Die Barriere der Angst bricht – Freude in Gaza über die Tötung des Top-Terroristen Yahya Sinwar
JERUSALEM, 20.10.2024 (NH) – Die Nachricht vom Tod des brutalen Hamas-Führers Yahya Sinwar, der als Drahtzieher des blutigen Massakers vom 7. Oktober gilt, hat sich nicht nur in Israel, sondern weltweit wie ein Lauffeuer verbreitet. Hochrangige Politiker gratulierten zum Ende des Massenmörders, Washington ließ verlauten, dass „der Gerechtigkeit Genüge getan wurde“. Überraschenderweise wurde die Tötung des mächtigsten Mitglieds der Terrororganisation auch von einigen Palästinensern in Gaza gefeiert. Das zeigt jetzt eine Tonaufnahme, die der israelische Militärsprecher veröffentlicht hat.
Gaza gespalten über Sinwars Tod
Während viele Palästinenser im Gazastreifen Yahya Sinwar schätzten und ihn nach seinem Tod sogar zum Helden ernannten, empfinden andere Erleichterung über seinen Tod. Der arabische Armeesprecher Avichay Adraee veröffentlichte am Freitag auf seinem X-Account (ehemals Twitter) eine Tonaufnahme von zwei Bewohnern Gazas. In dem Gespräch bringen die beiden Palästinenser ihre Freude über die Tötung des Hamas-Chefs zum Ausdruck: „Sinwar ist tot und weg“, ist eine männliche Stimme zu hören. „Er soll zur Hölle fahren! Ich schwöre, ich habe gejubelt, als mir die Nachricht überbracht wurde“, freut sich eine Frau. Während der Mann auf göttliche Gnade für den Top-Terroristen hofft, entgegnet die Frau: „Er hat doch alles zerstört. Möge Gott ihm nicht gnädig sein, weder ihm (Sinwar) noch Haniyeh. Ich hoffe, dass sie nie Gottes Gnade sehen werden“. Die Palästinenserin berichtet weiter, in der Enklave würden sogar Süßigkeiten und Kaffee als Zeichen der Freude über den Tod Sinwars verteilt.
Erst Haniyeh, jetzt Sinwar
Ismail Haniyeh, seit sieben Jahren oberster politischer Führer der Terrororganisation, ist am 31. Juli in Teheran getötet worden. Iranischen Medienberichten zufolge soll ein Luftangriff auf Haniyehs Wohnung den Terroristen getötet haben. Haniyeh hatte sich zuvor mit dem obersten iranischen Religionsführer Ali Chamenei getroffen. Israel hat sich bislang nicht zum Tod des Hamas-Politikers geäußert.
Zudem berichtete Armeesprecher Avichay Adraee gestern, dass „Sinwars Barriere der Angst“ gebrochen sei und hunderte palästinensische Zivilisten damit begonnen hätten, Dschabalija im Norden von Gaza zu verlassen. „Als Teil einer gemeinsamen Operation des Militärs und des Inlandsgeheimdienstes in der vergangenen Nacht, nachdem Armeetruppen der 162. Division gegen Terroristen und terroristische Strukturen in der Dschabalija-Region vorgegangen waren, begannen Hunderte von Zivilisten mit der Evakuierung des Gebiets“, schrieb Adraee. Das Militär habe der Zivilbevölkerung ermöglicht, das Gebiet über organisierte sichere Korridore zu verlassen.
Die in Gaza herrschende Terrororganisation wird seit langem beschuldigt, abweichende Meinungen oder Stimmen gegen das Terrorregime mit brutaler Gewalt zu unterdrücken. Dennoch gab es in den letzten Monaten einige sehr seltene öffentliche Äußerungen gegen die Hamas.
Ungeplante Überraschungsaktion
Nach dem grausamen Hamas-Massaker, das von Sinwar dirigiert wurde, versteckte sich der Erzfeind Israels in Tunneln unter dem Gazastreifen. Von dort aus führte er mehr oder weniger direkte Verhandlungen über einen Geiselaustausch. Nun wurde der brutale Terrorist am Mittwoch von der israelischen Armee in Tel Sultan in Rafah in einer unvorhergesehenen Operation getötet und seine Leiche identifiziert.
Die israelische Luftwaffe hat am Samstag Flugblätter mit Bildern des getöteten Terroristenführers und der Botschaft „Hamas regiert nicht mehr in Gaza“ über dem südlichen Gazastreifen abgeworfen. „Wer die Waffen niederlegt und die Geisel freilässt, kann gehen und in Frieden leben“, hieß es auf dem Flugblatt.
Titelbild: Die Leiche des Terroristen wird geborgen und zur Identifizierung nach Israel gebracht – später wird die Identität von Sinwar bestätigt. Foto: privat