesem Anlass alles traditionell in weiß gehalten und auch die Besucher des Gottesdienstes tragen weiße Kleidung.

„An Yom Kippur haben wir eine unglaubliche Chance“, erklärt Rabbiner Arik Speaker: „Es ist die Chance für einen Neubeginn und das Wissen um das, was falsch war. Wir sagen nicht einfach: Es ist passiert, wir machen weiter.“ Durch Gottes Vergebung werde Negatives sogar zu Positivem, so der jüdische Talmud. Der Talmud zeigt auf, wie die biblisch-jüdischen Regeln in der Praxis und im Alltag von den Rabbinern verstanden und ausgelegt wurden.

Der Abschluss des Feiertages wird mit dem Blasen des Schofarhorns ausgerufen. In Israel wird Jom Kippur auch von vielen religionsfernen Menschen sehr ernst genommen. Umfragen zufolge wollen rund 60 Prozent der jüdischen Israelis das Fasten einhalten. Dagegen gaben nur 23 Prozent der Befragten an, dass sie einen der langen Synagogengottesdienste besuchen würden. In den sonst so geschäftigen Großstädten Israels ist es an Jom Kippur völlig still. Auf den leeren Straßen gehen viele Familien spazieren und Kinder nutzen den Tag oftmals, um auf den unbefahrenen Autobahnen Radtouren zu unternehmen.

Kampfsoldaten dürfen nicht fasten

Der Krieg sorgt für eine Ausnahmeregelung beim diesjährigen Fest: Kampfsoldaten dürfen an Jom Kippur nicht fasten. Das bekräftigte der neu ernannte sephardische Oberrabbiner David Yosef, der eine entsprechende Anordnung der Militärrabbiner unterstützte. Nach jüdischem Recht hat die Rettung von Menschenleben Vorrang vor der Einhaltung religiöser Vorschriften, einschließlich des Verbots, an Jom Kippur zu essen.

Titelbild: Menschen beten an der Kotel in Jerusalem am Vorabend von Jom Kippur um Vergebung. Foto: Arie Leib Abrams/Flash90

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